Schulwege in München: In diesem Stadtbezirk liegt die größte Gefährdung im Radverkehr

Der Fahrradclub sieht Nachbesserungsbedarf, was die Sicherheit von Schülern angeht, die mit dem Fahrrad in die Schule kommen. Wo er die Brennpunkte in der Stadt sieht – und wie das Mobilitätsreferat reagiert.
Julia Wohlgeschaffen
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Zur Schule mit dem Fahrrad? Das hält der ADFC an manchen Orten in der Stadt für besonders gefährlich. Diese Untersuchung hat der Fahrradclub nun vorgestellt.
Zur Schule mit dem Fahrrad? Das hält der ADFC an manchen Orten in der Stadt für besonders gefährlich. Diese Untersuchung hat der Fahrradclub nun vorgestellt. © ADFC

München – In einer Millionenstadt in die Schule zu gehen heißt auch, sich den Schulweg mit vielen anderen Verkehrsteilnehmern zu teilen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat untersucht, wie sicher der Schulweg für Kinder und Jugendliche ist, die mit dem Rad in die Schule fahren.

Das Verfahren soll zeigen, an welchen Orten in der Stadt eine Verbesserung der Schulwegsicherheit besonders dringlich ist. Das misst der ADFC einerseits mit Unfallzahlen und andererseits mit der Qualität und Sicherheit der Radwege. "In erster Linie nur die Unfallzahlen zu betrachten, ignoriert, dass ein größerer Teil der Radfahrenden stressige und unsichere Radinfrastruktur meidet, Umwege in Kauf nimmt oder Kinder dann sogar mit dem Elterntaxi gefahren werden, was für andere Kinder weitere Gefahren schafft", sagt Michael Hälsig vom Vorstand des ADFC München, der für die Auswertung der Daten verantwortlich ist.

Andreas Schön (l.) und Michael Hälsig vom ADFC.
Andreas Schön (l.) und Michael Hälsig vom ADFC. © Hannes Magerstädt

Kriterien für die Qualität der Radstreifen sind für den ADFC etwa baulich geschützte, ausreichend breite Wege, "damit Eltern neben ihren Kindern fahren können" und keine Hindernisse wie parkende Autos auf dem Radweg oder sich plötzlich öffnende Autotüren.

Das ist das Ergebnis

Das Ergebnis der Untersuchung: Sechs der zehn weiterführenden Schulen mit der größten Gefährdung für den Radverkehr liegen im Stadtbezirk Altstadt/Lehel, darunter etwa das Theresia-Gerhardinger-Gymnasium am Anger. Die Städtische Friedrich-List-Wirtschaftsschule an der Frauenstraße schneidet am schlechtesten ab.

Fünf der Grundschulsprengel mit der größten Gefährdung liegen ebenfalls im Zentrum. Fünf weitere im Norden und Nordwesten, wie die Grundschule Karlsfeld. Die Grundschule am Schubinweg in Lochhausen führt die Rangliste an, gefolgt von der Grundschule an der Dachauer Straße.

Laut der Untersuchung des ADFC zählt der Radweg an der Grundschule an der Dachauer Strasse zu den unsichersten Schulwegen.
Laut der Untersuchung des ADFC zählt der Radweg an der Grundschule an der Dachauer Strasse zu den unsichersten Schulwegen. © Hannes Magerstädt

Erst vor Kurzem kritisierten besorgte Eltern die Schulwegsicherheit an der viel befahrenen Dachauer Straße. Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) sagte daraufhin, dass er das Mobilitätsreferat gebeten habe, mit hoher Priorität für mehr Sicherheit an der Kreuzung zu sorgen.

"Was Sie hier darstellen, sind Unfälle allgemein"

Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) spricht nach der Vorstellung der Untersuchung des ADFC von "wertvollen Anregungen" - übt aber auch Kritik. "Was Sie hier darstellen, sind Unfälle allgemein. Die wenigsten davon sind Schulwegunfälle", argumentiert er. Er möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, dass alle Schulwege der Stadt unsicher sind.

"Uns ist es ein Anliegen, eine hohe Schulwegsicherheit zu haben, wir achten auf die vulnerabelsten Gruppen. In der Planung generell müssen wir auf alle Verkehrsteilnehmenden Rücksicht nehmen."

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Laut ADFC "müssen in der Regel erst einige Unfälle geschehen (Blut fließen) oder Beschwerden vorliegen, bevor ein Schulweg verbessert wird". Das möchte Dunkel so nicht stehen lassen. Er betont, dass das Mobilitätsreferat monatlich Unfalldaten von der Polizei bekommt und diese zum Anlass nimmt, um zu handeln. "Was wir daraus lernen, fließt auch in andere Planungen ein", sagt Dunkel.

Auch Dunkel wünscht sich mehr Prävention

Andreas Schön, der Vorsitzende des ADFC München erklärt: "Die Studie soll dazu beitragen, präventive Maßnahmen zu entwickeln." Auch Dunkel wünscht sich mehr Prävention, erkennt aber gleichzeitig: "Wir können nicht die Stadt, die über Jahrzehnte so entstanden ist, in fünf Jahren umbauen."

Mobilitätsreferent Georg Dunkel.
Mobilitätsreferent Georg Dunkel. © Hannes Magerstädt

Nächstes oder übernächstes Jahr will Dunkel erste Pilotversuche für mehr Schulwegsicherheit starten: Schulstraßen sollen morgens dann keinen Kfz-Verkehr zulassen, in rund 200 bis 300 Meter langen Abschnitten. Denn das Ein- und Aussteigen der Schüler in das Auto der Eltern sei ein großes Verkehrsrisiko. Außerdem will das Mobilitätsreferat diesen Herbst alle Grundschüler dazu bewegen, drei Wochen lang zu Fuß und mit dem Fahrrad zur Schule kommen.

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58 Kommentare
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  • OnkelHotte am 07.06.2024 14:40 Uhr / Bewertung:

    Unsere Gründe waren nur das noch optimierbare Niveau der hiesigen Sprenglschule.
    Bei der anderen Schule angemeldet und fertig wars.
    Ultrafreundliche Nachricht an die Schulbehörde (da die nachgefragt haben) geschickt und erledigt war das Thema. Nie wieder was gehört. Als Elternteil will ich entscheiden wo die Kleinen hingehen und nicht an eine lokale Schule gezwungen werden.

  • FFF-Nein Danke am 06.06.2024 07:07 Uhr / Bewertung:

    Bernerstrasse, Schule, vor der Schule absolutes Halteverbot, und trotzdem parken dort immer wieder Eltern, um ihre Kinder von der Schule abzuholen. Und, Tempo 30 interessiert nur sehr wenige Elterntaxis. Wenn dann Kinder über die Straße wollen, müßen die zwischen den parkenden Autos der Helikopter Eltern durch, um einen Blick auf die Straße zu haben!

  • Gelegenheitsleserin am 05.06.2024 17:12 Uhr / Bewertung:

    Ist es wirklich angebracht, zynische Kommentare abzugeben, weil sich Eltern für ihre Kinder einen sicheren Schulweg wünschen?
    Ich habe keine Kinder, aber dieses Anliegen ist für mich durchaus nachvollziehbar ...

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