Rudi Kull hat sein Louis-Hotel am Viktualienmarkt verkauft: Das waren die Gründe
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Wie jetzt bekannt wurde, haben die Münchner Gastro- und Hotelunternehmer Rudi Kull und Albert Weinzierl ihr Louis-Designhotel am Viktualienmarkt mitsamt dem Louis-Grill verkauft – an die Bremer Unternehmensgruppe des Investors Kurt Zech.
Die AZ traf Rudi Kull zu einem Interview in seinem (Dauer-In-)Restaurant Brenner an der Maximilianstraße.

AZ: Wie geht’s Ihnen, Herr Kull?
RUDI KULL: Jetzt wieder ganz gut. Die letzten vier Monate waren extrem belastend – mit dem Corona-Lockdown, den ständig neuen Regelungen, Planungsunsicherheit und Ohnmacht. Wir sind auch noch nicht über den Berg. Doch wir müssen lernen, mit der Situation umzugehen.
Also auch damit, sich von einem Betrieb zu trennen? Sogar von Ihrem Flaggschiff, dem 72-Zimmer-Luxushotel Louis.
Ja, in diesem Juwel steckt viel Herzblut. Als wir das Louis vor elf Jahren eröffnet haben, waren wir die Ersten, die ein Hotel am Viktualienmarkt machen durften. Klar, tut der Verkauf emotional weh.
Warum wurde das Louis-Hotel verkauft?
Doch er war notwendig?
Sagen wir so: Der Verkauf hilft unserer Gruppe in dieser schweren Phase. Bis Corona, als ein regelrechter Tsunami an Absagen hereinbrach, lief unser Hotel sehr gut. Bei Auslastung und Umsatz war das Louis in Bezug auf die Zimmerzahl unter den Top 5 der Münchner Hotels. Wir hatten immer wieder mal Angebote für einen Verkauf – jetzt wieder, und diesmal sagten wir Ja.
War Ihnen klar, dass Sie sich aufgrund der Corona-Pandemie, unter der die Gastro- und die Hotelbranche besonders leidet, von etwas trennen müssen?
Nein, wir wollten alle unsere Betriebe durch die Krise bekommen, doch das attraktive Verkaufsangebot in diesen schwierigen Zeiten verschafft uns jetzt die Freiheit, über neue Projekte nachzudenken.
In diesen – wie Sie selbst sagen – schwierigen Zeiten?
Man darf den Kopf nicht in den Sand stecken. Wir hatten schon länger Pläne für etwas Neues, und das wird auch kommen.
Wann?
Im Oktober.
Rudi Kull eröffnet in München im Oktober ein neues Lokal
Sie eröffnen tatsächlich bereits in zwei Monaten einen neuen Betrieb?
Wir trotzen, wenn man so will, der Krise und verwirklichen unsere Pläne aus Vor-Corona-Zeiten.
Ich nehme mal an, Sie eröffnen kein Hotel.
Stimmt, es wird ein gastronomischer Betrieb. Mehr wird noch nicht verraten.
Was passiert mit dem Louis-Hotel und dem dazugehörenden Louis-Grill, der den stolzen Platz Nummer 20 unter den 100 weltweit besten Steakrestaurants erobert hat?
Es wird weitgehend alles so bleiben, wie es ist. Besonders wichtig war uns, dass das Personal, ein tolles Team aus 77 Personen, vom neuen Betreiber komplett übernommen wird.

Ist ein weiterer Verkauf denkbar? Von ihrem zweiten Hotel, dem Cortiina, oder von einem Ihrer sieben Gastro-Betriebe von Riva bis Buffet Kull?
Da bleibt alles beim Alten. Leider muss man oft die Perle hergeben, um anderes zu stabilisieren. Bei uns war‘s das Louis.
Wie laufen Ihre Unternehmen derzeit?
Von null beim Lockdown mit weiterlaufenden Fixkosten sind wir jetzt bei Umsatzeinbußen zwischen 30 und 50 Prozent. Es ist eine angespannte Situation, doch weit mehr leiden Bar- oder Clubbesitzer, die zum Teil noch gar nicht öffnen dürfen.

Befürchten Sie, dass es ab Herbst viele Schließungen geben wird?
Es wird schlimm, wenn es zum Draußensitzen zu kalt wird. Schließungen werden wohl ab März 2021 folgen, denn Weihnachtsfeiern fehlen, Silvester fällt quasi aus, Januar ist eh ein schwacher Monat. Ich fürchte, dass es vor allem kleine Betriebe, zig charmante kleine Bars und Cafés, nicht überleben werden. Sie trifft die verringerte Sitzplatzzahl ja doppelt schwer.
Wie könnte man dem entgegenwirken?
Natürlich unter Wahrung aller nötigen Hygiene-Vorsichtsmaßnahmen wäre wichtig, dass die Politik den Menschen Zuversicht gibt, am Leben teilzunehmen. Angst hilft niemandem. Außerdem würde ein verringerter Mindestabstand zwischen den Tischen für mehr Gäste sorgen: statt der bei uns geltenden 1,5 Meter nur ein Meter wie in Österreich. Es gibt doch so viele Situationen, in denen man nicht mal annähernd einen Meter Abstand halten kann. Wieso gelten beispielsweise für U-Bahn und Büro andere Regeln als für die Gastronomie?
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