Prozess in München: Diebesbande schlitzt Lkw-Planen auf
München - Fünf Angeklagte, jeder mit zwei oder drei Anwälten, dazu die beiden Vertreterinnen der Staatsanwaltschaft, die Dolmetscherinnen, die Justizbeamten, die Zuschauer und natürlich die Strafkammer selber – eine solche Vielzahl von Menschen in einem Raum ist in Zeiten von Corona problematisch.
Immerhin: Der Gerichtssaal der JVA Stadelheim ist groß genug. Und so kann die Staatsanwältin die Anklage gegen die fünf Rumänen im Alter von 20 bis 33 Jahren verlesen. Schwerer Bandendiebstahl in 23 Fällen wird ihnen unter anderem vorgeworfen.
Bande darauf spezialisiert, Lkw-Planen aufzuschlitzen
Die mutmaßliche Bande soll sich darauf spezialisiert haben, auf Rastplätzen die Planen von Lkw aufzuschlitzen, um nach brauchbaren, das heißt gut wiederverkäuflichen, Waren zu suchen. Dabei sollen die Männer immer zu zweit vorgegangen sein.
In einem Fall waren ausnahmsweise kein Lkw das Ziel der Diebe, sondern ein Containerabstellplatz im fränkischen Wendelstein. Dort überwanden sie im Mai 2018 den Zaun des Geländes, brachen fünf Container auf und entwendeten Reifen, Felgen und Scheibenräder im Wert von über 17.000 Euro.
Diebe holten sich Lederwaren, Fahrräder, Hochdruckreiniger
Danach begann die Serie der Rastplatz-Diebstähle. Erster Tatort laut Anklage war am 21. Mai der Parkplatz Adelzhauser Berg-Nord an der A8 Richtung Stuttgart. Sie schlitzten die Plane eines Aufliegers auf, fanden aber nur zwei Dosen mit Nahrungsergänzungsmitteln. Wert der Beute 50 Euro. Schaden am Lkw: 500 Euro.
Deutlich lukrativer fiel der nächste Beutezug auf dem Parkplatz Hirtlohe Ost aus. Dort schlitzte die Bande die Plane eines Sattelanhängers auf und erbeutete so 232 Lederartikel im Wert von über 13.000 Euro. Bei weiteren Diebstählen holt sich die Bande Fahrräder, Schuhe, Wein oder Hochdruckreiniger.
Angeklagten wollen nicht aussagen
Alle fünf Angeklagten wollen nichts sagen. Weder zu sich, noch zu den Tatvorwürfen. Immerhin kommt gestern eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe zu Wort. Sie hatte mit dem jüngsten Bandenmitglied zwei Gespräche in der JVA. Viel erzählt hat er nicht. Nur, dass er ein Studium im Fachbereich Sport anstrebe.
Die Vorsitzende Richterin Regina Holstein hat ein ganz anderes Problem. Der große Gerichtssaal in der JVA wird nicht immer zur Verfügung stehen. Der Prozess wird wohl wandern müssen. Angedacht ist ein Umzug in den Schwurgerichtssaal im Strafjustizzentrum oder gar ins Verwaltungsgericht.
Lesen Sie auch: Überfall auf Tankstelle geklärt - Maske verrät Verdächtigen
- Themen:
- JVA Stadelheim