"Queerfeindliche politische Haltung": Studierende in München laufen gegen Gender-Verbot Sturm

Studierende in München wehren sich gegen das Gender-Verbot von Ministerpräsident Markus Söder. Wie das umgesetzt wird, ist eh noch offen.
Jan Krattiger
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An der Fassade der Hochschule für Fernsehen und Film am Bernd-Eichinger-Platz prangt ein Protestplakat.
An der Fassade der Hochschule für Fernsehen und Film am Bernd-Eichinger-Platz prangt ein Protestplakat. © Jan Krattiger

München - Seit Montag ist in Bayern das von der CSU propagierte Genderverbot in Kraft. Es betrifft Behörden, Schulen und Hochschulen und untersagt ihnen das Verwenden gendersensibler Sprache. "Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind unzulässig", so der neue Wortlaut in der Allgemeinen Geschäftsordnung.

Plakat-Protest gegen Söders Genderverbot in München

Dass das vielen Studierenden an Münchner Hochschulen nicht gefällt, machen sie nun auch sichtbar: Seit kurz vor Ostern sind an der Akademie der Bildenden Künste (ABDK) und auch an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) große Protestbanner aufgetaucht mit dem Schriftzug "*INNEN". Die Studierenden der Kunstakademie sehen ihr Protestbanner als "ersten Impuls" und wollen "weitere gemeinsame Schritte einleiten", wie sie schreiben.

Schon etwas mitgenommen: Gender-Protestplakat über dem Eingang der Akademie der Bildenden Künste in der Akademiestraße.
Schon etwas mitgenommen: Gender-Protestplakat über dem Eingang der Akademie der Bildenden Künste in der Akademiestraße. © Jan Krattiger

Der Protest richtet sich dabei auch an die eigene Hochschulleitung, von der sich die Studierenden wünschen, dass sie sich "offiziell gegen das Verbot ausspricht und Haltung bezieht – für mehr Inklusivität und Gleichberechtigung in der Sprache".

Angriff auf queere Personen: Warum Studierende gegen das Genderverbot von Markus Söder protestieren

Sie sehen es außerdem als Angriff vonseiten des Freistaats auf queere Personen: "Mit einer queerfeindlichen politischen Haltung wird auf institutioneller Ebene versucht, queere Personen wieder verstärkt unsichtbar zu machen", so der Vorwurf. Nicht zuletzt sehen sie in dem Verbot eine Einschränkung der akademischen Freiheit.

Auch an der Fassade der Filmhochschule in der Maxvorstadt hängt ein riesiges Plakat, das den Protest der Studierenden sichtbar macht. Weitere künstlerische Kritik am Genderverbot ist im Foyer der HFF zu sehen.

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Hochschul-Leitung der HFF: Protest-Plakat steht für "gelebte Meinungsfreiheit"

Auch die Hochschul-Leitung steht hinter der Plakataktion: "Das Banner steht für die an der HFF München gelebte Meinungsfreiheit und regt zum Diskurs innerhalb aber auch außerhalb der Hochschule an – beides schätze ich sehr", sagt HFF-Direktorin Bettina Reitz auf Anfrage der AZ.

Bereits im Dezember haben viele Professoren und Lehrkräfte – auch von der HFF – mit einem offenen Brief protestiert. Und auch die Studierendenvertretungen der Katholischen Stiftungshochschule München, der Hochschule München, der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität kritisierten das Genderverbot vor Inkrafttreten.

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Die Studierendenvertretung der LMU hat diesen Protest am Montag noch einmal bekräftigt. Sie fordert das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst dazu auf, seine Ressourcen "auf Probleme im bayerischen Wissenschafts- und Lehrbetrieb zu lenken", wie zum Beispiel eine Bafög-Reform oder eine Modernisierung der Lehramts-Studiengänge. Noch gar nicht klar ist, wie das Verbot auch umgesetzt werden soll.

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15 Kommentare
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  • ESC-Gast am 03.04.2024 07:23 Uhr / Bewertung:

    Da wird eigentlich nur die Verhunzung der Sprache verhindert und einige sprechen schon wieder von Feindlichkeit und Angriff, fehlen nur noch die Begriffe Hass und Hetze. Wer meint, mit Sternchen oder was sonst noch Diskriminierung einfach so auszulöschen oder indem man angeblich rassistische Worte als XYZ-Worte bezeichnet und sie verbietet, ist weltfremd. Allein schon, dass man sich nicht auf ein Zeichen geeinigt hat, zeigt den Irrsinn. Aranita hat alles auf den Punkt gebracht.

  • Hausgeist am 03.04.2024 06:08 Uhr / Bewertung:

    Für die dies nicht verstanden haben:
    Zuhause darf man seine Phantasie- und Kindersprache sprechen,in der Öffentlichkeit bleibt die Amtssprache allerdings Deutsch!!

  • Aranita am 02.04.2024 22:44 Uhr / Bewertung:

    Erstens: Es gibt kein "Genderverbot". Es gibt das Gebot, dass in Ämtern, Schulen und Unis korrektes Deutsch nach den Vorgaben des Rechtschreibrates genutzt wird.

    Zweitens: Eine diskriminierende und sexistische Kunstsprache hat nichts mit "Querfeindlichkeit" zu tun. Im Gegenteil: Die einzig geschlechtsneutrale Form ist das Generikum, da dort eben das Geschlecht keine Rolle spielt.

    Drittens: Eine diskriminierende Kunstsprache zu benutzen, die sich nicht an die allgemeingültigen Regeln des Rechtschreibrates hält, beinhaltet weder "Inklusivität" noch "Gleichberechtigung". Im Gegenteil, es wird eine Vielzahl an Menschen von der Teilhabe ausgeschlossen. Menschen mit Schreib-Leseschwäche. Blinde und Sehbehinderte, Menschen deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

    Viertens: Gendern beruht auf einer Lüge. Man leugnet den grundsätzlichen Unterschied zwischen Genus (grammatikalisches Geschlecht) und Sexus (natürliches Geschlecht).

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