Selbstfahrender Kleinbus: Der "ultimative Härtetest" an der Festwiese

München - Die Fahrt ist recht ruppig, mehrmals bremst Edgar abrupt ab und wenn er wieder weiterfährt, bewegt sich das Lenkrad wie von Geisterhand. Doch dafür, dass sich "Edgar" – ein autonomer VW-Kleinbus – fast gänzlich ohne menschliche Hilfe fortbewegt, können sich die Mitfahrer eigentlich nicht beschweren. Am Ende der AZ-Probefahrt zwischen Hauptbahnhof und Theresienwiese heißt es: Ziel erreicht, unfallfrei.

Das "Wiesn-Shuttle" ist ein Projekt zum autonomen Fahren von "MCube", einem Netzwerk, das die Technische Universität München leitet und in dem etwa Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter an Lösungen für die Mobilität der Zukunft arbeiten. Der Stadtrat hat dieses Jahr beschlossen, MCube mit 4,34 Millionen weiterhin zu bezuschussen.
Wiesn-Shuttle: Probefahrt mit autonomen Kleinbus
Den selbst fahrenden Bus testen die Forscher zwei Tage lang unter realen Bedingungen – sprich mit vielen Oktoberfest-Besuchern auf den Gehsteigen – und auf der Straße. Im Straßenverkehr gebe es extrem komplexe Szenarien und man habe sich bewusst das Schlimmste ausgesucht, sagt Markus Lienkamp, Professor am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TUM.
Als "ultimativen Härtetest für autonomes Fahren" bezeichnet Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) das Pilotprojekt im Wiesn-Verkehr am Mittwoch. "Wer es hier schafft, schafft es auf der ganzen Welt." Man wolle beim autonomen Fahren das Rennen gegen China und Amerika nicht verlieren, heißt es von MCube.

Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat eine Probefahrt mit Edgar gewagt. Er fährt mit einer TUM-Software, jedoch sitzt momentan zur Sicherheit auch noch ein Fahrer an Bord. Das Fazit des OB unmittelbar nach dem Aussteigen: "Sehr spannend."
Auf den 400 Metern habe er jede mögliche Verkehrswidrigkeit beobachten können – vom Falschparker bis zum Fußgänger auf der Straße. "Er hat das sehr gut gemeistert", sagt der OB über Edgar, der sehr vorsichtig fahre. "Mich hat's beeindruckt."
"Wir suchen in der Stadt Busfahrer", sagt Dieter Reiter am Mittwoch. "Wir haben teure Busse, aber niemanden, der sie fährt." Auch daher sei Autonomisierung ein wichtiges Thema. Wann die Münchner in solchen Fahrzeugen zur Wiesn fahren können? Da wolle man sich bei MCube nicht genau festlegen. Aber in den nächsten zehn Jahren sehen sie sich im Straßenverkehr.
Wer sich selbst eine Runde von Edgar chauffieren lassen möchte, hat am Donnerstag von 8.30 Uhr bis 16 Uhr die Möglichkeit dazu. Treffpunkt ist am St. Pauls Platz 9.