Prozess in München: Taxlerin (53) überfallen - bis heute arbeitsunfähig

Ein Räuber schlägt sein Opfer zusammen und stiehlt ihren Wagen. Doch der 35-Jährige tankt den falschen Sprit – und bleibt liegen. Nun muss er sich vor dem Münchner Landgericht verantworten.
von  John Schneider
Der Angeklagte mit seiner Dolmetscherin. Im Hintergrund Verteidigerin Isabella Komm.
Der Angeklagte mit seiner Dolmetscherin. Im Hintergrund Verteidigerin Isabella Komm. © jot

So recht mag der Richter die Geschichte vom umnebelten Hirn nicht glauben. Zwar gibt Ovidiu P. (35) zum Prozessauftakt am Montag unumwunden zu, dass die Anklage gegen ihn stimmt. Aber der geständige Räuber versucht, den Überfall auf eine Taxlerin mit übermäßigem Tequilagenuss vor der Tat zu relativieren.

Eine Tat im Vollrausch? "Dass sie das Taxameter rausgerissen, das Taxi-Schild weggeworfen haben und 496 Kilometer fahren konnten, spricht dagegen", erklärt der Vorsitzende Richter Thomas Bott sein Misstrauen.

Das war laut Anklage geschehen

Gegen 19:20 Uhr am 14. Februar 2016 stieg am Dachauer Bahnhof ein Mann in das Taxi von Gabriele P. (53) ein. Der Mann lotste sie laut Anklage zunächst zum Obi-Markt in Dachau. Der Mann sprach in der Erinnerung des Opfers akzentfrei englisch. Gabriele P. ging daher von einem amerikanischen Touristen aus. Auch das spricht gegen eine Tat im Rausch.

Etwa 40 Minuten später zwang der Fahrgast die Taxlerin in der Nähe von Gut Häusern bei Markt Indersdorf mit einem Messer in einen Waldweg. Die Fahrerin musste das Licht löschen. Die mutige Frau zog den Zündschlüssel ab und flüchtete aus dem Auto. Doch sie kam nicht weit. Der 35-Jährige hatte sie schnell gestellt und verlangte den Schlüssel. Gabriele P. weigerte sich, da stach er zu, versuchte die Frau zudem zu treten und zu schlagen.

Die Taxlerin kämpfte, versuchte, die Stiche mit der Hand abzuwehren, und verletzte sich dabei. Als sein Opfer schließlich zu Boden ging, begann der Räuber auf die Frau einzutreten. Als sie versuchte aufzustehen, trat er ihr gegen den Kopf. Gabriele P. erlitt schwere Verletzungen im Gesicht und am Hinterkopf. Unter anderem wurden ihr zwei Zähne ausgeschlagen. In diesem Moment zog der Angreifer den Schlüssel aus der Hosentasche der benommenen Frau und floh mit dem Wagen.

Doch der Mann machte auf seiner Flucht offenbar einen Fehler. Weil er den falschen Treibstoff tankte, blieb der Wagen nach 496 Kilometern liegen. Die Polizei fand das geraubte Taxi an der A1 bei Trier. Spuren in dem Wagen überführten dann den Rumänen, der in seiner Heimat verhaftet und nach München überführt wurde. Sehr zur Erleichterung seines Opfers.

Schlafstörungen und Panikattacken: Das Opfer ist nicht arbeitsfähig

Trotz dieser Erleichterung: Gabriele P. ist bis heute arbeitsunfähig. Der Überfall hat tiefe seelische Wunden hinterlassen. Sie leidet weiter an einer posttraumatischen Belastungsstörung, wird von massiven Einschlafstörungen heimgesucht, hat Albträume, ist schreckhaft und labil. Im Dunkeln hat sie laut Anklage Angst, wird von Konzentrationsproblemen, Panik und einem Gefühl der Erstarrung und Unfähigkeit geplagt.

Die 53-Jährige war nach SZ-Informationen bereits sechs Jahre vor dieser Tat Opfer eines Überfalls geworden. Ein Kunde hatte ihr ein Kabel um den Hals gelegt, weil er nicht zahlen konnte. Das Kabel riss, Gabriele P. überlebte. Der Täter wurde geschnappt und zu einer Haftstrafe verurteilt. Der aktuelle Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil soll am 11. August gefällt werden.

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