Prozess in München: Obdachlose verstecken Leiche in Sickerschacht

Sie sollen ihre Bekannte mit Hammerschlägen getötet und die Leiche anschließend in einem Sickerschacht deponiert haben. Fünf Männer stehen in München vor Gericht. So lief der Prozess.
John Schneider |
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Zwei der Angeklagten und die Riege der Anwälte.
Matthias Balk/dpa Zwei der Angeklagten und die Riege der Anwälte.

München - Sein Spezl habe ihm gesagt, dass er die Frau mit acht Hammerschlägen gegen den Kopf getötet habe. "Er hat dabei so ironisch gelächelt, als wäre er nicht ganz normal", berichtet Tomasz W. (44) am Montag vor Gericht.

Fünf Männer müssen sich verantworten. Die Angeklagten stammen alle aus Polen, einige wohnten zuletzt in München, andere waren wohnsitzlos. Tomasz W. ist zum Prozessauftakt am Montag der einzige Angeklagte, der redet. Er gibt zu, das Opfer geschlagen und getreten zu haben. Er ist wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt.

Der Fall hat für Schlagzeilen gesorgt, weil ein Baggerfahrer im Frühjahr 2016 die mumifizierte Tote auf einem brachliegenden Firmengelände an der Ecke Rosenheimer Straße/Orleansstraße in einem Sickerschacht entdeckte. Die Männer sollen die Leiche der 52-jährigen Irena T. dort vier Tage nach der Tat abgelassen haben.

Das Opfer und ihr jetzt als Mörder angeklagter Freund Wojciech S. (39) hatten sich in dem nicht mehr genutzten Gebäuden auf dem Gelände häuslich eingerichtet. Tomasz W. hatte sich lieber im angrenzenden Holzanbau niedergelassen. Die anderen hätten oft gestritten, gibt er vor Gericht an. Er wollte seinen Frieden haben.

Streit um Essen und Alkohol

Irgendwann im Sommer 2015 eskalierte dann eine Grillfeier. Angefangen habe der Streit wegen der Verteilung von Essen und Getränken. Irena T., die des Öfteren wegen ihrer herrischen und streitsüchtigen Art aufgefallen sein soll, habe ihn böse beschimpft. "Sie hat mich als 'Hurensohn' bezeichnet", erinnert sich Tomasz W. und eine Flasche Wodka in seine Richtung geschmissen. Die Flasche ging zu Bruch, er wurde aber nicht getroffen.

Er habe sie daraufhin geschlagen und getreten, gibt er zu. Die Frau soll dabei Zähne verloren haben. Worauf sie mehrmals mit der Polizei drohte. Tomasz W. sagt, dass er sich dann irgendwann zum Schlafen zurückgezogen habe. Doch der Streit ging weiter. Wojciech S. zog den Kopf der Frau an den Haaren hoch und schlug ihn mehrfach mit der Hinterseite auf den Boden. Zudem sollen er und ein Spezl die Frau gewürgt haben. Przemyslaw U. (38) soll laut Anklage acht bis neun Mal mit dem Hammer auf Kopf und Hals des Opfers eingeschlagen haben. Als Grund nannte er gegenüber Tomasz W., dass sie sich nicht beruhigen ließ, immer wieder mit einer Anzeige drohte. Zweieinhalb Stunden habe man so gestritten, bevor es zu der tödlichen Attacke kam.

Den beiden Haupttätern wirft die Staatsanwaltschaft Mord in Mittäterschaft vor. Zwei ihrer Spezl, die halfen die Leiche zu verstecken, nehmen wegen Strafvereitelung auf der Anklagebank Platz. Der Prozess wird fortgesetzt. Das Gericht hat zunächst acht Verhandlungstermine bis Ende März geplant.

Lesen Sie hier: 42-Jähriger fährt unter Drogen - Gericht nimmt ihm Auto für immer weg

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