Rosenheimer Straße: Tempo 30 besänftigt die Gemüter

Autofahrer werden auf der Rosenheimer Straße künftig ausgebremst. Rathaus-Grüne und Naturschützer finden das okay – als Übergangslösung.
von  Felix Müller
Autos auf der Rosenheimer Straße: Bald gilt hier Tempo 30.
Autos auf der Rosenheimer Straße: Bald gilt hier Tempo 30. © Gregor Feindt

München - Die Grünen suchen oft nach Angriffsfläche. Nicht immer finden sie sie. Die Ökos fremdeln mit der Oppositionsrolle. Doch in einem Bereich fahren sie schwere Geschütze auf. In der Verkehrspolitik werfen sie der Großen Koalition vor, eine rückwärtsgewandte, autofahrerfreundliche Politik zu betreiben. Umso überraschender ist, wie angetan Grünen-Verkehrsexperte Paul Bickelbacher klingt, wenn er über den Kompromiss zur Rosenheimer Straße spricht. Wie berichtet, hat die Große Koalition den jahrelangen Streit um die gefährliche Straße am Montag beigelegt. Statt aufwendiger Umbauten und neuen Radwegen – Kosten: fünf Millionen Euro – soll künftig einfach Tempo 30 gelten.

"Es konnte eine städtebauliche Idiotie verhindert werden"

"Damit ist ein erster Erfolg erreicht", sagte Bickelbacher gestern im Gespräch mit der AZ, "mehr ist im Moment nicht rauszuholen, unter den gegebenen Umständen ist das das Beste." Bickelbacher erinnerte daran, dass zuletzt noch Lösungen im Gespräch gewesen waren, bei denen schmale Radstreifen geschaffen worden wären, die Gehwege verschmälert – und Bäume gefällt worden wären.

Recht zufrieden äußert sich auch die Umweltschutzorganisation "Green City". Andreas Schuster sagte: "Es ist ein guter Kompromiss." Er sei vor allem froh, dass nun doch nicht viel Geld für sinnlose Umbauten ausgegeben werde. "Es konnte eine städtebauliche Idiotie verhindert werden", sagte er. Mit Tempo 30 werde "ein gemeinsamer Verkehrsfluss" von Autofahrern und Radlern möglich. Schuster fordert, dass die Neuregelung auch konsequent durchgesetzt wird. "Auf eine Aufklärungs- und Ermahnungsphase muss eine Abmahnungsphase kommen", sagte er. "Die Autofahrer müssen spüren, dass sie wirklich Tempo 30 fahren müssen." Wie die Grünen hofft er, dass eines Tages doch breite Radwege auf der Rosenheimer Straße entstehen.

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Viel deutlicher als die Grünen wurde gestern die FDP. Stadtrat Michael Mattar sagte, der einzige Vorteil der Neuregelung sei, "dass keine fünf Millionen ausgegeben werden". SPD und CSU hätten sich "um eine vernünftige Entscheidung gedrückt".

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