Keine "hundertprozentige Sicherheit" auf der Wiesn

Hundertprozentige Sicherheit werde es auch auf der Wiesn nicht geben, sagt Innenminister Herrmann. Gleichwohl werden die Vorkehrungen zu möglichen Anschlagsszenarien noch einmal überprüft.
Ralph Hub |
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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nach dem Anschlag von Nizza: "Kein Ort in Europa ist sicher."
dpa/AZ Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nach dem Anschlag von Nizza: "Kein Ort in Europa ist sicher."

München - In ungewöhnlich deutlichen Worten hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann vor einem möglichen Anschlag islamistischer Terroristen auf das Münchner Oktoberfest gewarnt. "Die Gefahr ist sehr evident", sagte Herrmann am Freitag in München. Deshalb wird das Sicherheitskonzept für das Oktoberfest überprüft und gegebenenfalls weiter verschärft.

"Kein Ort in Europa ist sicher", betonte Innenminister Herrmann. "Die Art von Anschlägen kann sich jeden Tag ändern." Man werde alles tun, um Terroranschlägen vorzubeugen. Ein mit Sprengstoff beladener Lieferwagen als rollende Bombe oder ein Attentäter, der versucht mit einem Laster Absperrungen zu durchbrechen und in eine Menschenmenge zu rasen – die Sicherheitsbehörden in München beschäftigen sich nicht erst seit Nizza mit derartigen Szenarien.

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2009 wurde bereits das Sicherheitskonzept für die Wiesn deutlich verschärft. Damals wurden Betonelemente als Hindernisse auf die Zufahrtsstraßen rund um die Theresienwiese platziert, zusätzlich hatte man Lastwagen und städtische Müllautos quer auf Fahrbahnen gestellt, um zu verhindern, dass ein Amokfahrer durchbricht. Die Stadt hat zudem drei Sperrringe um die Theresienwiese gezogen. Mit dem Auto kommt nur rein, wer an den Kontrollpunkten entsprechende Papiere vorzeigen kann.

Seit 2011 wird das Festgelände durch insgesamt 180 sogenannte "Hochsicherheitspoller" abgeschirmt. Drei Millionen Euro hat die Stadt dafür ausgegeben. Die Poller sind zum Teil versenkbar und können bei Gefahr innerhalb von wenigen Sekunden ausgefahren werden.

Herrmann will in Kürze ein umfassendes Konzept vorlegen

Zudem sind eine Menge Polizisten auf und rund um die Theresienwiese im Einsatz. 300 Beamte gehören der Wiesnwache an, weitere 200 stehen im Umfeld bereit. Zusätzlich ist die Bundespolizei im Einsatz, die S-Bahn, Züge und die Bahnhöfe schützt. Zudem gilt während der Wiesn eine Flugverbotszone, die das Festgelände nach oben abschirmt. So weit das alte Sicherheitskonzept.

2009 war es auch, als die Polizei in München zwei Männer, die angeblich Kontakt zur islamistisch-extremistischen Szene hatten, während der Wiesn vorbeugend in Gewahrsam nahm. Konkrete Straftaten konnten die Ermittler den beiden Verdächtigen allerdings nie nachweisen.

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"Die Bedrohungen durch den islamistischen Terror nehmen in Europa enorm zu", betont Innenminister Herrmann. Deshalb soll das Sicherheitskonzept für die Wiesn nochmals geprüft werden. Zwar gehöre das Durchbrechen von Sperren mit Lkws seit langem zu denkbaren Anschlagsszenarien. Das Ganze müsse aber nun "sicherlich noch einmal neu überdacht werden".

Für die Kabinettsklausur übernächste Woche in St. Quirin kündigte der Minister an, er werde ein umfassendes Sicherheitspaket vorlegen. Gleichzeitig schränkt der Minister aber ein, dass es "hundertprozentige Sicherheit" nie geben werde.

"Die Sicherheit auf der Wiesn hat im Rahmen des Möglichen oberste Priorität", betont Bürgermeister Josef Schmid. Die Münchner Polizei hat bereits vor Wochen angekündigt, dass während des Oktoberfests verstärkt kontrolliert werde, und zwar sowohl auf dem Gelände als auch an den Zugängen.

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"Diese Sicherheitsmaßnahmen werden nach dem Anschlag von Nizza garantiert nicht weniger werden", sagt Polizeisprecher Werner Kraus. "Die Beurteilung der Sicherheitslage obliegt sinnvollerweise den Sicherheitsbehörden", betont Oberbürgermeister Dieter Reiter.

"Sollte Innenminister Hermann oder die Polizei weitere Maßnahmen für erforderlich halten, stehen wir diesen Maßnahmen selbstverständlich offen gegenüber", so Reiter. Er vertraue auf die langjährige gute Zusammenarbeit zwischen den Behörden. "Ein möglichst hohes Maß an Sicherheit für die Wiesnbesucher ist unser gemeinsames Anliegen."

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