Riesenwarteschlangen am Flughafen – das waren die Gründe für das Flughafen-Chaos

Einen Tag nachdem Durcheinander hagelt es massive Kritik aus dem Münchner Rathaus. Die Verantwortlichen erklären, woran es lag und versprechen Besserung.
Alexander Spöri
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Stundenlang standen Hunderte Passagiere vor den Sicherheitskontrollen am Flughafen an. Manche von ihnen haben auch ihren Flug verpasst. Jetzt will der Flughafenbetreiber an einigen Stellschrauben drehen.
Stundenlang standen Hunderte Passagiere vor den Sicherheitskontrollen am Flughafen an. Manche von ihnen haben auch ihren Flug verpasst. Jetzt will der Flughafenbetreiber an einigen Stellschrauben drehen. © jiene_xu/vannigood/Tiktok/Reddit

München - Kilometerlange Warteschlangen, chaotische Zustände im Terminal, Verspätungen im Flugbetrieb und Touristen, die in der bayerischen Landeshauptstadt gestrandet sind: Die Wiesn, der Tag der Deutschen Einheit und der Brückentag haben den Flughafen an den Rand seiner Kapazitäten gebracht. Jetzt wird Kritik aus der Politik laut. Die Rathausspitze schaltet sich ein und auch die Betreiber versprechen, schnell nachzubessern.

Zuvor hatten Reisende am Donnerstag auf Sozialen Medien ihrer Wut freien Lauf gelassen. Schnell verbreiteten sich ihre Videos vom Durcheinander. Darin: Hunderte Menschen, die vor dem Terminal 2 ausharren müssen.

Offenbar war der Flughafen mit dem Andrang so überlastet, dass sich die Personen selbst im Außenbereich dicht aneinanderreihten. Auch zu Verspätungen – in manchen Fällen bis zu zwei Stunden – kam es.

Lange Schlangen am Flughafen München: 30.000 zusätzliche Reisende im Vergleich zu sonst

"Wer hätte gedacht, dass die Schlange für die Sicherheitskontrolle in München bis nach draußen geht", berichtet eine Nutzerin auf der Internetplattform Reddit. Eine weitere schreibt vom "Oktoberfest-Wahnsinn": "Sowas habe ich noch nie erlebt."

Die Verantwortlichen am Airport waren am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch auf dem Internetauftritt warnte der Flughafen nicht vor dem Ausnahmezustand. Lediglich auf der Plattform X wandte sich der Betreiber mit einer Kurzbotschaft an die Öffentlichkeit.

Man arbeite "intensiv" daran, dass der Verkehr funktioniert. Während der Wiesn müssten jedoch 1000 Flüge mit 130.000 Reisenden abgefertigt werden. Sonst sind es 30.000 Personen weniger, so eine Statistik des Airports.

An welchen Stellschrauben die Verantwortlichen jetzt drehen wollen, verdeutlichen sie auf einer Pressekonferenz am Freitag. "In den vergangenen Tagen ist es vor den Sicherheitskontrollen zu langen Schlangen gekommen", gesteht Airport-Chef Jost Lammers ein. "Ich will mich als Airport-Chef entschuldigen. Das ist man von München nicht gewöhnt."

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Hunderte von Leuten hätten ihren Flug verpasst. Diese seien jedoch aus Kulanz umgebucht worden. Passagiere von der Airline Discover sollen von nun an durchs Terminal 1 geschleust werden. Außerdem sollen Reisende zwischen den beiden Gebäuden per Bus transportiert werden, um die Situation bei großem Besucherandrang zu entzerren.

Insgesamt kommen laut den Verantwortlichen in den letzten Tagen viele Besucher deutlich früher am Flughafen an. Warum das so ist, könne noch nicht abschließend festgestellt werden. Einzelne Gäste seien teilweise mehr als acht Stunden vor Abflug vor Ort gewesen. "Vielleicht ist das Wetter zu schlecht und viele gehen dann nicht mehr auf die Wiesn."

