Radler tötet Rentner: Er geht straffrei davon

In einem engen Tunnel kommt es zum Konflikt zwischen Radfahrer und Fußgänger. Dieser stürzt – und stirbt. Das Verfahren ist eingestellt.
Torsten Huber |
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Ein passierender Radler hielt sich nicht an das dort aufgemachte Schild. Das löste den Streit zwischen ihm und Fritz Ebel aus, der tödlich enden sollte.
Sigi Müller 4 Ein passierender Radler hielt sich nicht an das dort aufgemachte Schild. Das löste den Streit zwischen ihm und Fritz Ebel aus, der tödlich enden sollte.
Familie und Nachbarn trauern um den Tod von Fritz Ebel. Die Baustelle, an der er verunglückte, wird von vielen als gefährlich erachtet.
AZ/Müller 4 Familie und Nachbarn trauern um den Tod von Fritz Ebel. Die Baustelle, an der er verunglückte, wird von vielen als gefährlich erachtet.
Auf dem Bordstein ist die genaue Stelle markiert, auf die Fritz Ebel stürzte, nachdem ihn der Radler geschubst hatte.
Sigi Müller 4 Auf dem Bordstein ist die genaue Stelle markiert, auf die Fritz Ebel stürzte, nachdem ihn der Radler geschubst hatte.
Im Sendlinger Westpark feierte Fritz Ebel seinen 75. Geburtstag. Jetzt ist er tot.
Sigi Müller 4 Im Sendlinger Westpark feierte Fritz Ebel seinen 75. Geburtstag. Jetzt ist er tot.

In einem engen Tunnel kommt es zum Konflikt zwischen Radfahrer und Fußgänger. Dieser stürzt – und stirbt. Das Verfahren ist eingestellt.

München -  Selten hat ein tödliches Unfall-Drama München so bewegt. Und: aufgeregt.

Passiert ist es am 30. August 2011. Rentner Fritz E. (75) ist mit seiner Ehefrau Silvia (79) auf dem Weg zum Wirtshaus um die Ecke, Freunde treffen. Sie schlendern auf dem Gehweg an der Albert-Roßhaupter-Straße (Sendling) Richtung Partnachplatz. Baucontainer machen den Weg dort in Höhe Hausnummer 80 zum Nadelöhr. Der Tunnel, durch den die Passanten müssen, ist keine zwei Meter breit. Auf einem Hinweisschild steht: „Radfahrer bitte absteigen.“

Als das Rentnerpaar den Tunnel betreten will, kommt Michael C. (53, Name geändert) mit seinem Fahrrad angebraust. Er ignoriert das Schild, will durch den Tunnel radeln. Das macht den Rentner wütend. Er beschimpft den Fahrradfahrer. Anstatt weiter zu radeln, stoppt der Arbeitslose. Beide beschimpfen sich übel.

Lesen Sie hier: Radler tötet Rentner: Das sagen die Söhne

Zunächst heißt es im Polizeibericht: „Im weiteren Verlauf des Disputs kam es neben Beschimpfungen auch zu Tätlichkeiten, in deren Verlauf der Rentner mit dem Kopf gegen einen am Fahrbahnrand geparkten Lkw stieß und bewusstlos zusammensackte.“

Der Radfahrer leistet sofort Erste Hilfe und ruft den Notarzt. Drei Tag später stirbt der Rentner im Krankenhaus. C. wird vorläufig festgenommen.
Der Fall sorgt für Debatten.

Auf az-muenchen.de kommentieren Leser eifrig. Auszüge:

* „Das ist doch langsam nicht mehr auszuhalten mit den Radlern.“

* „Was bitte haben Fahrräder überhaupt auf Gehwegen zu suchen?“

* „Das passt in unsere Ellbogengesellschaft.“

Nachbarn beschreiben Rentner Fritz E. als einen ordnungsliebenden Menschen. In seinem Mietshaus sorgt er dafür, dass sich jeder an die Hausordnung hält. Zeugen vom Tatort berichten schließlich der Polizei: „Herr E. hat zuerst zugeschlagen. Mit der rechten Hand gab er dem Radfahrer einen Faustschlag auf die linke Wange.“ Dabei verliert Michael C. seine Uhr. Als er vom Rad steigt und sich nach der Uhr bückt, geht der Rentner wieder auf ihn los.

Nach vier Monaten hat die Staatsanwaltschaft München I das Verfahren gegen den Radler eingestellt. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Thomas Steinkraus-Koch, bestätigte gegenüber der AZ: „Mehrere Zeugen haben bestätigt, dass der Rentner auf den Fahrradfahrer eingeschlagen hat. Es lag das Notwehrrecht des Beschuldigten vor.“

Steinkraus-Koch weiter: „Der Radfahrer soll nach Zeugenaussagen den Rentner von sich weggeschubst haben, als der auf ihn losging. Dabei fiel der Rentner unglücklich und schlug mit dem Kopf auf. Zeugen beschrieben auch Verhaltensauffälligkeiten bei dem Rentner.“

Das Verfahren kann allerdings noch nicht zu den Akten gelegt werden. Jemand – vermutlich die Familie – hat Rechtsmittel gegen die Einstellung eingelegt.

Lesen Sie zu diesem Thema auch den damaligen AZ-Kommentar: Die R-Frage - Timo Lokoschat, stellvertretender AZ-Lokalchef, über den täglichen Kampf auf Münchens Straßen

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