René Benko hört auf: In München sorgt man sich um die Innenstadt – was wird aus den Top-Immobilien?
München - Es war ein Beben auf dem Immobilienmarkt, als am Freitag klar wurde, dass der einst als Kaufhauskönig bejubelte René Benko sich offenbar auf Druck von Mitgesellschaftern aus der Signa Holding zurückzieht (AZ berichtete). Nun werden im Münchner Stadtrat beunruhigte Stimmen laut.
So will die Fraktion aus ÖDP und München Liste wissen, welche rechtlichen Möglichkeiten die Stadt hat, wenn bei Investoren Großprojekte stillstehen. Anlass ist der Baustopp bei einem der Prestigeprojekte der Signa: dem Elbtower in Hamburg. Hier stehen derzeit die Maschinen still, die dortige Bausenatorin droht damit, den begonnenen Turmbau wieder abzureißen, wenn nichts mehr vorangeht.

Wollte sich René Benko mehrere Millionen aus Saudi-Arabien holen?
Der Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne, über den spekuliert wurde, dass er in das Projekt einsteigt, hat in der "F.A.Z." bereits abgewunken. Der österreichische Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner, der über seine Familien-Privatstiftung mit 15 Prozent an der Signa beteiligt ist, hat hingegen im Gespräch mit der Zeitung signalisiert, sich an der Sanierung der Signa Holding beteiligen zu wollen: "Ich werde entsprechend meines Anteils Liquidität zuschießen."
Der "Business Insider" berichtet wiederum, dass das strauchelnde Unternehmen mit dem Saudischen Staatsfonds über eine Finanzspritze in dreistelliger Millionenhöhe verhandelt. René Benko soll den Deal angeleiert haben – doch sein Rückzug hat dem Vernehmen nach keine Auswirkungen auf die Verhandlungen.
Das könnte heikel werden, immerhin hat die Kontrolle über diesen Staatsfonds Kronprinz Mohammed bin Salman inne. Der hat zwar Reformen angestoßen, soll aber eine maßgebliche Rolle in der Ermordung des Regimekritikers Jamal Kashoggi gespielt haben.
Die Signa wieder auf Kurs bringen soll, wie berichtet, Arndt Geiwitz, auf den René Benko seine Stimmrechte übertragen soll. Dieser soll über den Saudi-Deal bereits informiert sein.
Unruhe in München: Galeria-Immobilien stehen zum Verkauf
Die Unruhe bei der Signa mit ihren vielen Verschachtelungen ist seit Wochen zu spüren gewesen. So wurde ein Tochterunternehmen, Sport Scheck, jüngst verkauft. Beim Signa-Projekt Alte Akademie in der Fußgängerzone sind die Arbeiten im Verzug. Das ehemalige Warenhaus Tietz am Hauptbahnhof sollte eigentlich saniert und wieder zu einem Galeria werden. Signa rückte von diesen Plänen ab. Was nun geschieht? Schweigen.

Die Linke im Münchner Stadtrat hatte deswegen schon im Oktober Sorgen darüber geäußert, wie es mit der Immobilie weitergeht. Weitere Signa-Filetstücke, wie die Galeria-Immobilie am Rotkreuzplatz und das ehemalige Kaut-Bullinger-Gebäude samt Grundstück mitten in der Rosenstraße sind ebenfalls auf dem Markt. Für jeweils 100 Millionen Euro.
Bekommt der Immobilienriese seine Filetstücke in München verkauft?
Ob Signa diese verkauft bekommt? In der "Immobilien-Zeitung" äußert ein Insider Zweifel. Bezeichnet das Unternehmen als "distressed case". Potenzielle Käufer würden zögern, weil sie keinen Kaufvertrag abschließen möchten und dabei riskieren, dass einen Tag später Insolvenz ausgelöst wird. Wer doch kaufen will, erwarte deutliche Abschläge – wer möchte im teuren München auch die Chance verpassen, ein Immo-Schnäppchen zu machen?
ÖDP im Münchner Stadtrat befürchtet Baustopps auch in München
Oder es findet sich zunächst niemand – und Baustopps drohen, wie nun ÖDP und München Liste befürchten. "Es ist unerlässlich, dass wir strauchelnden Großinvestoren klare Regelungen vorlegen, um sicherzustellen, dass die Signa-Baustellen in unserer Stadt nicht auf unbestimmte Zeit unsere Fußgängerzone verschandeln", sagt deren planungspolitischer Sprecher, Dirk Höpner. Man sei gespannt auf die Strategie des Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD), so Höpner weiter, "so er denn schon eine hat".