So erleben Münchner Türkei-Reisende den Putschversuch

Türkei-Urlaub trotz Putschversuchs: Statt bei Stornierungen müssen die Mitarbeiter an den Schaltern des Münchner Flughafens vor allem bei Umbuchungen helfen. Die Gefühle der Reisenden sind vielfältig - zuhause bleiben will hier aber kaum einer.
dpa |
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Hakan Dönmez: Sein Flug in die Türkei wurde annuliert.
dpa 4 Hakan Dönmez: Sein Flug in die Türkei wurde annuliert.
Hediye Tekin: Trotz der Lage in der Türkei fliegt Tekin nach Antalya.
dpa 4 Hediye Tekin: Trotz der Lage in der Türkei fliegt Tekin nach Antalya.
Lejla Delic mit ihrer Tochter Sina: Trotz der Situation in der Türkei fliegen die beiden nach Antalya.
dpa 4 Lejla Delic mit ihrer Tochter Sina: Trotz der Situation in der Türkei fliegen die beiden nach Antalya.
Emre Bulanik: Trotz der Lage in der Türkei fliegt Bulanik nach Antalya.
dpa 4 Emre Bulanik: Trotz der Lage in der Türkei fliegt Bulanik nach Antalya.

München - Ein tiefer Seufzer. Hakan Dönmez wendet sich ab und schlängelt sich durch die Reihen. Minutenlang hat er am Schalter im Münchner Flughafen diskutiert. "Jetzt brauche ich eine Zigarette", sagt er genervt und ist schon auf dem Weg aus dem Terminal.

Um 9.30 Uhr hatte er nach Istanbul fliegen wollen. Nun hat er erfahren, dass auch der am Samstagmorgen auf 20.30 Uhr umgebuchte Flug wegen des Putschversuchs in der Türkei ausfallen wird. Und nun? Der Mitarbeiter am Schalter habe ihm geraten, nach Hause zu gehen, sagt Dönmez. "Aber mein Zuhause ist die Türkei." Dönmez lacht gequält auf und erzählt: Zuhause, da warten seine Frau und seine kleine Tochter auf ihn.

Lesen Sie hier die Geschehnisse im AZ-Newsblog nach

Er ist nicht allein: Im Terminal des zweitgrößten deutschen Airports haben sich vor dem Schalter von Turkish Airlines lange Schlangen gebildet, zwei Mitarbeiter versuchen Reisenden zu helfen. Größtes Problem scheinen hier nicht Stornierungen von Reisenden zu sein sondern die mangelnden Plätze in Flugzeugen. Denn fliegen, das wird schnell klar, wollen hier trotz des versuchten Putsches fast alle.

Flüge in die Türkei annulliert

Mehrere Airlines haben ihre Flüge mit dem Ziel- oder Abflugsland Türkei annulliert, nachdem in der Nacht zum Samstag Teile des türkischen Militärs versucht hatten, die Macht im Land zu übernehmen. Regierungskreisen zufolge kamen dabei mehr als 250 Menschen ums Leben. Die Lufthansa strich bis zum frühen Abend fünf Flüge von München aus, auch drei Flüge von Frankfurt nach Istanbul wurden annulliert. Auch Turkish Airlines sagte im Laufe des Tages mehrere Flüge in türkische Metropolen ab. Badeorte werden aber angeflogen.

An der Gepäckaufgabe in München ist am Mittag viel los. Und während manche kurz vor der Reise doch noch Bedenken wegen der Sicherheit haben, geben sich andere gänzlich entspannt. "Die türkische Regierung hat das im Griff", sagt ein Mann auf dem Weg in den Urlaub in seinem Geburtsland. Terroristen seien das gewesen, ruft er noch.

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Auch Emre Bulanik und seine Familie stehen gelassen in der Schlange für einen Flieger nach Antalya und warten. "Ich bin glücklich und fröhlich, ich fliege in den Urlaub", sagt der 19-Jährige. Den versuchten Putsch hat er wie die meisten hier im Fernsehen verfolgt. Angst hat Bulanik trotzdem nicht: "Mei, das ist passiert, da kann man nichts machen. Jeden Tag, jederzeit sterben Menschen, überall."

Reisende erleben schlaflose Nacht

Lejla Delic ist die Urlaubsfreude dagegen erstmal vergangenen. Sichtlich übermüdet erzählt sie von einer schlaflosen Nacht. "Ich habe überlegt, was ich machen soll." Ihre zehn Jahre alte Tochter wollte wegen des Putschversuchs noch am Abend vorher nicht in die Türkei fliegen. Also hat Delic im Reisebüro angerufen, wollte stornieren. Weil sie niemanden erreichen konnte, sind sie und ihre Tochter nun doch zum Flughafen gekommen.

Zum Glück seien auch andere Passagiere da, sagt Delic. "Und die gehen, dann gehe ich halt auch." Trotz ihrer Angst nehmen Mutter und Tochter die Ereignisse ähnlich gelassen hin wie viele Reisende: "Wenn ich sterben muss, dann muss ich sterben", sagt Delic noch. "Ich überlege da jetzt nichts weiter."

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