Sie machen unseren Dreck weg

München - Am 14. April 1891 wurde es den Stadtoberen dann doch zu bunt – oder sollte man sagen: zu gstingert? Mit dem Erlass der „ortspolizeilichen Vorschrift über Lagerung und Wegschaffung des Hausunrats“ veranlassten sie die Gründung von Münchens erster Müllabfuhr.
Auf den Tag genau 125 Jahre ist das nun her. Davor hatte die im Zuge der Industrialisierung stark gewachsene Münchner Bevölkerung ihren Dreck in die stadtweit etwa 2700 Kehricht- und Düngergruben gekippt. Die wurden aber nur einmal im Jahr geleert – was der Stadt ein entsprechendes Odeur verlieh.
Seit dieser Tage hat sich bei der Abfallwirtschaft München, wie der Betrieb mittlerweile heißt, einiges getan. Statt der „Harritsch“ genannten Pferdewagen kurven nun hochmoderne Müllautos durch die Stadt. Statt der Ex-und-hopp-Mentalität gibt es nun ein bis ins Kleinste durchorganisiertes Recycling-System. Und natürlich sind in all den Jahren auch einige Anekdoten entstanden. Zu erwähnen wäre da sicherlich eine Begebenheit aus der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Internierten NS-Schergen – gerade noch Herrenmenschen – wurden zur Müllbeseitigung zwangsrekrutiert. Es fehlte einfach an einsatzfähigen Männern.
Aus jener Zeit stammt auch die Nachricht, dass sich in der Stadt Beschwerden über die Zuverlässigkeit der Müllmänner häuften. Die Münchner hatten das Gefühl, dass nur die Tonnen geleert werden, in deren Umgriff eine Brotzeit zu bekommen ist – also in der Nähe von Metzger- und Bäckereien.
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Das mit der Bestechlichkeit hat sich natürlich grundlegend geändert. Eine gute Brotzeit schätzen die Leute von der Müllabfuhr zwar noch immer, umsonst annehmen dürfen sie die aber nicht. Nicht einmal zu Weihnachten dürfen Müllmänner mittlerweile mehr Trinkgeld annehmen – so ändern sich die Zeiten.