Sanierung des Deutschen Museums in München: Architekten sind pleite

Bei einem der größten Bauprojekte in München explodieren die Kosten, nun gerät das mit der Sanierung beauftragte Büro in finanzielle Nöte.
von  Nina Job
"Tor zur Zukunft", wird der Interimsbau an der Corneliusbrücke genannt.
"Tor zur Zukunft", wird der Interimsbau an der Corneliusbrücke genannt. © Architekten Schmidt-Schicketanz und Partner GmbH/3F Studio, Visualisierung: nuur.nu

München - Die Generalsanierung des Deutschen Museums steht offenbar unter keinem guten Stern: Nachdem erst kürzlich bekanntgeworden ist, dass die Baukosten um mindestens ein Drittel steigen, ist nun das mit der Planung und Bauleitung beauftragte Architekturbüro finanziell ins Schlingern geraten.

Nach AZ-Informationen haben die Geschäftsführer von "Architekten Schmidt-Schicketanz und Partner" am Montagnachmittag Insolvenz beim Amtsgericht München beantragt.

Sanierung des Deutsches Museum: Architektenbüro beantragt Insolvenz

Es ist schon die dritte schlechte Nachricht innerhalb weniger Monate. Angefangen hatte die Serie am 11. Oktober 2018 mit einem Großbrand in einem Depot in Ingolstadt, in dem tausende ausgelagerte Exponate untergebracht waren.

Knapp vier Monate später, Anfang Februar, wurde bekannt, dass die Kosten der Generalsanierung dieses Jahrhundertprojektes von ursprünglich veranschlagten 450 Millionen Euro auf mindestens 600 Millionen Euro steigen werden – glatt ein Drittel mehr. Wie das Millionenloch gestopft werden soll, ist noch unklar. Feste Zusagen gibt es bislang nicht.

"Tor zur Zukunft", wird der Interimsbau an der Corneliusbrücke genannt.
"Tor zur Zukunft", wird der Interimsbau an der Corneliusbrücke genannt. © Architekten Schmidt-Schicketanz und Partner GmbH/3F Studio, Visualisierung: nuur.nu

Geplanter Termin für Wiedereröffnung in Gefahr

Welches Ausmaß die jüngste Entwicklung für das Projekt haben wird, ist noch nicht absehbar. Derzeit prüft der Insolvenzverwalter. Wenn die Pleite amtlich bestätigt wird, werden die Gesamtkosten der Generalsanierung noch weiter steigen. Dann müsste das Projekt wohl neu ausgeschrieben werden. Zeitverzögerungen beim Bau kosten immer viel Geld.

Damit wäre auch der Termin für die geplante Wiedereröffnung in Gefahr. Das ursprüngliche Ziel ist, dass das Deutsche Museum zu seinem 100. Geburtstag 2025 feierlich frisch saniert wiedereröffnet wird.

"Sollten die Arbeiten nicht wie geplant fortgesetzt werden können, würde das zu erheblichen Problemen führen", bestätigte Museumssprecher Gerrit Faust am Mittwoch auf AZ-Anfrage. "Dann wäre auch der Zeitplan in Gefahr", ergänzte er.

Auch der Justizpalast und die Bundesbank sind Projekte des Büros

Warum das Architekturbüro (etwa 60 Mitarbeiter, 4,5 Millionen Umsatz in 2017) Zahlungsschwierigkeiten hat, dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen. Geschäftsführer Christoph Nagel-Hirschauer (60) wollte sich auf AZ-Anfrage nicht äußern.

Ein Mitarbeiter des Insolvenzverwalters bestätigte lediglich den Eigeninsolvenzantrag des Architekturbüros. In einer Mail an die AZ heißt es, der Insolvenzverwalter verschaffe sich derzeit ein Bild über die Lage. "Die Zustimmung zur Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes wurde bereits beantragt."

Das Architekturbüro Schmidt-Schicketanz war bereits mit der Sanierung vieler bekannter und öffentlicher Gebäude beauftragt, darunter dem Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski oder der Obersten Baubehörde (Baukosten: etwa 37 Millionen). Weitere Projekte sind der Justizpalast, der Thierschbau mit Turm der TU München und die Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in der Ludwigstraße.

Chef des Deutschen Museums: Wolfgang Heckl.
Chef des Deutschen Museums: Wolfgang Heckl. © ho

Nicht der erste Problemfall in München

Das Deutsche Museum unterliegt als Anstalt des öffentlichen Rechts der Finanzaufsicht. Für die Sanierung hatten Bund und Land jeweils 180 Millionen zugesichert. Weitere 40 Millionen kommen von Förderern, die Museumschef Wolfgang Heckl gewonnen hat. Noch einmal 50 Millionen sollen durch andere Zuwendungen und die Umschichtung von Haushaltsmitteln gestemmt werden.

In der Architekturgeschichte Münchens gab es übrigens schon einmal einen ähnlichen Fall: Beim Bau der Neuen Pinakothek geriet Architekt Alexander Freiherr von Branca um 1980 in Zahlungsschwierigkeiten. Um die Fertigstellung des Museums nicht zu gefährden, wurden Brancas Angestellte daraufhin direkt vom Staatlichen Bauamt bezahlt.

Lesen Sie hier: Deutsches Museum - Nächste Katastrophe droht

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