Radlpläne in München: Händler schlagen Alarm
München - Der Chef der Handwerkskammer, Franz Xaver Peteranderl, ist in Sorge, wenn er die Beschlussvorlage zum Altstadt-Radlring liest. In Sorge um die Münchner Handwerker und ihre Lieferanten. Zehn von insgesamt 40 Maßnahmen soll der Stadtrat am Mittwoch beschließen. Peteranderl warnt jetzt: "Die überstürzte Streichung von 120 Parkplätzen in der Fraunhoferstraße hat gezeigt, dass vorher zwingend der Dialog mit betroffenen Gewerbetreibenden und Anwohnern gesucht werden muss, bevor eine verkehrspolitische Maßnahme mit solch weitreichenden Folgen beschlossen wird."
Forderung an Münchner Stadtrat: Abstimmung "mit Augenmaß"
Er fordert den Stadtrat deshalb dazu auf, am Mittwoch bei der Abstimmung "mit Augenmaß vorzugehen". Bei den Plänen für den Altstadt-Radlring stünden erneut wichtige Flächen auf der Kippe, "die Handwerksbetriebe etwa zum Liefern benötigen", warnt Peteranderl. "Die Münchner Innenstadt erreichen und durchqueren zu können, ist für unsere Handwerksunternehmen besonders wichtig. Außerdem brauchten sie Parkplätze, um Lieferungen anzunehmen und von ihren Kunden erreicht werden zu können", sagt der Handwerkskammer-Chef.
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Citypartner in München: Sorge um Wirtschaftsverkehr in der Altstadt
"Ernsthafte Sorgen" macht sich auch die Vereinigung der Innenstadtunternehmer Citypartner. Besonders über einen Abschnitt aus der Beschlussvorlage, in dem steht, dass der Altstadtring "in Teilen unterbrochen" werden soll. Dadurch wird der Altstadtring eventuell nicht mehr durchgängig befahrbar sein. Laut Citypartner "die grundlegendste und folgenreichste Änderung seit Bestehen des Altstadtrings". Geschäftsführer Wolfgang Fischer kritisiert: In der 125-seitigen Beschlussvorlage fänden sich nur ganze acht Zeilen über die Auswirkungen auf den Wirtschaftsverkehr. "Und auch die beziehen sich nicht wirklich auf Auswirkungen auf den Wirtschaftsverkehr, der in der Altstadt immerhin über 60 Prozent des gesamten Verkehrs ausmacht", so Citypartner weiter.
Ausgeführt werde nur, dass "einzelfallabhängig" und "unter anderem" mit betroffenen Gewerbetreibenden gesprochen werden soll. Citypartner kritisiert auch die "gigantischen Investitionskosten" von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Die Vereinigung schreibt: "Sehr viel Geld für ein Verkehrsmittel, dessen Anteil an gefahrenen Personenkilometern im Stadtgebiet nur bei fünf Prozent liegt."
Diese fünf Prozent nennt auch die Tourismus Initiative München. Viel essenzieller sei für München – vor allem für den Tourismus – etwa der Ausbau von U- und S-Bahn. Michael Haberland von der Auto-Lobby "Mobil in Deutschland" warnt sogar: "Der Radentscheid wird zu einem totalen Verkehrskollaps führen."
Welche der zehn Maßnahmen, für die Hunderte Parkplätze und zahlreiche Fahrstreifen gestrichen würden, beschlossen werden – und wo der Stadtrat zurückrudert, wird sich zeigen. SPD-Fraktionschefin Verena Dietl: "Die zehn Steckbriefe sind kein 'Das kommt so', sie sind eine Grundlage für die Diskussion."
Lesen Sie hier den AZ-Kommentar: Pläne für Radverkehr in München sind nicht standfest