Neues Bündnis kämpft für SEM im Münchner Norden
Seit Donnerstag besteht in München das Bündnis "Pro SEM". Rund 80 Organisationen gehören der neugegründeten Vereinigung an, die nun gemeinsam für die Entwicklung im Norden und Nordosten Münchens kämpfen.
München - Ein "ständiges Kopfschmerzthema" nennt Simone Burger vom Deutschen Gewerkschaftsbund das Problem bezahlbares Wohnen in München. Der DGB ist eine von rund 80 Organisationen, die dem seit Donnerstag bestehenden Bündnis "Pro SEM" angehören.
Das Bündnis will zum einen den bereits organisierten Gegnern der "Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme" (SEM) einen koordinierten Zusammenschluss von Befürwortern entgegenstellen. Zum anderen soll es die Stadt dazu bringen, die Untersuchungen für die SEM voranzutreiben. Dann könne man immer noch Entscheidungen treffen, so Bündnissprecher Christian Stupka von der Stattbau. Derzeit ist eine SEM in Johanneskirchen/Daglfing geplant (SEM Nordost). Die Entwicklungsmaßnahme in Feldmoching (Nord) hat das Rathaus wegen Protesten ausgesetzt.
Die Stadt muss bezahlbaren Wohnraum schaffen
Kern der ganzen Sache ist das Kopfschmerzthema: Die Stadt kommt nicht drumrum, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Und zwar nicht nur mit Blick auf Geringverdienende, sondern auch auf den Mittelstand. "Es geht längst nicht mehr nur um Menschen in prekären Situationen. Bei uns sitzen täglich Akademiker, die sich den Luxus geleistet haben, Kinder zu bekommen", sagt Volker Raststätter vom Mieterverein, der ebenfalls dem Bündnis angehört.
Die SEM ist, so sieht es der Befürworter-Bund, das einzig zukunftsträchtige Werkzeug der Stadt, um der Preisexplosion auf dem Mietmarkt entgegenzuwirken. Im Gegensatz zur sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) würden mit der SEM nicht nur in sehr viel größerem Anteil Wohnungen mit kontrollierten Mietpreisen entstehen. Sondern auch Infrastrukturmaßnahmen seien besser refinanzierbar. Auch die im letzten Sommer abgebrochenen Überlegungen für die Flächen in Feldmoching soll die Stadt wieder aufnehmen, fordert das Bündnis klar.
Fairer Umgang mit den Landwirten
Stupka: "Wir wollen einen fairen Umgang mit den Landwirten. Wer einen Betrieb hat, muss beispielsweise Ausgleichsflächen bekommen."
Die sollen durchaus auch in den für die SEM umrissenen Gebieten liegen. Es sei ein Missverständnis, dass es darum ginge, 600 Hektar zuzubetonieren. Stupka: "Wir müssen kompakt bauen und lebendige Viertel mit Infrastruktur, kulturellem Angebot und guter Anbindung schaffen."
SEM-Debatte in munterer Diskussion
Als besonders wichtig hebt Bündnis-Sprecher Stephan Reiss-Schmidt auch die Bodenpreise hervor. Die würden, bei einem Wandel vom Ackerland zum Nettowohnbauland regelrecht explodieren. Wenn die Stadt dagegen die SEM-Planungen verkünde, wären die Preise eingefroren. Wo die dann genau lägen, weiß man aber auch beim Bündnis nicht so genau. Wesentlich niedriger eben. Ziel ist es zunächst, die SEM-Debatte in eine muntere Diskussion zu führen. "Wir müssen uns nicht nur fragen, zu welchen Preisen wir wohnen wollen, sondern auch in welcher Stadt", sagt Stupka. Und das ginge nur mit koordinierter und kontrollierter Stadtentwicklung. Ohne Spekulanten.
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