Prozessbeginn in München: Ein Doppelmord aus Habgier

Im Falle des Doppelmords von Höfen startet am Mittwoch der Prozess: Eine Pflegerin (50) soll hinter dem Raubplan stecken. Angeklagt sind sie und drei Komplizen – darunter ihr Sohn.
von  John Schneider
Ein Polizist vor dem Anwesen in Höfen, in dem es zum zweifachen Mord kam.
Ein Polizist vor dem Anwesen in Höfen, in dem es zum zweifachen Mord kam. © Andreas Gebert/dpa

München - Mitten in der schönsten Voralpen-Idylle dringen Räuber in ein Haus ein und ermorden zwei Menschen (76 und 81 Jahre alt). Die Hausherrin (76) überlebt schwer verletzt. Die Gewalttat im Februar des vergangenen Jahres erschütterte die Menschen weit über die Gemeinde Königsdorf (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) hinaus.

Die mutmaßlichen Täter sitzen ab Mittwoch auf der Anklagebank des Landgerichts München II. Einer früheren Pflegerin (50) und drei Männern wird Mord, erpresserischer Menschenraub und besonders schwerer Raub vorgeworfen. Das Motiv des Quartetts: Habgier. Die Pflegerin hatte im Jahr 2016 geholfen, den schwerkranken Mann von Luise S. zu betreuen. Dabei soll die Pflegekraft auch das Haus ausgekundschaftet haben. Das wohlhabende Paar bewahrte dort unter anderem Bargeld und Schmuck auf.

Der Einbruch endet mit einem Doppelmord

Nach dem Tod des Mannes hat die polnische Pflegerin nach Ansicht der Staatsanwaltschaft dann ihren Bruder angerufen und vorgeschlagen, dass er gemeinsam mit ihrem Sohn (24) in das Haus in dem kleinen Weiler Höfen in der Gemeinde Königsdorf einbrechen solle. Der 44-Jährige soll einverstanden gewesen sein und noch einen Bekannten (34) eingespannt haben. Doch es blieb nicht beim Einbruch. Die Tat endete mit einem Doppelmord. Die 50-Jährige muss sich wegen versuchten Mordes verantworten, die drei Männer wegen Mordes.

Doppelmord in Höfen: Fast 20 neue Hinweise!

So soll es sich abgespielt haben: In der Nacht vom 22. zum 23. Februar 2017 sind die drei Männer nach Überzeugung der Ermittler in das Anwesen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen eingedrungen. Sie hofften wohl, dass Luise S. alleine in dem Haus sein würde. Doch die 76-Jährige hatte Besuch von Bekannten aus Hessen und Nordrhein-Westfalen: einem Mann und einer Frau.

Den Ermittlungen zufolge spionierten die Männer das Anwesen vor der Tat aus und stemmten dann am Abend des 22. Februar ein Fenster auf, überwältigen die drei Senioren und schlugen mit verschiedenen stumpfen Gegenständen auf sie ein. Dann zerrten sie die ohnmächtige und schwer verletzte Witwe sowie deren Bekannten in den Keller und sperrten sie ein. Die andere Frau wurde gefesselt.

Dann raubte das Trio das Haus aus. Einen Tresor schleppten sie mit, auch Bargeld in fünfstelliger Höhe, Gold und andere Wertsachen erbeuteten sie. Das Diebesgut sollen sie sich geteilt haben.

Doppelmord von Höfen: 17 Verhandlungstage angesetzt

Die beiden Bekannten der Witwe starben. Die 76-Jährige erstickte, der Mann soll entweder verblutet oder auch erstickt sein. Luise S. hatte Glück, sie wurde drei Tage später gefunden. Der Grund: Ein Bekannter ihrer hessischen Freundin hatte sich Sorgen gemacht, weil er diese nicht erreichen konnte. Luise S. erholte sich nur langsam, lag bis März 2017 im Krankenhaus, teilweise im künstlichen Koma. Auch Monate nach der Tat litt sie an den Folgen. An die den Überfall selbst hatte sie zunächst nur lückenhafte Erinnerungen. (Lesen Sie auch: Doppelmord von Höfen - Jetzt spricht der Nachbar)

Die Polizei sprach damals von einer "schockierenden und sehr brutalen Tat, die für die Region einzigartig ist". Die Ermittler gingen von einer heimtückischen Tat zur Verdeckung einer anderen Straftat aus.

Aufgrund der Ortskenntnisse der Einbrecher fiel der Verdacht schnell auf die frühere Pflegekraft. Sie wurde Anfang März 2017 verhaftet. Ihre mutmaßlichen Komplizen konnten in Polen dingfest gemacht werden. Sie sitzen nun in Deutschland in Untersuchungshaft.

Das Landgericht hat für den Prozess 17 Verhandlungstage bis Anfang September angesetzt.

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