Seit sieben Jahren illegal: Erzdiözese schließt Kirche in München plötzlich
München - Mit den prunkvollen Kirchen in der Münchner Innenstadt hat die Kapelle Kuratie Königin der Märtyrer trotz ihres schillernden Namens wenig zu tun. Ein schlichter, grauer Bau steht da an der Cincinnatistraße 60 in der Giesinger Ami-Siedlung, eher rechteckig mit klassischem Spitzdach. Spontan denkt man eher an eine Schulhalle als an eine katholische Kirche – wenn das große Kreuz über der Eingangstür nicht wäre. Ebendiese wurde aber kurz vor Weihnachten zugesperrt. Es gab keine Christmette, keinen Gottesdienst am ersten Weihnachtstag, überhaupt durfte die Kirche nicht mehr betreten werden.
Mehrere Gläubige standen an den Feiertagen verwundert vor einer verriegelten Kirche. Vielmehr fanden die Gläubigen auf der Webseite des Pfarrverbands Maria Königin der Engel, zu der die schlichte Kirche gehört, einen überraschenden Hinweis: "Aufgrund von fehlender Genehmigung für das Gebäude der Kirche Maria Königin der Märtyrer müssen wir die Sperrung der Kirche ab sofort anordnen", ist dort zu lesen. Der Absender: die Erzdiözese München und Freising. Man habe Rücksprache mit der Genehmigungsbehörde, der Lokalbaukommission, gehalten. Dort habe man mitgeteilt, dass in einem nicht genehmigten Gebäude keine Veranstaltungen abhalten dürfe, weshalb man die Kirche sperren müsse.
Kirche in München ohne Genehmigung: Erzbistum muss reagieren
Auf AZ-Anfrage bestätigt die Lokalbaukommission die Sperrung, diese sei von der Erzdiözese selbst angeordnet worden. Diese teilt der AZ dann auch mit, was hinter den verriegelten Türen in Giesing steckt. Die Kuratiekirche Maria Königin der Märtyrer gehört zur Pfarrei St. Bernhard, die heute zum Pfarrverband Maria Königin der Engel zählt. In der Pfarrei sind 4.300 Katholiken organisiert. Das Kirchengebäude stammt aus dem Jahr 1996, es wurde damals als Provisorium errichtet. Auch die schlichte Einrichtung mit einfachen Stühlen und kahlen, nur mit ein paar Kunstwerken geschmückten Wänden, zeugt davon.
Wegen des provisorischen Charakters hatte das Gebäude auch nur eine zeitlich begrenzte Genehmigung: zunächst für zehn Jahre. Also 2006. Dann bekam die Kirche als Sonderbau wieder eine weitere auf zehn Jahre befristete Genehmigung. Bis 2016 hatte die Kuratiekirche also eine Genehmigung. Das Problem: Danach hat sich niemand um eine Erneuerung gekümmert. Was zunächst auch kein Problem war, denn die fehlende Genehmigung fiel sieben Jahre niemandem auf. Erst im gerade abgelaufenen Jahr kurz vor den Weihnachtsfeiertagen.
"Die Verwaltungsleiterin des Pfarrverbands nahm wenige Tage vor Weihnachten Akteneinsicht bei der Lokalbaukommission (LBK) und erfuhr, dass seit 2016 keine Baugenehmigung mehr für das Gebäude vorliegt", teilt die Erzdiözese der AZ mit. Deshalb habe man die Kirche schließen müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass neben der fehlenden Genehmigung auch keine aktuellen Daten dazu vorliegen, wie es bei dem Gotteshaus um Statik und Brandschutz steht. "Das Erzbischöfliche Ordinariat unterstützt die Gremien des Pfarrverbands dabei, alsbald eine Entscheidung über das weitere Vorgehen zu treffen", schreibt die Erzdiözese weiter. Bis dahin werden die Türen der Behelfskirche definitiv geschlossen bleiben.
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