Rammstein-Konzert: Warum eine Genehmigung so lange dauert
München - Auch am Tag nach dem Stadtratsbeschluss für ein Silvesterkonzert von Rammstein haben sich die Gemüter noch nicht beruhigt. Die Münchner Konzertveranstalter sind sauer über die Ungleichbehandlung. Denn während ihre konkreten Anfragen zu Großkonzerten auf der Theresienwiese oder dem Messegelände vom Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) stets abgeschmettert wurden, darf die Grazer Leutgeb Entertainment nun bereits ihr viertes Großereignis innerhalb von wenigen Monaten planen, ohne auf das Olympiastadion zurückgreifen zu müssen. Wenn das Kreisverwaltungsreferat das Konzert genehmigt.
Elf Monate habe man benötigt, um grünes Licht für das Gabalier-Konzert auf dem Messegelände vergangene Woche zu geben, erläuterte KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl am Mittwoch im Stadtrat. Nun sind noch viereinhalb Monate Zeit für ein Konzert an einem Ort, an dem es so ein Ereignis noch nie gegeben hat. Die Stadt Essen, die ebenfalls von Leutgeb Entertainment angefragt war, hat sich nicht lange mit dem Thema aufgehalten: Die Vorbereitungsfrist sei viel zu kurz und man habe eh keinen Platz, das sollen mal schön die Münchner ausrichten.
Rammstein auf der Theresienwiese: Knappe Frist ist "extrem sportlich"
Als "extrem sportlich" bezeichnet Tobias Kapfelsberger vom Münchner Kreisverwaltungsreferat die knappe Frist. "Aber wir erstellen ja nicht das Konzept, das muss der Veranstalter einreichen." Solange von Leutgeb Entertainment also kein Konzept für Sicherheit, Verkehr und Emissionsschutz vorliegt, kann das KVR auch nicht tätig werden.
Und beim Gabalier-Konzert dauerte es auch deshalb solange bis zur Genehmigung, weil es keine Erfahrungswerte für diesen Ort gab und die Qualität des ersten vorgelegten Konzepts zu wünschen übrig ließ. "Wenn der Veranstalter für Nachbesserungen im Konzept selbst viel Zeit braucht, können wir den Genehmigungsprozess auch nicht beschleunigen", sagt Tobias Kapfelsberger.
Veranstalter Leutgeb weiß jetzt, worauf es dem KVR ankommt
Er betont aber, das KVR sei nicht der Feind der Veranstalter, sondern um eine fruchtbare Zusammenarbeit bemüht und auch selbst gerne beratend tätig. "Die Liste der Themen, die so ein Konzept beinhaltet, ist allerdings sehr lang." Für die Theresienwiese geht es konkret auch um die Frage, wie der MVV die zusätzlichen 145.000 Zuschauer plus Zaungäste in der Silversternacht schultern kann und ob die Behörden überhaupt genug Einsatzkräfte zur Verfügung stellen könnten, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten.
Dank der Zusammenarbeit für die Messekonzerte, wisse die Leutgeb Entertainment nun auch sehr genau, worauf es dem KVR ankäme, das könnte die Anzahl der Konzeptnachbesserungen verringern, auch wenn es nun um einen anderen Ort gehe.
Silvester als schlechtester Tag des Jahres für einen Testlauf?
"Der Wiesn-Vergleich hinkt allerdings", sagt Tobias Kapfelsberger. Das sei eine über lange Zeit eingespielte Veranstaltung, an der immer mal wieder an ein paar Stellschrauben gedreht werde. Ein Konzert, bei dem alle zum gleichen Zeitpunkt die Theresienwiese verlassen, sei etwas völlig anderes. Es werden mehrere Ortsbegehungen mit verschiedenen Sicherheitsbehörden nötig sein, um zu erkunden, ob die Rammstein-Fans beispielsweise auch gegen Silvesterraketen-Beschuss von außen gesichert werden müssten. Vielleicht ist Silvester für den Testlauf eines Großkonzerts auf der Theresienwiese einfach der schlechteste Tag des Jahres.
Rammstein-Karten dürfen erst verkauft werden, wenn die Genehmigung da ist
Jedenfalls ist der Druck nun erheblich. Deshalb wurde Veranstalter Leutgeb Entertainment von der Stadt auch klar gemacht, dass er den Vorverkauf erst starten dürfe, wenn das KVR die Veranstaltung genehmigt habe. Zwar ist das bei Großveranstaltungen branchenüblich, den Vorverkauf für die Messe-Konzerte von Andreas Gabalier, Helene Fischer und Robbie Williams hatte Leutgeb Entertainment aber noch ohne Genehmigung gestartet.
Münchner Veranstalter bezweifeln, dass man so kurzfristig für die Silvesternacht genügend Ordner und Securitykräfte organisieren kann, aber das wird auch dank Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtners Bevorzugung österreichischer Veranstalter so schnell kein Problem für hiesige werden.
Wie man Stadtpolitik gänzlich zur Satire verkommen lässt, bewies dann noch die SPD. Sie stimmte für das Rammstein-Konzert und den eigenen Ergänzungsantrag "nachhaltiges Silvester in München", bei dem auch die "durch Feuerwerk bedingte Luftverschmutzung" berücksichtigt werden soll.