Rathaus-Mitarbeiter in München: Warum sie einen extra "Beamten-Feiertag" haben
München — Die Stadtrats-CSU hat bis heute bei Rathaus-Insidern den Ruf, gerne und ausführlich zu feiern. Vor genau 50 Jahren aber stieß die Fraktion eine gegenteilige Diskussion an – dass die städtischen Beamten bitte weniger feiern und mehr arbeiten sollten.
"Beamten-Feiertage": Auch zur Wiesn haben Rathaus-Mitarbeiter 1974 Extra-Freizeit
Die "Rathaus-Feiertage" seien von den Bediensteten "hoch geschätzt", schrieb die AZ am 30. Juli 1974. Rathaus-Feiertage? So bezeichnete man damals jene Tage, an denen das städtische Personal "ohne Verdienstausfall und Nacharbeit später mit der Arbeit beginnt oder früher aufhört".
So schlössen zum Beispiel die Rathausämter am Faschingsdienstag bereits seit 23 Jahren am Mittag. Seit zehn Jahren gebe es außerdem den "freien Wiesn-Nachmittag am ersten Oktoberfestmontag", schreibt die AZ am 30. Juli 1974.
CSU-Stadtrat Heinrich Traublinger – der später jahrzehntelang Handwerkskammerpräsident sein wird – stellt im Rathaus eine offizielle Anfrage, wie teuer das "überkommene Relikt" die Stadt komme. Laut Antwort des Personalreferats erhalte jeder Rathaus-Bedienstete durchschnittlich eine zusätzliche bezahlte Freizeit von zwölf Stunden im Jahr. Das entspreche einem Wert von fünf Millionen Mark – während die Stadt acht Millionen Mark für Überstunden bezahlen müsse.
So richtig scharf schießen mag die CSU dann im Juli 1974 aber doch nicht. Es sei ja ohnehin die Frage, "wie viel an diesen Tagen gearbeitet würde ...", zitiert die AZ Fraktionschef Winfried Zehetmeier.
Und heute? Muss zur Wiesn tatsächlich extra freigenommen werden... Die Tradition des halben Beamten-Feiertags an Fasching aber lebt tatsächlich ein bisserl fort. "Die Dienstpflicht endet an diesem Tag in der Regel um 12 Uhr", heißt es auf AZ-Anfrage aus dem städtischen Personalreferat.
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