Prozess um OEZ-Amoklauf: Waffenhändler von Zeugin schwer belastet
München - Am Freitag sagte in dem Prozess eine Bundeswehrärztin (29) als Zeugin aus, deren Bruder und Schwägerin in Waffenforen im Darknet unterwegs waren. Gegen den Bruder, einen Anwalt, läuft ein Verfahren wegen illegalen Waffenbesitzes. Die Schwägerin war bereits als Zeugin geladen, hatte aber geschwiegen.
Die Aussage der Ärztin belastet den Angeklagten Philipp K. schwer. Besonders in Erinnerung ist ihr der Abend des 22. Juli 2016 bei ihren Eltern. Die Nachricht, dass am OEZ Menschen erschossen worden waren, beherrschte alle Nachrichten. Zu diesem Zeitpunkt ging die Polizei noch von mehreren Tätern aus. Ihre Schwägerin Elke sei freudestrahlend hereingekommen, sagte die Zeugin. Auf den Amoklauf angesprochen, habe sie geantwortet: "Er hat’s tatsächlich durchgeführt!"
Elke F. habe zu erkennen gegeben, dass sie wusste, dass "jemand einen Amoklauf in München begehen will". Der Täter habe "Musels" (abfällig für Muslime) umbringen wollen. Tattag sollte der Jahrestag des Massenmords in Norwegen durch den Rechtsterroristen Anders Behring Breivik sein.
Kommt Verurteilung wegen Beihilfe zum Mord in Betracht?
Schwägerin Elke habe auch bereits am Tatabend gewusst, dass die Mordwaffe eine Glock 17 war. Der Amokläufer habe sie vor Monaten bei "Rico" – so nannte sich der Angeklagte im Darknet – gekauft. Weiter sagte die Ärztin aus, dass Elke F. damit geprahlt habe, dass sie Tipps gegeben habe, wie man die Waffe bedient. Diese habe sie an "blab" weitergegeben. So nannte sich ein bis heute nicht identifizierter IT-Spezialist im Waffenforum, der sowohl mit dem Angeklagten und dem Amokläufer als auch mit der Polizei in Kontakt stand. David S. und Philipp P. bezeichnete die Schwägerin als "dummes Fußvolk, das Hitler verehrt", man könne sie aber instrumentalisieren und manipulieren. "Blab" und sie seien intelligenter. Laut Zeugin hat Elke F. Ausländer als "Kamelficker" oder "Neger" verunglimpft.
Elke F. und der Bruder der Zeugin sind mittlerweile geschieden. Sie bezichtigt ihn, dass er den gemeinsamen Kindern etwas antun wollte. Er bezichtigt sie, ihm mit Mord gedroht zu haben.
Rechtsanwalt Yavuz Narin, der mehrere Opferfamilien vertritt, stellte am Freitag erneut den Antrag, dass gegen Philipp K. eine Verurteilung wegen Beihilfe zum Mord in Betracht kommen kann. Richter Frank Zimmer ging darauf bislang nicht ein. Philipp K. ist wegen Waffendelikten und fahrlässiger Tötung angeklagt.