Schmid: Vom Seppi zum Josef - in acht Jahren

Josef Schmid hat sich in den Jahren seines Dauer-Wahlkampf entwickelt. Seine CSU machte es ihm dabei nicht immer leicht.
von  Julia Lenders

Josef Schmid hat sich in den Jahren seines Dauer-Wahlkampf entwickelt. Seine CSU machte es ihm dabei nicht immer leicht.

München - Josef Schmid hat acht Jahre Dauer-Wahlkampf hinter sich. Eine lange Zeit, in der er fleißig an seinem Image arbeitete: vom Seppi zum Josef.

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Bei der OB-Wahl 2008 hatte Schmid sich noch mit mageren 24,4 Prozent der Stimmen begnügen müssen, ein für ihn bitteres Ergebnis. Im vorangegangenen Wahlkampf waren er und seine Partei wegen eines geschmacklosen Prügelplakats in die Kritik geraten. Dieses zeigte die brutale Attacke von Jugendlichen auf einen Rentner. Der Slogan: „Keine Nachsicht mit Gewalttätern.“

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Solchen Poltereien schwor Schmid nach der Wahl-Klatsche 2008 komplett ab. Er und seine Münchner Parteikollegen verordneten sich einen liberalen Großstadtkurs. Schmid selbst nimmt man diese urbane und aufgeschlossene Grundhaltung auch durchaus ab.

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Dazu passte seine Wahlkampf-Kampagne, die auch von Nicht-CSUlern gelobt wurde: Zuerst ein VW-Bus, mit dem er durch die Viertel tuckerte. Dann knallige Plakate, auf denen er der rot-grünen Stadtregierung Versäumnisse vorwarf. Der gesamte Stil: mehr sachlich als aufgeregt. Dazu der Slogan: „Neues Denken statt ,Weiter so’.“

Eine Veränderung war vor allem in der jüngeren Vergangenheit an Schmid zu beobachten. In früheren Jahren hatte er oft etwas Eiferndes an sich, eine Ich-will-das-unbedingt-Attitüde, die ihn mitunter verkrampft wirken ließ. Das erschien auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Schmid sich vom Allacher Metzgerssohn diszipliniert hochgearbeitet hatte – zum Juristen und Partner in einer Anwaltskanzlei. Seit einiger Zeit aber wirkte er lockerer, selbstbewusster. Das stand ihm.

Doch trotz der Metamorphose vom Seppi zum Josef: Gereicht hat es für ihn jetzt nicht. Mit 43,3 Prozent landete er bei der gestrigen Stichwahl abgeschlagen hinter Dieter Reiter (56,7). Im ersten Durchgang der OB-Wahl vor zwei Wochen hatten die beiden Kandidaten nicht mal vier Prozentpunkte auseinander gelegen.

Die größten Probleme machte Schmid in diesem Wahlkampf übrigens weniger der politische Gegner. Vielmehr war es seine eigene Partei, die ihm regelmäßig das eine oder andere graue Haar beschert haben dürfte. Der Verkauf der GBW-Wohnungen, die „Wer betrügt, der fliegt“-Kampagne, die Debatten über die Streichung von Lehrerstellen oder Zuschüssen – mit all dem macht man sich in München keine Freunde.

Wobei am schwersten der erst genannte Punkt gewogen haben dürfte: Wenn es im teuren München ein Akut-Problem gibt, dann den Mangel an günstigem Wohnraum. Sich als tatkräftiger Macher in Sachen Wohnungsnot zu profilieren, war für Schmid nicht leicht – nachdem seine Partei allein in München 8000 bezahlbare Wohnungen verscherbelt hatte.

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