Prozess in München: Mann sticht auf schlafenden Spezl ein

Ein schizophrener Mann muss sich wegen versuchtem Mord vor Gericht verantworten.
John Schneider
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Aliens und Engel hätten ihn kontaktiert, so der Angeklagte vor Gericht. (Symbolbild)
Aliens und Engel hätten ihn kontaktiert, so der Angeklagte vor Gericht. (Symbolbild) © dpa

München - Es ist eine Welt voller Teufel, Engel und Aliens in der der 22-jährige Enis R. (Name geändert) lebt. Im Wahn soll der laut Antragsschrift an paranoider Schizophrenie leidende Mann auf einen Freund eingestochen haben. Der habe zu dem Zeitpunkt geschlafen, deswegen wirft Staatsanwalt Daniel Meindl Enis R. Heimtücke und versuchten Mord vor.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Stadelheim wegen eines Drogendelikts war Enis R. laut Staatsanwaltschaft am Nikolaustag 2021 bei einem Freund (23) in Fürstenried aufgetaucht. Die Freunde schauten Youtube-Videos, dann zog sich das Opfer zum Schlafen zurück. Enis R. schaute weiter Videos.

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Opfer greift nach Händen des Angreifers

Kurz nach Mitternacht soll der 22-Jährige zu einem Küchenmesser gegriffen haben, zum Bett des Opfers gegangen sein und diesem einen Stich in den Hals versetzt haben.

Der 23-Jährige wachte auf, erkannte die Situation und ergriff die Hände des Angreifers, bevor dieser ein zweites Mal zustoßen konnte. Es entwickelte sich ein Gerangel, dann ergriff Enis R. barfuß die Flucht. Er wurde zwei Tage später festgenommen.

Um sein stark blutendes Opfer stand es lange schlecht. Der 23-Jährige hämmerte gegen Wohnungstüren in dem Mehrfamilienhaus, um Hilfe zu bekommen. Tatsächlich wurden Nachbarn aufmerksam, entdeckten den jungen Mann im Flur des Hauses, sahen, dass er immer wieder schwallartig Blut erbrach. Sie alarmierten den Rettungsdienst. Die Ärzte konnten ihm mit einer Notoperation das Leben retten.

Ob die Vorwürfe stimmen, will das Gericht von Enis R. wissen. "Das ist richtig", erklärt der 22-Jährige. Es wird eine der wenigen klaren Aussagen von ihm an diesem Tag bleiben.

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Angeklagter erzählt von Aliens

Wie verwirrt der junge Mann ist, zeigt sich bei seiner Vernehmung. Die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl will wissen, warum er zugestochen hat. Das gibt Enis R. die Möglichkeit, von seiner Welt zu berichten. Schon als Kind habe er Kontakt zu Aliens gehabt, erzählt er. Er redet von seinem Verlangen nach Wahrheit und Gerechtigkeit, von Engeln und Teufeln und immer wieder von Gott. Kaum einer im Gerichtssaal kann sich einen Reim auf seine Erzählung machen.

Krank sei er aber nicht, sagt der 22-Jährige. Doch der Staatsanwalt ist anderer Meinung, will Enis R. dauerhaft in der Psychiatrie unterbringen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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