Sicherheit in München: Polizeipräsident Hubertus Andrä zieht Bilanz für 2017

Was hat sich bewährt, wo gibt's Probleme? Polizeipräsident Hubertus Andrä über die Sicherheit in München im Jahr 2017 – und was heuer auf die Bürger und Beamten zukommt.
von  Nina Job
Kennzeichnungspflicht für USK-Beamte? Das sieht Hubertus Andrä kritisch.
Kennzeichnungspflicht für USK-Beamte? Das sieht Hubertus Andrä kritisch. © dpa

München - Mehr Beamte, eine bessere Ausrüstung, eine neue kleidsamere Uniform für alle - und neue Wohnungen. Außerdem eine kleine Entlastung für Bürger und Beamte. Das neue Jahr beginnt für die Münchner Polizei nicht schlecht - auch wenn viele Beamte sehr viele Überstunden vor sich herschieben - durchschnittlich 100 pro Kopf.

Polizeipräsident Hubertus Andrä (61) zog am Montag im Presseclub eine erste Bilanz für 2017 und gab schon mal einen Ausblick auf die erwartbaren Herausforderungen im neuen Jahr: Dazu gehören neben der Sicherheitskonferenz und dem Oktoberfest heuer Public Viewing-Veranstaltungen zur Fußballweltmeisterschaft und die Landtagswahl im Herbst.

Personal

2017 wurde bereits personell aufgestockt, bis Ende des neuen Jahres sollen weitere 500 zusätzliche Beamte eingestellt sein. "Und auch 2019 und 2020 hoffen wir auf jeweils 500 zusätzliche Beamte", so der Polizeipräsident. Fehlt nur noch das Okay vom Landtag.

Ausrüstung

Auch die Ausstattung der Beamten kann sich sehen lassen. "Alle Streifenwagen sind mittlerweile mit Schutzausrüstungen samt Helmen und kalaschnikovsicheren Westen ausgestattet", berichtete Andrä.

Der Testlauf mit Bodycams gilt als erfolgreich und wird wohl dazu führen, dass die kleinen Kameras, die Einsätze live mitfilmen, regulär eingesetzt werden. Außerdem sollen die Beamten mit sogenannten Tasern (Elektroschockern) ausgerüstet werden.

Auch läuft derzeit die Ausschreibung für eine neue Dienstwaffe. Und in diesem Jahr wird schließlich auch der letzte bayerische Polizist mit nagelneuer, blauer Uniform zum Dienst antreten dürfen. Die alte grüne darf als Andenken in den Schrank - oder wird für gemeinnützige Zwecke zu Taschen oder Rucksäcken umgearbeitet.

Sicherheit

Erfreulich scheint auch eine erste Bilanz für das vergangene Jahr zu sein. Hubertus Andrä ist sich sicher, dass die Kriminalstatistik 2017 im Vergleich zu anderen großen Städten wieder positiv ausfällt. "Wir bleiben auf jeden Fall unangefochten die sicherste Millionenstadt", so Andrä. Die Zahlen werden deutschlandweit auf 100.000 Einwohner hochgerechnet und miteinander verglichen.

Gewaltkriminalität

Ein positiver Trend ist auch bereits bei den Gewaltdelikten erkennbar: "Wir erwarten für 2017 keinen Anstieg", sagte der Polizeichef. Auf die Frage eines Journalisten, wie häufig Flüchtlinge an Gewaltstraftaten beteiligt seien, sagte er: "Es ist richtig, dass Zuwanderer verstärkt an diesen Delikten beteiligt sind." Genaue Zahlen wird es im Frühjahr geben.

Wohnungseinbrüche

Auch hier sind die Zahlen rückläufig.

Angriffe gegen Polizisten

Besorgnis erregend ist für den Polizeichef, dass Helfer bei Einsätzen immer häufiger verletzt werden. "Wir hatten rund 1.400 Angriffe gegen Polizeibeamte. Dabei wurden etwa 2.800 Kollegen verletzt. Es fällt auf, dass sich zunehmend völlig Unbeteiligte einmischen. Die kommen aus der Disco, wissen gar nicht, worum es geht, und gehen dazwischen", so Andrä.

Brennpunkt: Hauptbahnhof

Er ist und bleibt ein Schwerpunkt für die Polizei. Doch: "Die Situation am Hauptbahnhof hat sich verbessert", sagt der Polizeichef. Das Alkoholverbot, mehr fest installierte Kameras sowie verstärkte Kontrollen hätten sich bewährt. "Aber es gibt noch viel zu tun." So verlagert sich die "Szene" an andere Orte wie den Alten Botanischen Garten. Andrä gibt zu Bedenken: "Bei diesem Thema wird leicht vergessen, dass die Zahl der Obdachlosen stark gestiegen ist." Dies sei auch ein Grund, warum sich das Erscheinungsbild der Stadt verändere.

Tatsächlich hat sich die Zahl der Wohnungslosen seit 2008 verdreifacht. Vor neun Jahren lebten knapp 2.500 Wohnungslose in Notunterkünften, Pensionen und Wohnheimen, Anfang 2017 waren es mehr als 7.500 Menschen.

Wohnungsnot

Auch Polizisten haben es nicht leicht, bezahlbaren Wohnraum zu finden. "Es ist schwierig für uns, junge Beamte in München zu halten", sagt Andrä. An der Tegernseer Landstraße entstehen derzeit neue Wohnungen für Beamte.

Name an der Uniform

Auf der Uniform des Polizeipräsidenten steht sein Name. Von einer Kennzeichnungspflicht für das Unterstützungskommando USK hält Hubertus Andrä aber nichts - trotz des Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, das Bayern zu Schadenersatzzahlungen wegen brutaler Ausraster von Polizeibeamten zwingt. Für Andrä überwiegt der Schutz des einzelnen Beamten. "Wir haben eine Szene, die im privaten Umfeld Beamte auskundschaftet."

Pc statt Revier

Bürger sollen künftig online Anzeige erstatten können. "Derzeit wird dafür die Technik erprobt." Diese Möglichkeit betrifft nur wenige Deliktarten wie Fahrraddiebstahl.

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