"Er hat von einer Kalaschnikow geträumt"

Philipp K. ist ein Waffennarr. Zu Beginn verkauft er alte Pistolen, um Geld für Neue zu haben. Der Gutachter hält ihn für schuldfähig.
Eva von Steinburg |
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Er hat dem Münchner Amokschützen die Waffe verkauft: Philipp K. (32) mit seinen Anwälten David Mühlberger (l.) und Sascha Marks (r.).
dpa Er hat dem Münchner Amokschützen die Waffe verkauft: Philipp K. (32) mit seinen Anwälten David Mühlberger (l.) und Sascha Marks (r.).

München - Philipp K. (32) führt einen Freudentanz auf, als er das erste Mal mit realer Munition schiesst, berichtet Psychiatrie-Professor Norbert Nedopil (69) gestern im Landgericht.

Der Angeklagte Philipp K. ist "geil auf Waffen", erklärt der Gutachter weiter. Der unscheinbare Waffenhändler Philipp K. hat dem Münchner Amokschützen Ali David S. die Mordwaffe und über 500 Schuss Munition verkauft. Nach Nedopils Ansicht ist der Waffenhändler voll schuldfähig. Denn: Philipp K. hat keine sehr erfreuliche, aber auch keine sehr schwierige Jugend gehabt. Vom Typ her sei er zwar "spröde und eher distanziert". Persönliche Beziehungen seien für ihn eher schwierig. Außerdem habe der Angeklagte die Neigung sich zu langweilen und parallel nach Aufregung zu suchen, "Sensation Seeking" heiße das im Fachjargon. Eine Persönlichkeitsstörung sieht Norbert Nedopil aber nicht.

Somit ist der 32-jährige Waffenhändler voll für seine Taten verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft wirft Philipp K. fahrlässige Tötung in neun Fällen vor - und illegalen Waffenhandel.

Schon in der Hauptschule kritzelt Philipp K. Panzer und Hakenkreuze. "Der Angeklagte hat mit rechtsradikalen Äußerungen, Grußformeln und Symbolen gespielt, um andere Leute zu provozieren. Er war auch auf rechten Veranstaltungen. Aber es hat ihn gelangweilt. Mit 18 Jahren hat er sich von der rechten Szene abgewandt", so der Gutachter. Dazu meint ein Rechtsanwalt der Nebenkläger kritisch, dass, wer mit der rechten Szene sympathisiert habe, immer vor Gericht behaupte, er sei mittlerweile ausgestiegen.

Zum Waffenhändler wurde Philipp K. so: Aus großer Unlust auf Schule, Ausbildung und Job, vertrödelt er Zeit und zockt viel am Computer. Bei Egoshooter-Spielen (Baller-Spielen) steht er "nah an der der Sucht". Mit 22 Jahren entdeckt er Paintball, bei dem sich reale Spieler gegenseitig mit Tinte abschießen.

Waffen sind seine Leidenschaft. Sein Vater hatte mit ihm einen Schützenverein gesucht. Doch da kann Philipp K. nicht bleiben, weil er sich einem psychologischen Test verweigert. Die Bundeswehr nimmt ihn nicht, weil er wegen eines epileptischen Anfalls ausgemustert ist.

Philipp K. versucht über das Internet eine Waffe zu kaufen. Dabei entdeckt er das Darknet, wo es lukrativ ist, alte Waffen anzubieten, um Neue zu kaufen - außerdem sind Reiz und Spannung im Spiel. "Sein Traum war es, eine Kalaschnikow zu besitzen. Darauf hat er hingearbeitet", weiß Gutachter Norbert Nedopil. Seine Freundin Kathleen wollte, dass er mit dem gefährlichen Handel aufhört.

Lesen Sie auch: Prozess gegen Waffenverkäufer - "Der Amoklauf hätte verhindert werden können"

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