Rote Ampeln in München: Wer sie am häufigsten missachtet

Fußgänger, Autofahrer und Co.: Schaltet die Ampel auf Rot, hält nicht jeder an. Eine Gruppe unter den Verkehrsteilnehmern fällt besonders negativ auf, wie eine ADAC-Erhebung zeigt.
Guido Verstegen
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Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino sagt: "E-Scooter-Fahrende sind meist sorgloser als andere Verkehrsteilnehmer unterwegs." (Symbolbild)
Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino sagt: "E-Scooter-Fahrende sind meist sorgloser als andere Verkehrsteilnehmer unterwegs." (Symbolbild) © imago/Dirk Sattler

München - Trotz empfindlicher Sanktionen ignorieren viele Menschen das Rotlicht: Der ADAC hat in München und vier anderen Großstädten das Verhalten unterschiedlicher Verkehrsteilnehmer auf den Straßen untersucht. Eine Gruppe fällt da sehr negativ auf.

Wer ignoriert rote Ampeln in München? ADAC setzt KI-gestütztes Kamerasystem ein

2023 verzeichnete das Kraftfahrtbundesamt insgesamt 327.230 Rotlichtverstöße, bei denen rund 10.000 Personen verletzt oder sogar getötet wurden. Anlass genug für den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club, um sich sowohl einfache Verstöße innerhalb einer Sekunde Rotlicht als auch qualifizierte Verstöße, bei denen die Ampel länger als eine Sekunde auf Rot stand, genauer anzusehen – auch Frühstarter wurden demnach mitgezählt.

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Die vom ADAC beauftragten Tester in München, Hamburg, Berlin, Köln und Leipzig setzten einer Mitteilung zufolge ein KI-gestütztes Kamerasystem ein, das die Fußgänger, Rad-, E-Scooter- und Kraftfahrzeugfahrer an jeweils vier Kreuzungen anonymisiert zählte und dabei Verhaltensmuster analysierte: Wer blieb noch nach der Haltelinie stehen, wer fuhr weiter, wer ging bei Rot über die Straße und wann. Getestet wurde jeweils vier Stunden lang an einem Werktag im Oktober 2024.

Kleinste Gruppe im Verkehr: E-Scooter-Fahrer ignorieren Rot am häufigsten

Bei insgesamt 66.158 registrierten Verkehrsteilnehmern zählten die Tester dabei insgesamt 2833 Rotlichtverstöße. Auffällig dabei: Die zahlenmäßig kleinste Gruppe auf den E-Scootern (338) ignorierte rote Ampeln mit mehr als 14 Prozent am häufigsten. Auch in München waren es von allen Verkehrsteilnehmern die E-Scooter-Fahrer (13 von 86 oder gut 15 Prozent), die das Lichtzeichen "Rot" am häufigsten missachteten. Darauf folgten 345, also etwa 13 Prozent, der 2590 Radfahrer und 76 der 1495 Fußgänger (rund fünf Prozent) sowie 163 der 8690 gezählten Kraftfahrer (rund zwei Prozent).

E-Scooter-Fahrer und rote Ampeln: Das sagt der Verkehrspsychologe

"E-Scooter-Fahrende sind meist sorgloser als andere Verkehrsteilnehmer unterwegs. Das besondere Fahrgefühl kann den unbekümmerten Eindruck noch verstärken. Hinzu kommt, dass meistens Leih-Scooter genutzt werden, bei denen man für jede Minute zahlt. Auf Kurzstrecken, wo sie überwiegend im Einsatz sind, sinkt dann die Hemmschwelle bei roten Ampeln", wird Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino in der ADAC-Mitteilung zitiert. 

ADAC: "Rotlichtverstöße sind alles andere als ein Kavaliersdelikt"

Wären alle Verstöße in den fünf Städten geahndet worden, wären etwa 158.000 Euro Bußgeld fällig geworden, dazu 1573 Punkte im Flensburger Zentralregister und 164 einmonatige Fahrverbote.

