Reservierung auf dem Christkindlmarkt

Bizarres Erlebnis an einem Stehtisch am Rindermarkt: Jetzt wird auch hier schon reserviert – die Stadt greift durch.
Thomas Gautier |
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Reservierter Bereich am Christkindlmarkt? Dem Münchner Marc Meckes ist genau das an der Pyramide am Rindermarkt passiert.
imago/ho Reservierter Bereich am Christkindlmarkt? Dem Münchner Marc Meckes ist genau das an der Pyramide am Rindermarkt passiert.

München - Die Currywurst dampft noch, da muss Marc Meckes schon wieder gehen. Eine Frau vom Standl kommt zu ihnen und stellt ein Schild neben ihnen auf. Die Botschaft: weg da! Aufessen dürfen der Kaufmann und sein Kumpel ihre Würstl noch – dann müssen sie ihre Plätze einer Gruppe überlassen. Das alles passiert – am Christkindlmarkt.

Am Abend hatte sich der 43-Jährige mit einem Freund zum Glühwein am Rindermarkt verabredet. Gegen 20 Uhr gingen sie zur „Schlemmerpyramide“, die den Markt überragt. Dort gibt’s seit acht Jahren Würstl. Und für bestimmte Gäste offenbar einen besonderen Service.

Meckes und sein Kumpel kauften sich je ein Würstl und stellten sich an einen der zwei großen Stehtische. Dann habe eine Frau vom Standl zu ihnen gesagt: „Hier ist reserviert.“ Minuten später „kamen irgendwelche Touristen mit Nikolaus-Zipfelmützen und haben sich da breit gemacht!“

Reservierung am Christkindlmarkt? Die Dame habe nur gesagt: „Auf der Wiesn müsst’s ja auch reservieren.“ Meckes kann nur den Kopf schütteln. „Da will man einen schönen Abend verbringen und wird vertrieben. Ja, wo samma denn?“

Die AZ fragt nach beim Betreiber der „Schlemmerpyramide“, Siegfried Kaiser Junior. Der 31-Jährige bestätigt den Vorfall, seine Mutter sei das gewesen. Das Schild sei aber schon am Stehtisch gestanden, sagt Kaiser – selbst gesehen hat er es zwar nicht. Aber: „Das machen wir immer so.“

Die Gruppe, die Meckes’ Platz eingenommen hat, bestand aus Stammkunden, sagt Kaiser. Es sei aber „kein Dauerzustand“. So etwas gebe es „höchstens zwei Mal pro Christkindlmarkt“. Und nur an Wochentagen, an denen wenig los ist – wie an jenem Donnerstag, sagt Kaiser. Da widerspricht Marc Meckes: „Der Markt war voll.“ Einen anderen Platz gab es nicht.

Als die Stadt davon erfährt, greift sie sofort durch: „Davon habe ich ja noch nie gehört“, sagt der Sprecher des zuständigen Referats für Arbeit und Wirtschaft, Wolfgang Nickl beim AZ-Anruf. Kurze Zeit später meldet er: „Der Marktleiter hat dem Chef der Schlemmerpyramide dargelegt, dass Reservierungen am Christkindlmarkt nicht erlaubt sind und dem Charakter des Markts widersprechen.“ Weitere Reservierungen seien zu unterlassen.

Marc Meckes will die Pyramide künftig meiden: „Es war das letzte Mal, dass ich da hingegangen bin.“

 

Lesen Sie hier: Brennpunkt Christkindlmarkt - Klau-Report München: Die Tricks der Taschendiebe

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