"Sichere Wiesn" teilte erfundenen Überfall auf Mitarbeiterin - Stellungnahme

"Wir sind alle davon ausgegangen, dass es stimmt". Nachdem erhebliche Zweifel an den Schilderungen eines Überfalls bei der Wiesn aufkamen, äußern sich die Träger der Aktion "Sichere Wiesn" - ausgerechnet eine Mitarbeiterin soll sich den Übergriff einer Männergruppe ausgedacht haben.
Linda Vogt |
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Auf dem Heimweg wurde sie von Männern überfallen, so schilderte es das vermeintliche Opfer.
dpa Auf dem Heimweg wurde sie von Männern überfallen, so schilderte es das vermeintliche Opfer.

München - Warum teilte die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" die Schilderungen des vermeintlichen Opfers ungeprüft? "Wir sind alle davon ausgegangen, dass es stimmt", betont Christine Rudolf-Jilg auch Nachfrage der AZ. Sie arbeitet bei Amyna, einem Verein zur Prävention von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Es ist einer der drei Träger der Aktion "Sichere Wiesn".

Amyna hatte in einer Pressemitteilung darüber informiert, dass eine ehrenamtliche Mitarbeiterin von einer Gruppe Männern auf ihrem Wiesn-Heimweg überfallen und verletzt worden sein soll. Eine Anzeige hatte es in diesem Fall nicht gegeben, die Polizei bekam erst durch die entsprechende Pressemitteilung und die anschließenden Medienberichte Wind von der Sache - und erhebliche Zweifel. Da war die Geschichte aber schon längst in der Welt.

Freiwillig hatten die Verantwortlichen den Vorfall nicht öffentlich gemacht, heißt es bei Amyna. Die Anonymität des Opfers zu wahren habe schließlich oberste Priorität. Doch sie standen unter Zugzwang: Journalisten hatten anonyme Hinweise bekommen, begannen "rumzustochern", erklärt Rudolf-Jilg. Bei 70 ehrenamtlichen und zehn Fachmitarbeitern sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Geschichte öffentlich wird. Also verschickte man die Mitteilung an ausgewählte Medienvertreter. 

Es sei das erste Mal in 15 Jahren, dass sie so einen Vorfall erlebt, sagt Rudolf-Jilg. "Wir begleiten Frauen, die Gewalt erlebt haben, nach bestem Wissen und Gewissen." Dazu gehöre auch, den Opfern nach einer Gewalttat ihr Selbstbestimmungsrecht zurückzugeben. Die Betroffenen entscheiden selbst, ob sie einen Vorfall zur Anzeige bringen. Ebenso, ob sie sich rechtsmedizinisch untersuchen lassen. In diesem Fall habe man der Mitarbeiterin angeraten, sich an eine Untersuchungsstelle der LMU zu wenden, dort dokumentieren Rechtsmediziner fachgerecht und gerichtsverwertbar Verletzungen und sichern Spuren. Auch das hatte die Frau abgelehnt. 

Mitarbeiterin wusste vorab von Pressemitteilung

Der Schutz der Frauen stehe an oberster Stelle bei der Aktion "Sichere Wiesn", das macht Rudolf-Jilg in dem Gespräch immer wieder deutlich. Die Pressemitteilung sei natürlich mit der Mitarbeiterin abgesprochen gewesen. Aktuell habe man allerdings keinen Kontakt, und zwar auf Wunsch der Mitarbeiterin.

Seit 2003 bieten die Helferinnen Mädchen und Frauen, die sich bedroht fühlen oder sexuell belästigt wurden, eine sichere Anlaufstelle auf der Wiesn. Die Stadt fördert die Aktion. Daran werde sichauch nichts ändern, betonte eine Sprecherin des Münchner Sozialreferats auf AZ-Anfrage vergangene Woche: "Das hat mit der Aktion nichts zu tun. Wir schließen nicht von dem Verhalten einzelner Ehrenamtlicher auf den Förderbedarf eines ganzen Vereins, der sehr gute Arbeit leistet."

Gibt es Konsequenzen?

Der Vorfall soll bei der Auswertung der Aktion während der diesjährigen Wiesn besondere Beachtung finden. Ob es interne Konsequenzen gibt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt also noch nicht sagen.

"Wir haben uns um eine Frau gekümmert, die unsere Hilfe gesucht hat", fasst es Rudolf-Jilg zusammen. "Ich sehe nicht, wo wir als Organisation versagt haben", . 

Lesen Sie auch: U-Bahn: Ein zweiter Bahnhof für die Wiesn!

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