Im Testzeitraum wurden in München 12.861 Verkehrsteilnehmer und 597 Rotlichtverstöße erfasst.
Im Testzeitraum wurden in München 12.861 Verkehrsteilnehmer und 597 Rotlichtverstöße erfasst. © ADAC

"Rotlichtverstöße sind alles andere als ein Kavaliersdelikt. Trotz teils empfindlicher Sanktionen zeigt das Testergebnis, dass zahlreiche Verkehrsteilnehmer rote Ampeln ignorieren. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, müssten konsequentere Ampelkontrollen erfolgen, damit Verstöße auch tatsächlich öfter geahndet werden", sagt Alexander Kreipl, Verkehrsexperte des ADAC Südbayern.

"Ampel der Zukunft": Richtungsweisendes Pilotprojekt in München

Nur dann sei "eine Verhaltensänderung" zu erwarten: "Viele Verkehrsteilnehmer wiegen sich zu oft in falscher Sicherheit – dies kann sie im schlimmsten Fall nicht nur Geld und Punkte, sondern auch das Leben kosten." Der ADAC Südbayern appelliert daher an alle, insbesondere Kindern, aber auch allen anderen Verkehrsteilnehmern ein Vorbild zu sein.

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Richtungsweisend könnte die sogenannte "Ampel der Zukunft" sein. Sie priorisiert Einsatzfahrzeuge, erkennt große Gruppen, Kinder, ältere Menschen sowie Rollstuhlfahrer und steuert so die Grünphasen für Fußgänger und Radfahrer optimal.

Im Rahmen eines Pilotprojekts probt das Münchner Mobilitätsreferat den Ernstfall. Zwischen Kreillerstraße und Marianne-Plehn-Straße sowie an der Ganghoferstraße 80 sind zwei Testkreuzungen bereits in Betrieb. Vier Anlagen sollen in den nächsten Monaten folgen: Blumenstraße/Papa-Schmid-Straße, Pfingstrosenstraße/Sauerbruchstraße, am Partnachplatz sowie an der S-Bahn-Unterführung an der Albert-Roßhaupter-Straße. 

Punkte, Bußgelder und Fahrverbote: Das droht den Ampel-Sündern

Bei einem Kraftfahrzeug gibt es einen Punkt und ein Bußgeld von 90 Euro. Ein qualifizierter Rotlichtverstoß wird mit zwei Punkten, einem Bußgeld von 200 Euro und einem Monat Fahrverbot geahndet. Für einfache Verstöße mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter gibt es 60 Euro und einen Punkt. Bei einem qualifizierten sind es 100 Euro und ebenfalls ein Punkt.

Fußgänger, die bei Rot über die Ampel gehen, zahlen fünf Euro. Wer mehrfach erwischt wird, dem drohen auch Punkte in Flensburg. Bei einer Gefährdung oder einem Unfall können Fußgänger zudem für Personen- und Sachschäden haftbar gemacht werden.

Für alle, die einen Führerschein machen wollen, können Punkte im Fahreignungsregister Probleme bedeuten. Wer wiederholt auffällig geworden ist, dem kann die Fahreignung abgesprochen werden. In der Probezeit kann außerdem eine Teilnahme an einem Aufbauseminar angeordnet werden.

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  • ClimateEmergency am 29.01.2025 01:12 Uhr / Bewertung:

    München braucht den Idaho-Stop

  • Giasinger Bua am 29.01.2025 10:07 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von ClimateEmergency

    München braucht keine Klima-Kriminellen, die Straftaten bagatellisieren und immer mehr Aufweichungen zu ihren Vorteilen fordern.
    Und schon gar keine Klimahysteriker, die der dt. Sprache nicht mächtig sind. Englisch ist nicht umsonst die Sprache der Dummen!

  • ClimateEmergency am 29.01.2025 14:02 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Giasinger Bua

    Ich brauche keine Rechtsextremisten unter meinen Kommentaren, danke!

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