SEM Nordost: Wie wird das neue Münchner Mega-Viertel?

München - Der Landwirte- und Anwohnerprotest gegen die "Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme" (SEM) für ein riesiges Neubau-Viertel im Münchner Nordosten lässt nicht nach. Immer mehr Gruppen schließen sich an, um (wie im Norden) eine Abkehr von der Maßnahme zu erreichen, die notfalls auch Enteignungen erlaubt. Die Stadt indes treibt die SEM einen Schritt weiter voran.
Am Mittwoch will der Stadtrat den Startschuss für einen europaweiten städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb beschließen. Bis zu 30 Architektenbüros werden sich dann Gedanken darüber machen, wie die 600 Hektar Ackerflächen zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen mal aussehen sollen. Denn die Stadt will dort – um die Wohnungsnot zu lindern – in den nächsten 20 Jahren Wohnungen für bis zu 30.000 Menschen und Arbeitsplätze für rund 10.000 bauen – ähnlich dem Mega-Viertel, das gerade in Freiham im Münchner Westen entsteht.
Nur ein Viertel des Areals gehört der Stadt
Die Rathaus-SPD hat sich am Freitag noch einmal klar für die umstrittene SEM positioniert. "Ich verstehe die Sorgen der Landwirte, die nach Generationen ihr Land nicht aufgeben wollen", sagt die SPD-Planungssprecherin Heide Rieke. "Aber es geht jetzt auch um die Allgemeinheit." München müsse dafür sorgen, dass auch in Zukunft Gering- und Normalverdiener wie Erzieherinnen, Pfleger oder Müllfahrer bezahlbare Wohnungen finden, sagt SPD-Stadtrat Christian Müller, "wenn wir es jetzt nicht tun, werden künftige Generationen dafür zahlen."

Bislang ist nur ein Viertel des Areals in städtischem Eigentum. Der Rest gehört rund 200 privaten Grundeigentümern. 15 davon sind Bauern, die Getreide und Gemüse anbauen oder noch Kühe halten. Die meisten erklären, weiter Landwirte bleiben zu wollen – und sehen einer massiven Bebauung mit Sorge entgegen.
CSU will nach den Ergebnissen weiterentscheiden
Laut den Vorgaben der Stadt soll das neue Viertel ein kompakter Stadtteil mit Wohnungen für alle Einkommensstufen werden, mit Erholungsflächen, einem Badesee oder Schwimmbad, Kitas, Schulen, Gewerbe – und kurzen Wegen. Auch Landwirtschaft soll es weiter geben, "vielleicht aber auf anderen Feldern als bisher", so Heide Rieke. Auch der Pferdesport soll berücksichtigt werden. Um das Viertel an die Stadt anzubinden, soll die U4 vom Arabellapark bis zur U2 in Riem verlängert werden, die S8 soll in einem Tunnel fahren.
Die Rathaus-CSU stimmt dem Wettbewerb zu, will aber über die SEM erst weiterentscheiden, wenn die Wettbewerbsergebnisse auf dem Tisch sind. Die ersten erwartet der Stadtrat vor der Sommerpause, das Ergebnis dann – nach einer weiteren Bürgerbeteiligung – im Frühling 2020.
Lesen Sie auch: Neues Bündnis kämpft für SEM im Münchner Norden