Prozess in München: Frau beißt Ehemann Zunge ab
München - Seit Montag steht eine 48-jährige Frau in München wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Im Dezember letzten Jahres soll sie ihrem Mann in der gemeinsamen Wohnung in Perlach ein "daumengroßes Stück" seiner Zunge abgebissen haben, als dieser sie küssen wollte.
Ihrem Verteidiger zufolge habe die Frau nur aus Reflex zugebissen. "Meine Mandantin bestreitet, ihrem Mann vorsätzlich in die Zunge gebissen zu haben. [..] Er hatte versucht seine Zunge in ihren Mund zu pressen", sagte Verteidiger Herrmann Borchert am Montag vor Gericht. Das berichtet der "Münchner Merkur" in seiner Printausgabe von Dienstag.
Ehemann belastet seine Frau nicht
Die 48-Jährige selbst gibt sich vor Gericht schweigsam – übrigens genauso wie ihr 47 Jahre alter Mann, das Biss-Opfer. Er verzichtet auf eine eigene Aussage, um seine Frau nicht zu belasten – trotz des blutigen Vorfalls sind die beiden nämlich weiterhin ein Paar. Trotzdem musste er am Montag vor den Richtertisch treten, seine lädierte Zunge Richtern und Anwälten zeigen. Danach durfte er wieder im Zuschauerraum Platz nehmen.
"Dass ein Stück Zunge wirklich abgebissen wird, habe ich in 14 Jahren Dienstzeit noch nicht erlebt", sagte eine Rechtsmedizinerin vor Gericht. Das schmerzhafte Szenario kann man sich nur schwer vorstellen. Eine Rettungssanitäterin, die am 5. Dezember im Einsatz war, beschreibt den Vorfall folgendermaßen: "Das Blut lief ihm aus dem Mund den Hals hinunter. [...] Als ich eintraf, lag er hinter der Tür in seinem Blut. Er hatte einen Schock erlitten und legte mir das Stück Zunge auf die Hand." Dem Polizeibericht zufolge biss die Frau ihrem Partner ein "daumengroßes Stück" ab. Zunächst bestand sogar die Gefahr, dass der Mann verblutet.
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Damals kam der 47-Jährige sofort in ein Krankenhaus. In einer Not-Operation wurde versucht, das Stück wieder anzunähen – allerdings ohne Erfolg. Bis heute fehlt ihm ein Muskel in der Zunge, das Sprechen ist möglich, dürfte ihm aber dennoch schwer fallen. Die Frau hingegen wurde von fünf Polizisten abgeführt – auf der Wache stellten sie einen Atemalkoholwert von 2,21 Promille fest.
Der Prozess wird am 19. September fortgesetzt.
