So soll das neue Odeon am Finanzgarten aussehen

Eine neue Heimat für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks? Ein junger Architekt hat eine Vision für den Finanzgarten am Odeonsplatz, die nicht frei von Öko-Kitsch ist.
Robert Braunmüller |
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Ökokitsch? Das Tragwerk des Konzertsaals ähnelt einem Wald.
Markus Krempels 3 Ökokitsch? Das Tragwerk des Konzertsaals ähnelt einem Wald.
Ein Schnitt durch das Gebäude.
Markus Krempels 3 Ein Schnitt durch das Gebäude.
Der Blick von der Ludwigstraße in die verkehrsberuhigte Galeriestraße.
Markus Krempels 3 Der Blick von der Ludwigstraße in die verkehrsberuhigte Galeriestraße.

München - Es ist eine endlose Geschichte. Seit 10 Jahren wird über den Bau eines Konzertsaals für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks diskutiert. Die Musiker leiden unter der mäßigen Akustik am Gasteig und der dortigen Planungshoheit der städtischen Philharmoniker. Der Marstall hinter dem Nationaltheater und der Kongresssaal des Deutschen Museums waren bereits als Bauplätze im Gespräch. Sie wurden verworfen. Nun konzentriert sich die Debatte auf den Finanzgarten am Odeonsplatz.

Von einem Durchbruch ist allerdings nicht zu berichten. Die rundfunkpolitisch Frage der Finanzierung ist ungeklärt, eine Baugenehmigung gibt es auch nicht. Das Gelände steht außerdem unter Landschaftsschutz. Aber es scheint der einzig geeignete Bauplatz in der Innenstadt zu sein, die von den den Initiatoren und den möglichen Sponsoren als Standort bevorzugt wird.

Das Konzertsaal-Projekt war bisher eine Sache für Klassik-Spezialisten, Akustik-Feinschmecker und politische Altherren-Hinterzimmer. Im Unterschied zur Renovierung des Prinzregententheaters und dem Bau der Pinakothek der Moderne ist es nie im Herzen der Münchner angekommen. Das wollen Manfred Wutzlhofer und Hans Robert Röthel vom Verein „Konzertsaal München e.V.“ ändern. Sie wollen dem Projekt das Elitäre nehmen, eine Diskussion anstoßen und den Neubau zu einem echten Bürgerprojekt machen.

Eine leichter Hang zum Öko-Kitsch

Das könnte im Finanzgarten gelingen. Es ist ein eher verwunschener Ort, der eine Aufwertung vertragen könnte. Gebaut werden sollte an seinem westlichen Rand: auf einer mäßig schönen Wiese und einem Parkplatz mit Baucontainern hinter dem auch nicht übermäßig schönen Nazi-Bau des Landwirtschaftsministeriums.

Um das Projekt anschaulicher zu machen, stellte der Verein gestern ein Projekt des jungen Architekten Markus Krempels vor. Es entstand als Abschlussarbeit an der Technischen Hochschule Nürnberg: ein filigraner, auf Offenheit angelegter Konzertsaalbau, der organische Formen aufgreift. Mit Bäumen als Tragwerk und einem Blätterdach als Fassade ist es von Öko-Kitsch nicht frei.

Es ist heikel, in einem Landschaftsschutzgebiet zu bauen. Röthel und Wutzlhofer geben das offen zu. Aber sie sind der Ansicht, dass der Finanzgarten durch den Neubau aufgewertet würde. Jeder Baum könnte an anderer Stelle neu gepflanzt werden. Die Galeriestraße, heute Sackgasse und Parkplatz, würde zu einer echten Verbindung zwischen Odeonsplatz und Englischem Garten. Krempels kann sich sogar eine Belebung des Hofs im Landwirtschaftsministerium und eine Nutzung des Prinz-Carl-Palais' für Kammerkonzerte vorstellen.

Das Zeitfenster ist offen

Das alles ist nicht ohne Charme. Außerdem hat sich ein Zeitfenster geöffnet: Ministerpräsident Seehofer ist beim Orchester im Wort. Der Neubau gehört zu seinem Regierungsprogramm und müsste in der laufenden Legislaturperiode beschlossen werden. Bei einer Fertigstellung um das Jahr 2020 herum könnten auch die Philharmoniker und gastierende Orchester in den Neubau ausweichen, wenn die Philharmonie am Gasteig renoviert werden würde. Und ein neuer, akustisch optimaler Konzertsaal würde der Musikstadt München gut anstehen. Dass der Bedarf für einen dritten Saal neben der Philharmonie und dem ebenfalls renovierungsbedürftigen Herkulessaal besteht, versichern auch die privaten Konzertveranstalter.

Das Projekt von Markus Krempels bedeutet keine Festlegung. Es gibt nur eine Vorstellung dessen, was sein könnte. Die Regeln öffentlichen Bauens sehen einen Wettbewerb vor, an dem sich der junge Architekt beteiligen könnte. Irgendwann müssen die Konzertsaalbefürworter auch offen über die Kosten und ihre Kontrolle reden. Denn eine zweite Elbphilharmonie an der Isar braucht und will niemand.

 

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