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Prozess um Vergewaltigung und Mord im Altenheim: Beschuldigter erinnert sich nicht

In einem Altenheim am Schliersee wird eine demenzkranke Frau vergewaltigt und schwer verletzt. Sie stirbt. Der mutmaßliche Mörder ist selber dement.
Britta Schultejans und John Schneider |
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Der Angeklagte am Dienstag im Gerichtssaal.
Der Angeklagte am Dienstag im Gerichtssaal. © Britta Schultejans/dpa

München - Langsam, sehr langsam bewegt sich der alte Mann zu seinem Platz auf der Anklagebank. Wer ihn so mit seinem Rollator sieht, mag nicht glauben, dass der 88-Jährige ein Vergewaltiger und Mörder sein soll.

Doch genau das wirft die Staatsanwaltschaft Peter G. (Name geändert) vor. Da der Mann aber aufgrund seiner Demenz nicht schuldfähig ist, haben die Ermittler die Unterbringung in der Psychiatrie beantragt.

Mord in Altenheim: Beschuldigter hat keine Erinnerung an die Tat

Als ihn der Vorsitzende Richter Thomas Bott fragt, ob er etwas zu den Vorwürfen sagen möchte, zeigt der 88-Jährige keinerlei Reaktion. Sein Anwalt springt ein und erklärt, dass keine Angaben gemacht werden. Nicht gemacht werden können, denn Peter G. habe keine Erinnerung an die Tat. "Er weiß nichts, er hat keine Erinnerungen an irgendwas", sagt der Anwalt.

Dafür hat sich der 25. Juli des vergangenen Jahres in die Erinnerung anderer eingebrannt. Von einem "Schock" spricht der Altenpfleger, der den blutverschmierten Mann im Zimmer der Frau entdeckte. "Alles war voller Blut", sagt der Pfleger als Zeuge vor Gericht. "Er war nackt, sie war nackt." Die 85 Jahre alte, bettlägerige Frau sei von Wunden übersät gewesen.

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Mit einem Kollegen habe er die schwer verletzte Frau dann die Treppe runtertragen müssen, weil der Aufzug in dem Heim nicht funktionierte. Nicht der einzige Missstand, den der Pfleger kritisiert.

Vergewaltigte Seniorin stirbt im Krankenhaus

Der defekte Fahrstuhl sei auch der Grund gewesen, warum die 85-Jährige sich überhaupt zur Tatzeit am Nachmittag in ihrem Zimmer und nicht in einem Gemeinschaftsraum aufgehalten habe. Er hatte sich dann auf die Suche nach dem Alzheimer-Patienten gemacht, weil er ihn eine Weile nicht mehr gesehen hatte.

Laut Staatsanwaltschaft soll der alte Mann die bettlägerige Seniorin so brutal vergewaltigt und so heftig verprügelt haben, dass sie anderthalb Wochen später im Krankenhaus an einer Lungenentzündung starb – ausgelöst durch eingeatmetes Blut.

Als junger Mann soll der Deutsche ein guter Boxer gewesen sein und Meisterschaften gewonnen haben. Das sei möglicherweise eine Erklärung dafür, "wie es trotz seines Alters zu diesen Schäden kam", sagt ein Gutachter.

Der Vorsitzende Richter erlaubt dann Peter G. aufgrund seines Zustands dem weiteren Prozess fernzubleiben.

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3 Kommentare
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  • chgmuc am 04.05.2021 19:04 Uhr / Bewertung:

    Ist schon komisch dass gerade Straftäter auf einmal keine Erinnerung mehr haben, auch einige Politiker leiden vermehrt unter dieser "Krankheit"

  • Witwe Bolte am 04.05.2021 16:55 Uhr / Bewertung:

    Zum Glück gibt es jetzt das vom Bundesverfassungsgericht verbriefte Recht auf Selbsttötung.
    Verstehe jeden Älteren, der so was in Erwägung zieht, bevor er sein Schicksal in die Hände von Fremdpersonal gibt.

  • Sarah-Muc am 04.05.2021 11:54 Uhr / Bewertung:

    Und in dem Heim hat keiner was bemerkt ??? Gott bewahre mich, dass ich jemals
    in so einer Einrichtung leben muss!!! Ich glaub das nicht, dass da nicht irgendwelchen
    Auffälligkeiten bestanden! Wegschauen ist halt dann die Devise! Mir wird gleich ganz schlecht,
    schon beim Lesen!!!!!

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