Schnaps-Verbot? So geht's an der Feiermeile zu!

Erneut fordert der Polizeipräsident: Keine harten Drinks nach Mitternacht! Anwohner der Party-Meile um die Sonnenstraße hatten bereits in der AZ über Lärm und Dreck geklagt.
von  az

Erneut fordert der Polizeipräsident: Keine harten Drinks nach Mitternacht! Anwohner der Party-Meile um die Sonnenstraße hatten bereits in der AZ über Lärm und Dreck geklagt.

München -  AZ-Lesern dürfte dieser Vorschlag bekannt vorkommen: Bereits vor über einem Jahr, am 18. Mai 2011, hatte Wilhelm Schmidbauer ihn geäußert. Jetzt versucht es der Münchner Polizeipräsident noch einmal: Im Kampf gegen Gewalttaten und Schlägereien entlang der Münchner Partymeilen fordert er ein Verkaufsverbot für Schnaps nach Mitternacht. „Mich bewegt besonders der enorme Anstieg von Gewaltdelikten unter Alkoholeinfluss“, sagte Schmidbauer jetzt der „SZ“.

Keine harten Drinks in München nach Mitternacht - Die Debatte. Diskutieren Sie unten in der Kommentarfunktion mit

Besonders den Anwohnern rund um die Schwanthaler Straße 1 dürfte Schmidbauer aus der Seele sprechen. In der AZ hatten sich die Nachbarn über Lärm, Urin und Erbrochenes beschwert, seit die Clubs da sind.

So hatte die AZ berichtet: In der Schwanthalerstraße 1 beginnt das Jahr 2012 mit einer eingetretenen Eingangstür. Am 2. Januar hat jemand die Lampen im Hauseingang kaputt geschlagen. Am 3. liegt da eine Urinlache, am 4. Erbrochenes. Am 5. Januar sind es Dreck und Kippen, am 6. wieder die Urinlache. So geht das weiter. Tag für Tag. Bis heute. Nur ganz selten hat Hausmeister Franz P. in seinem Kalender „nur Dreck“ oder „O.K.“ notiert. Ansonsten steht da meist: „Pisse, Kotze, Dreck“. Seine Liste – ein Tagebuch des Ekels. Und Alltag für die Hausbewohner.

Hier gibt's den ganzen Beitrag: Lärm, Urin, Erbrochenes: Aufstand gegen die Partymeile

2002 war nach Angaben des Polizeichefs bei etwa jeder vierten Gewalttat Alkohol im Spiel, 2011 bereits bei mehr als jeder dritten. „Das Verbot, nach Mitternacht Schnaps auszuschenken, klingt für manchen derzeit unrealistisch. Aber wir dürfen vor schlimmen Trends die Augen nicht verschließen und schon gar nicht vor den Opfern.“

Eine Alternative könnten auch höhere Steuern auf harte Alkoholika sein, so Schmidbauer, der bei vielen Vorfällen eine Gewalt um der Gewalt willen ausmacht. Die Trendwende könne aber nur durch einen Wertewandel kommen. „In der Freiheit zum Feiern gibt es eine Minderheit, die diese Freiheit so ausnutzt, dass sie kriminell wird“, sagt er. „Das zeigt sich zum Beispiel in einem Anstieg der Körperverletzungsdelikte.“

Angst, dass München im Vergleich mit anderen Großstädten durch so ein Schnapsverbot provinziell wirken könnte, hat der Beamte nicht. „Ich glaube nicht, dass man Großstadtflair daran festmachen kann, dass man nach Mitternacht noch Wodka trinken kann“, meint Schmidbauer.

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