Radl-Aktivisten kritisieren Grün-Rot in München

"Endlos zäh", "es geht nichts voran": Unzufriedenheit mit der Verkehrspolitik der Stadt.
Felix Müller
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Bedrückendes Bild: die Mahnwache für den verunglückten Radler am Sonntag am Circus Krone.
Bedrückendes Bild: die Mahnwache für den verunglückten Radler am Sonntag am Circus Krone. © Daniel von Loeper

München - Das hatte man sich offenbar anders vorgestellt. Als die Grünen im Frühjahr wieder in die Stadtregierung einzogen, jubelten die Öko- und Radlerverbände. Jetzt gehe es richtig voran, so die Erwartung. Kritische Stimmen mischten sich überhaupt nicht in den Jubel.

Das scheint sich zu ändern. Am Sonntag trafen sich Münchens Radl-Aktivisten - einmal mehr - um zu trauern. An der Marsstraße / Ecke Pappenheimstraße nahe der Hackerbrücke versammelten sie sich zu einer Mahnwache.

So, wie sie es oft tun, wenn wieder ein Radler ums Leben gekommen ist. Hier, am Circus Krone, war im November ein Radler von zwei Autos an- und überfahren worden, der bei Grün über die Ampel gefahren war. Zu der gestrigen Mahnwache eingeladen hatten unter anderem die Umweltschützer von Green City und der Radler-Verband ADFC.

Was ist seit dem Radentscheid passiert?

Und dessen Vorsitzender Andreas Groh lederte am Sonntag im Gespräch mit der AZ so richtig los. Seit dem Radentscheid sei bei der Stadt doch gar nichts passiert, schimpfte er. "Das ist über ein Jahr her, umgesetzt ist gar nichts!"

Nur an der Blumenstraße werde ein bisschen gebaut, wie eh geplant, neue Stellen für das Thema in der Verwaltung seien immer noch nicht besetzt. "Die ganze Welt macht Videokonferenzen und die Stadt sagt, wegen Corona kann es keine Vorstellungsgespräche geben", ätzt Groh. "Da setzt man offenbar die falschen Prioritäten, das ist alles endlos zäh."

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Groh sagt, in Städten wie Paris habe man Corona genutzt für Fortschritte in der Verkehrspolitik, den Radlern viel mehr Platz zu gegeben. Und in München? "Das ist hier doch alles nur Klein-Klein, Beschlüsse gehen irgendwie in die Verwaltung und nichts kommt voran!"

Ungewöhnlich scharfer Angriff

Wumms! Im Rathaus wird man die ungewöhnlich scharfen Angriffe der Partner aus den Grünen-nahen Verbänden interessiert zur Kenntnis nehmen.

An der Unfallstelle Marsstraße ging es den Aktivisten am Sonntag auch darum, darauf hinzuweisen, dass viele Radler bei Unfällen verletzt werden, obwohl sie bei Grün in Kreuzungen reinfahren. "Tempo 30 für die Autofahrer macht die Kreuzungen sicherer", betonte Groh. Ein Problem sei auch, dass an zu vielen Ampeln noch Fußgänger und Radler Grün haben, wenn auch Autos rechts abbiegen dürfen.

Bei der Mahnwache gestern an der Marsstraße waren auch Politiker des grün-roten Bündnisses vor Ort. SPD-Stadtrat Andreas Schuster betonte, schon in dieser Woche würden im Rathaus wieder Verbesserungen für Radler und Fußgänger beschlossen.

Natürlich ging es gestern aber auch um die tödlichen Unfälle selbst. Von "Trauer und Wut" war die Rede. Eine sichtlich betroffene Grünen-Stadträtin Gudrun Lux sagte: "Mir kommen die Tränen und ich bin sehr traurig, wenn ich hier mit einem Vater im Gespräch bin, dessen Tochter selbst als Radlerin tödlich verunglückt ist."

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  • TheBMW am 07.12.2020 19:40 Uhr / Bewertung:

    "dies geschieht z.B. überflüssigerweise, wenn man geradeausfahrenden Verkehr rechts von Rechtsabbiegern anordnet"

    Wie soll denn Ihrer Meinung nach die Strasse mit Kreuzung aussehen? Ein Radweg über dem Kraftverkehr in Form einer Brücke wird genauso rigoros abgelehnt.
    Zwischen den Fahrspuren in der Mitte ist das Gleiche in Grün.

  • Radler22 am 07.12.2020 19:54 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von TheBMW

    Die Alternative ist einfach: Gar kein Radweg, die Radfahrer befinden sich auf der Fahrbahn entweder vor/hinter dem abbiegenden Verkehr oder auf der richtigen Fahrspur, auf der keine unnötigen Überkreuzungen stattfinden.

  • TheBMW am 08.12.2020 06:40 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Radler22

    Dann brauchen wir auch keine Radwege mehr bauen!

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