U-Bahn: Ein zweiter Bahnhof für die Wiesn!
München - Gut zwei Wochen im Jahr herrscht an der U-Bahnstation Theresienwiese der Ausnahmezustand. Beim Oktoberfest spucken die Züge an der Haltestelle jede Stunde mehrere Tausend Wiesn-Besucher aus. Doch schon in einigen Jahren könnte sich der Andrang ein bisschen entzerren.
Neue U-Bahnlinie U9
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) kann sich inzwischen einen zweiten Wiesn-Bahnhof vorstellen. Die geplante Innenstadtlinie U9 soll neuesten Modellen zufolge nämlich nicht mehr die U-Bahnstation Theresienwiese kreuzen. Stattdessen ist ein neuer U-Bahnhof am Esperantoplatz vorgesehen – also direkt am östlichen Rand der Theresienwiese (siehe Grafik).

MVG-Sprecher Matthias Korte bestätigt entsprechende Informationen der AZ. Über den Status der Prüfung sei man momentan zwar noch nicht hinaus. "Wir loten gerade aus, wo der Zug hinfahren soll", sagt Korte. Die Variante mit der Trassenführung über den Esperantoplatz ist bei der MVG aber derzeit der Favorit.
Nach Angaben der Verkehrsgesellschaft hätte diese Linienführung nicht nur den Vorteil, zur Wiesn-Zeit die Besucherströme besser verteilen zu können. Durch die Weiterführung über die Poccistraße könnte auch der dort vorgesehene Regionalzug-Halt gut angebunden werden.
Fallen die Bahnhöfe Implerstraße und Poccistraße ganz weg?
In den Planspielen der MVG spielt deshalb auch ein neuer Super-Bahnhof eine Rolle. Um das Umsteigen zwischen U-Bahnen, Bussen und Regionalzügen optimal gestalten zu können, könnte man die Bahnhöfe Poccistraße und Implerstraße nämlich auch dichtmachen und durch einen neuen Bahnhof in der Mitte ersetzen. Die Poccistraße und die Implerstraße würden dann zu Geisterbahnhöfen, an denen keine U-Bahn mehr anhält.
Wohlgemerkt: Fix ist das alles noch nicht. Die MVG betont, dass es zum jetzigen Zeitpunkt auch genauso gut vorstellbar sei, die Haltestellen Poccistraße und Implerstraße zu erhalten. Auch über Kosten kann man deshalb noch nicht viel sagen. Die MVG schätzt aber, dass man um die drei Milliarden Euro in den Bau der neuen Linie stecken muss. Die U9 wird damit wohl fast so teuer wie die zweite Stammstrecke.
Der für den Verkehr zuständige Bürgermeister Josef Schmid (CSU) hält das Geld für gut investiert. "Die Stadt ist voll", sagt er. Da müsse man überall, wo es möglich ist, den Verkehrsfluss deutlich verbessern – über genauso wie unter der Erde.
Bei der Stadtspitze schielt man deshalb erwartungsvoll nach Berlin. Denn lauter Milliardenprojekte, das kann sich selbst das wohlhabende München nicht leisten.
Die Kommunen seien "dramatisch unterfinanziert", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Da müsse wieder deutlich mehr vom Bund kommen. Früher seien bis zu 70 Prozent an Zuschüssen üblich gewesen. Da müsse man nun auch wieder hin.