Prozess um Schneeballsystem in München: 25 Millionen Euro Schaden

München - Was als lukrative Geldanlage begann, ist im Laufe der Jahre zum Schneeballsystem degeneriert. Neues Geld wurde nicht mehr gewinnbringend investiert, sondern zur Finanzierung von Provisionen und Anlegerrückzahlungen genutzt. Der Ex-Geschäftsführer des Finanzunternehmens, Daniel U. (36), sitzt deshalb seit gestern auf der Anklagebank des Landgerichts. Laut Anklage ist seinen Betrugsopfern ein Schaden von knapp 25 Millionen Euro entstanden.
Der junge Finanzmakler liebte den Luxus und schnelle Autos, war im Motorsport aktiv und erfolgreich. Sein Fuhrpark war so eindrucksvoll wie die Villa am Tegernsee, in der er mit seiner Freundin und dem gemeinsamen Kind wohnte. Doch als es eng wurde, tauchte der 36-Jährige unter.
Wenige Monate später wurde der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Mann bei Kitzbühel verhaftet und ausgeliefert. Seit Oktober 2016 sitzt er in Stadelheim in Untersuchungshaft.
Das Verlesen der Anklageschrift dauert stundenlang
Anderthalb Jahre später kann am Donnerstag der Prozess beginnen. Neben Daniel U. auf der Anklagebank: sein Geschäftspartner Christian N. (47), der sich der leichtfertigen Geldwäsche schuldig gemacht haben soll. Er soll zumindest fahrlässig geholfen haben, das erschlichene Geld in der Schweiz zu waschen. Doch seine Schuld scheint so gering, dass die Prozessbeteiligten eine Einstellung des Verfahrens gegen ihn diskutieren werden.
Daniel U. aber muss mit einigen Jahren Gefängnis rechnen. Bei Vorgesprächen variierten die Vorstellungen über das Strafmaß aber noch so weit, dass keine Einigung zustande kam.
Also müssen gleich drei Vertreter der Staatsanwaltschaft die umfangreiche Anklageschrift, Frucht der langjährigen Ermittlungen gegen die Angeklagten, abwechselnd verlesen. Das dauert bis in den Nachmittag hinein.
Vier Jahre lang wurde Geld abkassiert
Den potenziellen Anlegern wurden laut Anklage Gewinne von drei Prozent pro Monat vorgegaukelt. In der Hauptsache sollten die Gewinne durch den Handel mit Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen erwirtschaftet werden.
Statt das so zwischen 2011 und 2015 eingenommene Geld von 567 Anlegern wie versprochen gewinnbringend zu investieren, finanzierte Daniel U. damit Provisionen der Vermittler (die ebenso ahnungslos gewesen sein sollen wie die Anleger), Auszahlungen an Anleger und seinen luxuriösen Lebensstil.
Eines der Opfer, das die Renditeversprechen geglaubt und 50.000 Euro in den Sand gesetzt haben soll, sitzt beim Prozessbeginn im Zuhörerraum. Daniel U. macht das Gericht darauf aufmerksam. Und der Vorsitzende Richter Max Boxleitner, bittet den Mann daraufhin den Saal zu verlassen. Der Grund: Er kommt als Zeuge in Frage.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Seniorin betrogen: "Leibärztin der Päpste" geht lange in den Knast