Riskantes Investment: So teuer soll die neue U9 für München werden
München - Beim Thema U9 herrscht ungewöhnlich große Nervosität im Rathaus. Beschlussvorlagen werden zu Verschlussvorlagen. Bis in letzter Minute soll keiner wissen, was genau darin vorgeschlagen wird. In der grün-roten Koalition können selbst Fachpolitiker teils nur mutmaßen, was denn die Kollegen meinen. Und insgesamt gruselt man sich bei der Vorstellung, sehr viel Geld für einen neuen U-Bahnhof am Hauptbahnhof in die Hand zu nehmen – aber am Ende keine U-Bahn-Trasse dafür zu bekommen, weil der Bund das nötige Geld vorenthalten könnte.
Kosten: Vor drei Jahren ging man von nur 419 Millionen Euro aus
Immerhin: Wenn es am Mittwoch in der Vollversammlung ernst wird, wird wohl große Einigkeit herrschen. Grüne, SPD und CSU haben vor, 562,6 Millionen Euro für den neuen Halt zu beschließen – beziehungsweise die erheblichen Mehrkosten. Denn 2019 war man noch von "nur" 419 Millionen Euro ausgegangen.
Die Stammstrecke wird deutlich teurer
Dabei war eine noch höhere Steigerung der Kosten befürchtet worden, Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) liegt in seinem Papier für die Sitzung am Mittwoch nun deutlich unter den Kostensteigerungen für die Stammstrecke.
Und: Aus Sicht Dunkels gibt es keine Alternative zu dem Beschluss. Beziehungsweise: keine annehmbare. Baue man die U9 nicht, drohe noch mehr Autoverkehr, heißt es in ihrer Vorlage. Und: "Durch ein nicht mehr leistungsfähiges U-Bahn-System verliert die Innenstadt insgesamt an Attraktivität."
Bauzeit für die U9: Wohl zehn Jahre für 10,5 Kilometer
Für die U9 geht man bei der Stadt aktuell von einer Bauzeit von zehn Jahren aus. Sie soll eines Tages auf einer Strecke von 10,5 Kilometern Sendling und Schwabing verbinden mit sechs Stationen zwischen der Münchner Freiheit, dem Hauptbahnhof und einem neuen Bahnhof zwischen Pocci- und Implerstraße.

Immerhin hat sich dem Vernehmen nach nun der Freistaat recht deutlich zur U9 bekannt. Vom Bund aber, der bei U-Bahn-Trassen stets einen erheblichen Teil der Kosten trägt, gibt es noch keine endgültigen Signale.
Keine Alternative für U9 und CSU-Zustimmung
Ein Stopp der U9-Pläne ist für die Fraktionen trotzdem keine Option. "Wir stimmen natürlich zu, alles andere wäre Wahnsinn", sagte CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl am Sonntag. "Wir haben keine Alternative, die U9 ist absolut notwendig", sagte Grünen-Chefin Mona Fuchs.
Der Verkehrsexperte der SPD, Nikolaus Gradl, betonte am Sonntag im Gespräch mit der AZ den Zusammenhang zum Bau der Stammstrecke am Hauptbahnhof. Hätte man die U9 gestoppt, hätte das auch erhebliche weitere Verzögerungen für den Stammstrecken-Bau bedeutet. Es sei klar, dass die Stadt in der Verpflichtung sei, man nun zustimmen müsse, "wenn auch zähneknirschend".
Der Bund bringt München ist schwierige Situation
Parteiübergreifend wird der Bund kritisiert, der die Stadt hier in eine sehr schwierige Situation bringe. Immerhin: Die Bahn hat in einem Schreiben an den Oberbürgermeister in diesen Wochen angekündigt, man wolle die Zusammenarbeit mit der Stadt "zukünftig deutlich intensivieren". Bisher ist man damit im Rathaus noch oft sehr unzufrieden. "Viele, viele Fragen" habe man noch an die Bahn, sagte SPD-Stadtrat Gradl am Sonntag. "Wir wollen in die Projektplanungen mehr eingebunden sein", sagte er.
Und nannte als Beispiel Laim, wo die Stadt immer noch nicht weiß, wann sie ihre neue Tram durch die Unterführung bauen kann, die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes am Hauptbahnhof - und die Frage, wann der Marienhof wieder für die Münchner nutzbar sein wird.
In einer früheren Version des Artikels war von Mobilitätsreferentin Christine Kugler die Rede. Mobilitätsreferent der LHM ist Georg Dunkel. Anm. d. Red.
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