Prozess in München: Klima-Kleberin weint vor Gericht

Einem Ordenspriester, einem Studenten und einer Wissenschaftlerin wird Nötigung vorgeworfen. Sie hatten am Stachus den Verkehr blockiert. So lief der erste Prozesstag.
John Schneider
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Vor Prozessbeginn: die angeklagten Klima-Aktivisten Luca Thomas, Cornelia Huth und Jörg Alt (v.l.) und ihre Anwälte.
Vor Prozessbeginn: die angeklagten Klima-Aktivisten Luca Thomas, Cornelia Huth und Jörg Alt (v.l.) und ihre Anwälte. © Daniel von Loeper

München - Als Jesuitenpater Jörg Alt (61) vor Prozessbeginn im AZ-Gespräch gefragt wird, ob er denn bei einer Verurteilung mit den Protesten gegen die Klimapolitik fortfahren wird, lässt seine Antwort keinen Raum für Zweifel: "Ich werde so lange weitermachen, bis die Regierung handelt. Und danach sieht es nicht aus."

28. Oktober 2022: Zwei Aktivisten kleben sich am Stachus auf der Fahrbahn fest

Alt und seine beiden Mitstreiter– Wissenschaftlerin Cornelia Huth (45) und Student Luca Thomas (21) – wird Nötigung vorgeworfen. Die drei hatten mit sieben weiteren Klima-Aktivisten von Scientist Rebellion am 28. Oktober des vergangenen Jahres am Stachus mit Blick auf den Justizpalast den Verkehr blockiert, indem sie sich auf den Fußgänger-Überweg setzten.

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Zwei Aktivisten, einer davon der Nürnberger Geistliche, klebten sich auf der Fahrbahn fest. Um die Protestler nicht zu verletzen, hielten die Autofahrer an. Der Verkehr kam zum Erliegen.

Die Polizei leitete die Autos dann um. "Zum Schutz der Aktivisten" heißt es in der Anklage. Tatsächlich erinnert sich Jörg Alt an ein Hupkonzert und Beschimpfungen von Passanten und Autofahrern. Nach einer knappen Stunde löste die Polizei die Versammlung dann auf. Kurz darauf wurden die Aktivisten weggetragen.

Angeklagte sind geständig und erklären ihre Motivation

Alle drei sind geständig, alle drei hatten bei der Aktion einen Vortrag gehalten, alle drei haben nun für die Verhandlung erneut einen Text vorbereitet, um ihre Motivation zu erklären.

Cornelia Huth kommt dabei ins Stocken, schluchzt, als sie von einem Schlüsselerlebnis bei einem Besuch in der KZ-Gedenkstätte von Dachau berichtet. Damals habe sie sich die Frage gestellt, ob sie in irgendeiner Form Widerstand geleistet hätte. Unter Tränen erklärt sie, dass sie nun ihr 15-jähriger Sohn zum Protest und aus ihrer Komfortzone gebracht hat.

Das Trio auf der Anklagebank ist sich einig, dass viel zu wenig in Sachen Klimaschutz passiert, dass das Zeitfenster, um die Katastrophe zu verhindern, immer kleiner wird. Luca Thomas kritisiert beispielsweise, dass weiter nach fossilen Ersatzquellen gesucht wird statt auf Erneuerbare Energien zu setzen.

Es gibt auch einen leichteren Moment: Als Jörg Alt aufsteht, um zu demonstrieren, wie er sich festgeklebt hat, beeilt sich die Richterin zu sagen: "Machen Sie es bitte nicht hier." Allgemeine Erheiterung im Saal.

Der Prozess wird am 16. Mai fortgesetzt.

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  • Dugi am 05.05.2023 08:51 Uhr / Bewertung:

    Ich hoffe, dass sich das Gericht von deren selbstgerechten Selbstinszenierungen nicht beeindrucken lässt.
    Und wer von denen ankündigt, trotz Strafe gleich weiter machen zu wollen, der sollte gleich mal ohne Bewährung eine Zeitlang von den Straßen verschwinden, die anscheinend eine zu große Anziehungskraft auf manche ausüben.

  • Der wahre tscharlie am 05.05.2023 14:47 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Dugi

    "...ohne Bewährung eine Zeitlang von den Straßen verschwinden,"

    Oha, "verschwinden".......in anderen Staaten "verschwinden" auch Menschen von der Strasse.
    Wobei mir bei deiner Forderung noch die rechtliche Grundlage fehlt, weshalb sie "verschwinden" sollen.

  • Matze-G am 04.05.2023 22:23 Uhr / Bewertung:

    Nötigung und Sachbeschädigung sind Straftaten, und jeder der solche Straftaten begeht bekommt eine Strafe!!!
    Wenn aber Nötigung im vielfachen und wiederholten Fall begangen wird , sollten endlich unsere Richter auch die Strafen nicht nur mit Geldstrafen bestrafen , sonder auch mal 3-4 Monate ohne Bewährung aussprechen.
    Wenn ich im Strassenverkehr einmal Nötigung begehe , bekomme ich eine Geldstrafe und Punkte ....im Wiederholungsfall Entzug vom Führerschein.
    Fahre ich mehrmals schwarz ÖNPV kanns schon mal paar Wochen im Knast einbringen.
    Also wenn der Staat und die Regierung Nötigung nicht reguliert...dann muss man sich nicht wundern wenn die Bürger zur Notwehr greifen.
    Und Anzeige erstatten und Schadenersatz verlangen für entstandenen Schaden....egal ob Flug verpasst...oder entgangene Arbeitszeit.
    Der Staat und die Gerichte sind gefordert....ansonsten muss das Volk anders wählen.

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