Prinz Luitpold: Ohne Bayern kein Bier - ohne Reinheit keine Ruhe
Manchmal, erzählt Prinz Luitpold von Bayern, macht er sich den Spaß – und das sagt er wirklich so: den Spaß – und überprüft fremde Biere, die unter der Bezeichnung „nach dem Reinheitsgebot gebraut“ firmieren.
Zum Beispiel testet der hochadelige Brauer die im Bier enthaltene Kohlensäure, die große Auswirkungen auf den Schaum hat. Und wenn eine Marke wie zuletzt eine schwedische deutlich weniger Gärungskohlensäure in seinem Bier hat als technisch hergestellte Kohlensäure, kritisiert er das schon mal laut – „der Brauer hat das dann ganz schnell umgestellt“, sagt Prinz Luitpold stolz.
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Er ist ja bekanntlich (einer) der Herrscher über das bayerische Reinheitsgebot qua Geburt, ein Vorfahr, ein Wittelsbacher, hat es am 23. April 1516 unterschrieben. Ein Fest hat Prinz Luitpold zu diesem Anlass im April schon veranstaltet, nun hat er auch ein Buch geschrieben zusammen mit dem Soziologen Günter Albrecht, in dem er das das älteste geltende Lebensmittelgesetz und das dazugehörige Getränk zelebriert: „Ohne Bayern kein Bier – Ohne Bier kein Bayern“ (Volk Verlag), heißt es da.
Als Beweis für diese These führt der Wittelsbacher-Prinz unter anderem Maximilian I an. Der bayerische Herzog und spätere Kurfürst übernahm das Amt, als Bayern bankrott war – und kam auf die Idee mit dem Bier: Er sicherte dem Staat das Monopol aufs Brauen und Verkaufen von Bier und baute ein Netz von staatlichen Hofbräuhäusern auf.
Die Einnahmen aus dem Weißbiermonopol stärkten Bayern
„Die Einnahmen aus dem Weißbiermonopol gingen aber nicht in die normale Fiskalkasse“, erzählt der Prinz, „sondern in eine geheime Kasse in Burghausen.“ Neun Millionen Gulden sollen es gewesen sein – mit denen der Herzog der österreichischen Seite half, den Dreißigjährigen Krieg zu finanzieren. Danach konnte die ihre Schulden nicht zurückzahlen, dafür bekam Bayern die Oberpfalz, die rechtsrheinische Unterpfalz und Oberösterreich – und besaß jetzt auch Bodenschätze. „Es gibt sicher wichtigere Gründe, warum Bayern groß geworden ist“, sagt der Prinz, „aber unbedeutend war das Bier auch nicht.“
Außerdem, auch das erklärt das Buch, hat es eine gesundheitliche Wirkung: Dem Trinkwasser konnte man im 16. Jahrhundert nicht uneingeschränkt trauen, also brauchte man ein Getränk mit einem geringen Alkoholgehalt, „in dem keine lebensgefährlichen Keime überleben können“. Am Hof des Kurfürsten lag der tägliche Verbrauch – sicher wegen der Gesundheit – bei mehr als zwei Litern pro Person.
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So sehr Prinz Luitpold hauptberuflich vom Reinheitsgebot schwärmt, so sehr schimpft er auf Getränke, die nicht nach Reinheitsgebot gebraut wurden. Die sollten sich auf keinen Fall mit der Bezeichnung „Bier“ schmücken dürfen. „Die sollen gern ’Hanfbräu‘ oder ’Hirsebräu‘ heißen“, sagt er, „aber sich nicht an den guten Ruf von Hunderten Jahren Arbeit heranschleichen.“ Da versteht Ihre Hoheit keinen Spaß.
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