Münchner Rathaus kritisiert Flughafen-Chaos stark

Zuvor haben Vertreter aus dem Münchner Rathaus mit starker Kritik auf das Flughafen-Chaos reagiert. Die FDP hat bereits eine schriftliche Anfrage an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) eingereicht. Damit erhoffen sich die Lokalpolitiker Antworten. "Gerade zu Zeiten des Oktoberfests liegt riesige, weltweite Aufmerksamkeit auf München ‒ da kommt ein Organisationskollaps am Flughafen einem Image-Desaster gleich."

Eine ähnliche Anfrage hat auch die CSU eingereicht. "Das gestrige Flughafen-Chaos ist beschämend", sagt der Fraktionsvorsitzende Hans Theiss. "Hier muss sofort eine Lösung gefunden werden ‒ mehr Personal, eine bessere technische Ausstattung und klügere Wartungspläne."

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Auch der Chef des Rathauses schaltete sich darauf in die Diskussion ein. "Als Münchner Oberbürgermeister kann ich mit der derzeitigen Performance des Flughafens überhaupt nicht zufrieden sein", sagt Dieter Reiter.

Verwunderlich sei, warum die CSU die Anfrage ausgerechnet an ihn richtet und nicht an den Aufsichtsratsvorsitzenden, den CSU-Finanzminister oder den Chef des Referats für Arbeit und Wirtschaft. "Offenbar ist hier der Draht zueinander nicht gut."

Trotz der Nachbesserungen und der Druck ausübenden Politiker hat der Ausnahmezustand am Flughafen für Reisende finanzielle Folgen. Lena Knoblauch vom Verbraucherportal "Flightright" hat bereits am Donnerstag Anrufe von wütenden Reisenden aus München bekommen.

"Ein Anspruch auf Entschädigung besteht allerdings nicht", sagt sie zur AZ. "Das ist ganz klar der Flughafenbetreiber, der hier nachbessern muss", so Knoblauch weiter. Den könne man allerdings kaum verklagen. "Wir können nur mit dem Kopf schütteln, aber da sind letztlich auch die politischen Akteure gefragt." Mit Blick auf langfristige Lösungen sind die Augen deshalb auch auf die Politiker gerichtet.

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24 Kommentare
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  • FFF-Nein Danke am 05.10.2024 11:53 Uhr / Bewertung:

    Eine andere Zeitung hat heute als Schlagezeile: Dauerchaos am Flughafen. Es ist nicht die mit den 4 Buchstaben.
    Wenn man die Schlagzeile richtig versteht, Ist 24/7 Chaos am Flighafen.

  • Paco59 am 05.10.2024 11:16 Uhr / Bewertung:

    Es sind also die Reisenden laut Flughafenchef schuld weil sie früh kommen und Lufthansa und der Flughafen appellieren nicht zu früh zu kommen…..mmmh warum schickt und dann die Lufthansa eine mit wichtig markierte Mail wir möchten bitte zu unserem Flug VORZEITIG anreisen,da es wegen Octoberfest Probleme und Wartezeiten geben könnte. Offensichtlich weiß in München die linke Hand nicht was die Rechte sagt oder tut. Es ist so schade was innerhalb der Zeit die seit dem Ruhestand von Top Flughafenchef Michael Kerkloh - der auch den wirklich nicht einfachen Umzug von Riem ins Erdinger Moos mit Bravour und ohne größere Probleme gemanagt hatte - aus dem einstigen europäischen und auch weltweit gut dastehenden Spitzenflughafen Franz-Josef-Strauß geworden ist. Wir als Münchner überlegen bereits bei Urlaubsflügen nach Salzburg oder Memmingen auszuweichen. Es funktioniert nichts mehr richtig in München, Chaos Sicherheitskontrolle, Chaos beim Gepäck Handling…schlechte Info und die Schrott S-Bahn…

  • cargops am 05.10.2024 10:43 Uhr / Bewertung:

    Wieso ist es für die Verantwortlichen nicht nachvollziehbar, dass die "Besucher" (ich würde eher von Passagieren sprechen) immer früher vor Abflug kommen. Ich bin Vielflieger und was sich z.B. an einem Montag früh (unabhängig vom Oktoberfest) vor dem Security check-in staut mit hohen Wartezeiten ist schon erstaunlich. Deshalb komme ich jetzt auch früher, um meine Flüge zu erreichen! Der Airport sollte seine 5 Sterne zurückgeben!

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