Update

Prozess in München: "Kein Terrorist" – Verteidigung will Freispruch für ICE-Messerstecher

Schizophren oder Simulant? Die Einschätzungen zum psychischen Zustand des Mannes, der vor einem Jahr mit einem Messer Reisende in einem ICE angriff, klaffen auseinander. Entsprechend fallen auch die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung aus.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
4  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Am OLG München findet der Prozess um die ICE-Messerattacke statt. (Symbolbild)
Am OLG München findet der Prozess um die ICE-Messerattacke statt. (Symbolbild) © Rolf Vennenbernd/dpa/Symbolbild

München - Im Prozess um die blutige Messerattacke auf ICE-Reisende vor mehr als einem Jahr hat die Verteidigung des Täters für ihren Mandanten einen Freispruch gefordert.

Er leide unter einer paranoiden Schizophrenie und habe die ihm vorgeworfenen Taten in einem Zustand der Schuldunfähigkeit begangen, sagte Verteidiger Maximilian Bär am Freitag. "Unser Mandant ist krank, unser Mandant muss behandelt werden und unser Mandant ist kein Terrorist." Die Verteidigung halte daher eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus für angemessen.

Einschätzungen zu psychischem Zustand klaffen auseinander

Am 6. November 2021 soll der damals 27-Jährige in einem ICE auf der Fahrt nach Nürnberg unvermittelt vier Männer mit einem Messer angegriffen und drei von ihnen schwer verletzt haben. Zum Tathergang sind sich die Bundesanwälte und Verteidiger weitestgehend einig.

Strittig ist hingegen die Frage nach dem psychischen Zustand des Angeklagten zur Zeit der Tat, und ob er ein radikal islamistisches Motiv hatte.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Bundesanwaltschaft fordert lebenslange Freiheitsstrafe

Die Bundesanwaltschaft fordert für den Mann eine lebenslange Freiheitsstrafe, unter anderem wegen dreifachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung aus niedrigen Beweggründen. Sie unterstellt einen dschihadistischen Hintergrund der Tat und wirft dem Beschuldigten vor, eine psychische Erkrankung nur zu simulieren. Drei psychiatrische Sachverständige waren sich im Prozess zuletzt einig, dass der Mann nicht psychisch krank gewesen sei.

Die Verteidigung sieht das anders. Es gebe "keine Stütze" für eine politische Motivation ihres Mandanten, sagte Bär. Nach seiner Einschätzung leide er an einer paranoiden Schizophrenie – das sei auch zum Zeitpunkt der Tat der Fall gewesen.

Auf Zeugen hätte er im Zug einen "abwesenden" Eindruck gemacht, ein Zugbegleiter habe ihn als "apathisch" beschrieben. Als die Polizisten nach der Messerattacke in den ICE stiegen und ihn konfrontierten, habe er zudem spontan geäußert, dass er krank sei.

Verteidigung: Angeklagter schuldunfähig

Für die Verteidiger sei daher die Schuldunfähigkeit ihres Mandanten klar. Bei einem Freispruch mit Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik, wie von der Verteidigung gefordert, würde der Messerangriff dennoch auf dessen Vorstrafenregister erscheinen.

Rund zwei Monate dauerte die Verhandlung vor dem Oberlandesgericht München an. Dabei wurden unter anderem die Opfer, Zeugen und diverse Sachverständige angehört. Wie zu Beginn geplant soll der Prozess am kommenden Freitag mit der Verkündung des Urteils zu Ende gehen.

Lesen Sie auch

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
4 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • loewenhund am 16.12.2022 16:25 Uhr / Bewertung:

    gibt es bei uns noch "normale" straftäter oder sind alle psychisch krank wie die rechtsanwälte jedem erzählen

  • Shelly am 16.12.2022 16:35 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von loewenhund

    Wenn es Gäste sind, steht die Diagnose schon bei der Erstmeldung fest. Gut, daß wenigstens die Straftäter, die hier schon lange leben, ein faires Verfahren bekommen.

  • Dr. Schönfärber am 16.12.2022 11:51 Uhr / Bewertung:

    Der "Mann" sollte lebenslänglich hinter Gitter, mit anschließender Sicherheitsverwahrung.
    Unglaublich mit was für Taten wir mittlerweile konfrontiert werden in der schönen neuen Zeit.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.