Prozessbeginn: Anwalt, Hitler-Fan, Bombenbastler und Stalker

Der Münchner hat einer Studenkollegin nachgestellt und literweise Chemikalien gehortet. Er sitzt in der Psychiatrie – und steht jetzt vor Gericht.
von  Jeanne Jacobs
Der Prozess gegen den früheren Anwalt findet vor dem Landgericht München I statt. (Symbolbild)
Der Prozess gegen den früheren Anwalt findet vor dem Landgericht München I statt. (Symbolbild) © dpa

Der Münchner hat einer Studenkollegin nachgestellt. Er sitzt in der Psychiatrie – und steht jetzt vor Gericht.

München - Weil ein Bekannter sich von ihm bedroht fühlte, stattete die Polizei dem Anwalt Stefan T. (41, Name geändert) im Sommer 2013 einen Besuch ab. Nicht zum ersten Mal. In der Pasinger Wohnung bot sich den Beamten ein absurdes Bild. An den Wänden hingen Hitlerbilder, der Rechtsanwalt hatte eine Reihe von NS-Devotionalien angesammelt.

Neben zahlreichen Waffen, die der Sportschütze legal besitzen durfte, fand die Polizei auch literweise Chemikalien. Genug, um daraus mehrere Kilo Sprengstoff herzustellen. Auch mehrere Rohre und mit Nägeln gefüllte selbstgebastelte Sprengbehälter hatte der Jurist in seiner Wohung. Seit gestern muss sich Stefan T. nun vor Gericht verantworten.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass T. sein Sprengstoffarsenal gleich aus mehreren Gründen eingerichtet hatte. Er habe sich unter anderem mit einer Bombe an der Familie einer Studienkollegin rächen wollen. T., einst ein Freund der Familie, hatte auch nach dem Kontaktabbruch nicht aufgehört, sie zu belästigen. Laut den Ermittlern wollte T. offenbar alle in die Luft sprengen. Einen anderen Teil hatte Stefan T. laut Staatsanwaltschaft für den nächsten Besuch der Polizei in seinem Haus reserviert.

Das Szenario, auf das sich Hitler-Verehrer T., der schon seit vergangenem Jahr im psychiatrischen Krankenhaus von Haar untergebracht ist, vorbereitete, musss einem Kriegsfilm geglichen haben. Für den Fall der Fälle hatte er Lebensmittelvorräte, Benzin und sogar Operationsbesteck bereitgehalten.

Im Landgericht ging es am ersten Verhandlungstag dagegen eher schleppend zu. Der frühere Anwalt Stefan T. nahm im dunklen Anzug auf der Anklagebank Platz. Die Strafprozessordnung vor sich liegend, verfolgte er das Verfahren meist ungerührt. Sein Verteidiger Adam Ahmed lehnte das Gericht gleich zu Beginn als befangen ab. Zwar wurde der Antrag abgelehnt, das Verfahren musste dennoch mehrmals unterbrochen werden, um die Anträge zu bearbeiten.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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