Reinhold Babor soll in Scholl-Preis-Jury - Stadträte sind irritiert

Die CSU will ihren Rechtsaußen, Stadtrat Reinhold Barbor, in die Jury des Geschwister-Scholl-Preises schicken - und sorgt damit für Irritation in den anderen Fraktionen.
von  Felix Müller
Bald Jury-Mitglied? Reinhold Babor, CSU-Stadtrat.
Bald Jury-Mitglied? Reinhold Babor, CSU-Stadtrat. © CSU

München - Es ist eine pikante Personalie, die die CSU-Fraktion da beschlossen hat: Sie will nach AZ-Informationen in die Jury des Geschwister-Scholl-Preises Stadtrat Reinhold Barbor (78) entsenden. Der Harlachinger gilt als CSU-Rechtsaußen, hatte durch Äußerungen zur Erinnerungskultur und über Migranten für Aufregung gesorgt.

Der Preis wird jährlich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit der Stadt vergeben. Heuer soll er an den libyschen Autoren Hisham Matar vergeben werden. CSU-Stadtrat Marian Offman hat sich deshalb aus der Jury zurückgezogen – der Fokus bei der Auswahl der Preisträger habe sich zu weit weg von der NS-Zeit bewegt.

Babors Aussagen sorgten oft für Aufregeung

Babor sei ja einst auch schon in der Jury gesessen, nach der Fraktionsarithmetik der logische Nachfolger, heißt es aus dem Rathaus. Doch in der Zwischenzeit hat Babor oft für Aufregung gesorgt, etwa mit markigen Aussagen in der Debatte um ein Trümmerfrauen-Denkmal. Oder, als er in einer Weihnachtsansprasche 2015 unter anderem rief: "Die Asyl-Industrie boomt!" und das damals geplante Islamzentrum ein Unding nannte. Sogar CSU-Bürgermeister Schmid sagte damals, er verurteile die Aussagen "aufs Schärfste".

Nun also zieht er wohl in die Jury des Scholl-Preises ein. Wenn die anderen Fraktionen zustimmen. Das gilt als wahrscheinlich, weil es üblich ist, die Kandidaten der anderen Parteien einmütig mitzuwählen. Irritiert über die Personalie ist man aber durchaus. Die SPD zum Beispiel soll in einer nicht-öffentlichen Sitzung die CSU schon an ihre Verantwortung erinnert haben, genau zu überlegen, wen man da nominiere.

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Der Geschwister-Scholl-Preis: Sinn und Ziel des Geschwister-Scholl-Preises ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben. Die Verleihung des Preises findet im Rahmen des Literaturfests München statt. Er wird seit 1980 vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert.

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