So reagieren die Münchner auf das ganztägige Alkoholverbot
Seit 1. August gilt am Münchner Hauptbahnhof ein ganztägiges Alkoholverbot. Nicht bei allen kommt die neue Regelung gut an.
München - Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stehen Frank (50) und Klaus (59) unter einer Platane in der Schützenstraße und prosten sich mit Wasserflaschen zu. Ihre Antwort auf das permanente Alkoholverbot am Hauptbahnhof, das seit dem 1. August nicht mehr nur abends, sondern rund um die Uhr gilt.

Frank kommt morgens kurz nach 9 Uhr mit einer Leberkässemmel und einem Bier in der Hand aus einem Supermarkt in der Hopfenpost und geht in Richtung Hauptbahnhof. "Schon bin ich von einem Wachmann auf das Alkoholverbot angesprochen worden", erzählt der 50-jährige Münchner. "Ich kann ja begreifen, dass die Leute vergraulen wollen, die Ärger machen", sagt der Löwenfan, "aber wenn man mit seiner Brotzeit nicht mal mehr durch die Hopfenstraße gehen darf, ist das schon komisch."
Seit 1. August gilt Alkoholverbot am Hauptbahnhof
"Pure Ironie", ergänzt Jörg, "kein Bier in der Hopfenstraße, das ist doch urkomisch." Der 52-Jährige lebt seit acht Jahren am Hauptbahnhof. Alles, was er besitzt, passt in einen Koffer. Von morgens 6 Uhr bis abends 20 Uhr sitzt er am Bahnhofsplatz. Natürlich hat er oft eine Flasche Bier in der Hand. Am Donnerstag dauert es nur ein paar Schlucke und schon bekommt Jörg Besuch von einer Streife des KAD, des Kommunalen Außendienstes der Stadt.

"Leute, so geht das nicht mehr", sagt der Streifenführer. Geduldig erklären er und seine beiden Kollegen Alkis aus der Szene die neue Lage: striktes Alkoholverbot im Hauptbahnhof und den umliegenden Straßen. "Das machen wir schon seit Wochen", erzählt ein KAD-Mann.
Alkohol am Hauptbahnhof: Verkaufen okay, trinken verboten
Die meisten aus der Szene zeigen sich einsichtig. Manche stecken sich ihre Bierflasche in die Hosentasche, andere legen dezent eine Jacke drüber, oder stellen die Flasche am Boden ab, versteckt hinter Taschen.
Momentan drücken Polizei, Sicherheitsdienste und KAD ein Auge zu. Es bleibt bei freundlichen Ermahnungen und dem Hinweis, dass man im Wiederholungsfall auch ein Bußgeld kassieren könne.
Das ganztägige Alkoholverbot bedeutet nicht, dass es im Bahnhofsviertel nichts mehr zu trinken gibt. Im Gegenteil. Die Regale bei Yormas sind wie immer gut gefüllt, in den Supermärkten gibt es auch jede Menge Bier und auch harte Sachen.
Vergrault werden soll die Alk- und Drogenszene
"Ich verkaufe keinem Alkohol, der ihn bei mir vor der Tür trinken will", sagt Christian Dell, er betreibt den Rewe in der Schützenstraße. Dell hat schon versucht, auch die anderen Laden- und Supermarktbetreiber davon zu überzeugen, an gewisse Kunden keinen Alkohol mehr zu verkaufen. "Bisher hat es leider nicht geklappt", sagt Christian Dell.

Es wird auch nicht jeder, der eine Flasche Bier oder Wein dabei hat, von Ordnungskräften angesprochen. Vergrault werden soll die Alk- und Drogenszene. Manche weichen deshalb bereits aus in den Alten Botanischen Garten oder in den Nußbaumpark. "Da hat man seine Ruhe, wenn man ein Bier trinkt", erzählt Klaus (69).
Geschäftsleute im Viertel sehen die Abwanderung mit Freude. "Ich erwarte, dass es jetzt noch etwas ruhiger wird", sagt Marcello Ruhland, der eine Eisdiele betreibt.
Junge Liberalen kritisieren das Alkoholverbot
Wenn am 21. September das Oktoberfest startet, wird es schwierig, ein ganztägiges Alkoholverbot durchzusetzen, denn dann sind zahllose betrunkene Wiesnfans unterwegs.
Die Jungen Liberalen kritisieren das Alkoholverbot. "Das führt nur zu einer Verlagerung an andere Stationen oder Bahnhöfe.", so der Stadtvorsitzende der Julis München, Felix Meyer. Die Regelung sei eine "weitere Gängelung".
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