"Raubbau an Fläche": Welche neue Siedlung in München OB Dieter Reiter gar nicht gefällt

Die Sehenswürdigkeiten kennt jeder. Eine gratis Ausstellung in der Rathaus-Galerie in München zeigt nun die Stadtquartiere und was sich dort verändert.
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Der Willy-Brandt-Platz vor der Messe in München sieht aus, als sei ein Sack Zement umgefallen, findet OB Dieter Reiter.
Der Willy-Brandt-Platz vor der Messe in München sieht aus, als sei ein Sack Zement umgefallen, findet OB Dieter Reiter. © dpa / Matthias Balk

München - Als Tourist schaut man sich in München wahrscheinlich zuerst den Marienplatz an, dann geht's zur Frauenkirche, dann vielleicht in den Olympiapark. Doch München ist mehr als die Attraktionen aus dem Reiseführer. Einen Überblick, wie vielfältig die Stadt ist, gibt eine neue Ausstellung des Planungsreferats in der Rathaus-Galerie: "Zukunftsfähige Quartiere. Nebenan, mittendrin, daheim" heißt sie und ist noch bis 19. März zu sehen. Der Eintritt ist frei. Die AZ hat sich vor der Eröffnung mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) herumführen lassen.

Was ist ein Quartier überhaupt? "Ein Quartier ist mehr als ein Gebäudeblock und weniger als ein Stadtteil", erklärt Kathrin Borrmann vom Planungsreferat. Quartiere sind für die Stadt die richtige Größenordnung, um eine nachhaltige Stadtentwicklung voranzutreiben – egal, ob es um Wohnen, Mobilität oder Klimawandel geht.

Das Werksviertel ist aus Sicht der Stadt gelungen. Für andere Viertel kann es ein Beispiel sein.
Das Werksviertel ist aus Sicht der Stadt gelungen. Für andere Viertel kann es ein Beispiel sein. © URKERN Ivana Bilz

Das Werksviertel in München ist ständig in Bewegung

Die Ausstellung zeigt, wo Städtebau in München aus Sicht der Stadt gut funktioniert. Zum Beispiel im Werksviertel, das 2023 den deutschen Städtebaupreis gewonnen hat. Die Jury überzeugte, dass der Ort hinter dem Ostbahnhof ständig in Bewegung ist. Stillstand wird dort wohl noch lange nicht einkehren. Geplant ist, dass 1150 Wohnungen, eine Schule, Arbeitsplätze und, wie es aussieht, auch ein Konzerthaus entstehen.

Auch über weitere Neubau-Siedlungen informiert die Ausstellung: Zum Beispiel lässt sich lesen, dass 30 Jahre nach dem Umzug des Flughafens in den nächsten Jahren die Bebauung in Riem zum Abschluss kommt. Im fünften Bauabschnitt sind neben 2500 Wohnungen auch eine Schule und sechs Kitas geplant.

Streitpunkt Parkplatz: Wie viele Schanigärten tun München gut? Das müssen OB Dieter Reiter und Stadtbaurätin Elisabeth Merk noch lösen.
Streitpunkt Parkplatz: Wie viele Schanigärten tun München gut? Das müssen OB Dieter Reiter und Stadtbaurätin Elisabeth Merk noch lösen. © Loeper

Münchens OB Dieter Reiter über Riem: "Das war ein Raubbau an Fläche" 

Die Bebauung in Riem ist – zumindest bis jetzt – keine, die dem Oberbürgermeister Reiter besonders gut gefällt. Er hätte es sich dort dichter und höher vorstellen können, sagte er bei dem Rundgang: "Das war ein Raubbau an Fläche." Der Willy-Brandt-Platz vor der Messe sehe aus, als sei ein Sack Zement umgefallen. Tatsächlich gibt es bereits Pläne des Baureferats, die Beton-Wüste dort in eine grüne Oase umzuwandeln. Nur, wann die Stadt sie tatsächlich umsetzt, ist noch nicht klar.

Verändern wird sich auch Neuperlach. Dieses Stadtviertel ist ein Schwerpunkt der Ausstellung. Vor 55 Jahren ist Neuperlach als größtes westdeutsches Siedlungsprojekt entstanden. Inzwischen arbeitet die Stadt an der Sanierung des Viertels: Grünflächen wie der Ostpark sollen aufgewertet und Wohnblöcke saniert werden.

Heute steht an der Fritz-Schäffer-Straße 9 noch ein großer Bürokomplex, wo einst Allianz arbeitete. Daraus soll ein Quartier werden.
Heute steht an der Fritz-Schäffer-Straße 9 noch ein großer Bürokomplex, wo einst Allianz arbeitete. Daraus soll ein Quartier werden. © Loeper

Die Ausstellung zeigt auch, was aus dem Bürokomplex der Allianz, wo zur Zeit eine Zwischennutzung drin ist, werden soll. Statt Abriss will der Eigentümer, die US-Immobilienfirma Hines, das Gebäude in mehrere Blöcke aufteilen. Wohnraum, Büros, Platz für Kultur sollen entstehen. 60 Prozent des Bestandes sollen wiederverwendet werden, sagte Merk. "Das kann eine gute Strategie für viele Gebäude in Neuperlach sein."

Die Quartiere verändern sich also. Und zumindest Dieter Reiter bekommt auch mit, dass so manche Veränderung den Menschen eher wenig gefällt. Zum Beispiel bekomme er oft Post von Bürgern, die sich Parkplätze zurückwünschen.

Dieter Reiter erteilt Tiefgarage nahe Viktualienmarkt in München eine Absage

An dem Ziel einer autoarmen Altstadt, in die nur noch die reinfahren dürfen, die es wirklich müssen, will Reiter trotzdem festhalten. "Schließlich kann man in keiner großen Hauptstadt mit dem Auto fast bis zum Rathaus fahren", meint er. Der Idee, in der Nähe des Viktualienmarktes eine neue Tiefgarage zu schaffen, wie es Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) vor Kurzem in der AZ vorschlug, erteilte Reiter allerdings eine Absage. Die Notwendigkeit sehe er nicht. "

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Eine Verschönerung von Plätzen findet nicht dadurch statt, dass man mehr Parkplätze schafft", sagte Reiter. Wie eine Aufwertung stattdessen gelingen kann, bei dieser Frage sollen aus seiner Sicht auch die Bürger mitreden. Und die Ausstellung in der Rathaus-Galerie ist dazu vielleicht eine erste Anregung.


Die Ausstellung ist täglich von 13 bis 19 Uhr geöffnet, Eintritt frei. Infos zu Führungen und Veranstaltungen: https://stadt.muenchen.de/events/ausstellung-zukunftsfaehige-quartiere.html

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22 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • sircharles am 22.01.2024 13:13 Uhr / Bewertung:

    Neubaustop und Zuzugstop. Das Einzige was hilft. Sonst kann es in 10 Jahren hier keiner mehr aushalten.

  • am 22.01.2024 10:52 Uhr / Bewertung:

    Das Gemeinste bezüglich dem OB Dieter Reiter ist doch, dass immer die anderen schuld sind traurig

  • Perlacher am 21.01.2024 01:17 Uhr / Bewertung:

    OB Reiter sollte sich die Pläne für Neubausiedlungen im Stadtgebiet München genau ansehen, bevor er sie genehmigt! Wenn er nur so tut, als hätte er in der Münchner Stadtregierung das Sagen, muss er sofort zurücktreten!

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