Selbstständige Managerin: PR-Agentur für Start-up-Unternehmen in München

Start-Up für Start-Ups: Mit 24 Jahren macht sich Carina Wilhelm selbständig und gründet ihr eigenes Unternehmen: Eine PR-Agentur - passend für Start-ups. Dabei profitiert sie von der Münchner Szene.
München - Ein Hinterhof in München-Schwabing. Die abgewetzte, blaue Eingangstüre ist nicht zu übersehen. Das Büro "mädchenhaft" eingerichtet, wie Carina Wilhelm selbst sagt. In ihrem Reich ist sie der Chef. Chef von zwei Mitarbeiterinnen, zusammen haben sie 15 Kunden. "Startup Communication". Eine eigene PR-Agentur, die sie mit 24 Jahren gründete.
Vor einem Jahr machte sich die gebürtige Ulmerin in München selbständig. Seit sie 16 ist, wollte Carina Wilhelm ihre eigene PR-Agentur gründen. Der Gedanke, sich auf Start-ups zu fokussieren, kam ihr während des Studiums. Zwei Freunde hätten während des Studiums eine eigene Firma gegründet; eine Agentur, die die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt, fanden sie jedoch nicht. "Viele Agenturen konzentrieren sich auf Unternehmen, die sich bereits einen Namen gemacht haben", erklärt die heute 25-Jährige. "Bei Start-ups ist viel mehr Aufbauarbeit nötig."
Gefühlt täglich ein neues Start-up
Also übernahm sie die Sache und entwickelte dabei eine Geschäftsidee. Die Münchner Start-Up-Szene bietet ihr viele Chancen. Im Gegensatz zur bereits etablierten Berliner Szene ist in München vieles im Aufbau. "Da tut sich wahnsinnig viel", sagt Wilhelm. "Gefühlt wird hier jeden Tag ein neues Start-up gegründet."
Von den vielen Fördermöglichkeiten durch die Hochschulen und Universitäten in der Stadt profitierte auch sie mit ihrem Start-up, indem sie Seminare zur Existenzgründung besuchte und sich mit anderen Gründern austauschte. Finanzielle Hilfe wollte sie nie in Anspruch nehmen. "Das wollte ich erst einmal selbst schaffen", sagt sie.
Und dabei verließ sie sich erst einmal nur auf sich selbst. "Ich dachte, das wird eine One-Man-Show plus Praktikant", lachte sie. Statt des Praktikanten arbeiten inzwischen eine Volontärin und eine PR-Redakteurin in ihrer Agentur. "Hätte mir das jemand vor einem Jahr gesagt, hätte ich mich gefragt, weshalb ich nicht schon viel früher eine Agentur gegründet habe", lacht Wilhelm.
"Notfalltelefon? Mein Papa"
Die Gründung bereitete ihr keine Probleme, doch: "Der eigentliche Schock kommt erst später", sagt die 25-Jährige. Buchhaltung, Organisation, Rechtliches, Verwaltung, Kontoeinrichtung, Personal einstellen. Hier hätte sie sich mehr Unterstützung von der Stadt gewünscht, etwa vom Arbeitsamt. Ihr Ratgeber stattdessen? "Mein Notfalltelefon? Mein Papa", lacht Carina Wilhelm. Auch er habe sich früh selbständig gemacht. "Er hat immer die notwenige Objektivität und Gelassenheit."
Eine Lösung gibt es immer, sagt er - schließlich seien die meisten ihrer Kunden kaum älter als sie. "Viele denken sich vielleicht: Wir wollen eine Chance von unseren Kunden, also geben wir ihr auch eine Chance", vermutet die junge Chefin. Quasi: Start-up für Start-up. Ihr Alter sieht sie - trotz lediglich drei Jahren Berufserfahrung in einer PR-Agentur - als große Stärke. Zum Beispiel, wenn es um Öffentlichkeitsarbeit über die sozialen Netzwerke geht. "Da denken viele, das können eher die Jüngeren.“
Mit den Kunden wachsen
Nur einmal habe ein möglicher Kunde ein Problem mit Wilhelms Alter gehabt. Schon im ersten Meeting habe sie gemerkt, dass sie "wie ein kleines Mädchen" behandelt wurde. Die Zusammenarbeit hat sie abgelehnt.
Ihre Kunden - etwa die Hälfte Münchner Start-ups und die andere Hälfte aus ganz Deutschland - bezeichnet sie als "super nette Kunden, die brennen für das, was sie tun." Mit ihnen will Wilhelm wachsen – aus Start-ups langfristig Experten des Fachgebietes machen. Wie bei ihren Kunden soll auch aus Wilhelms Gründung eine etablierte Agentur werden. Vielleicht eines Tages nicht mehr in einem Hinterhof.