Pride Week ab Samstag: "Wir werden uns wehren"

Am Samstag startet der Christopher Street Day in München. In 70 Ländern werden Homosexuelle verfolgt. In Deutschland nehmen die Anfeindungen zu. Der CSD will ein Zeichen für mehr Respekt setzen.
München - "Hass, Diskriminierung, Gewalt – das sind Tatsachen, mit denen wir weltweit zu kämpfen haben", sagt Rita Braaz, Sprecherin des Christopher Street Day (CSD) München: In mehr als 70 Ländern werden Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle (LSBTI) bis heute verfolgt. Doch auch in Deutschland nehmen Anfeindungen und Bedrohung zu – befeuert von Pegida, Afd und Initiativen wie "Demo für alle".
All dem will das CSD-Team mit seinem diesjährigen Motto etwas entgegensetzen. Wenn diesen Samstag in München die Pride-Week 2016 beginnt, lautet der Leitspruch daher: "Vielfalt verdient Respekt. Grenzenlos!" Entstanden ist das Motto noch vor dem Anschlag auf den Homosexuellen-Club "Pulse" in Orlando, bei dem 49 Menschen starben. Doch dieses schreckliche Ereignis habe gezeigt, dass die LSBTI-Community nicht einmal dort sicher sei, wo sie sich sicher fühle, sagt Rita Braaz.
In Deutschland herrscht noch nicht rechtliche Gleichstellung
Auch in Deutschland sei das nicht der Fall – schon gar nicht für geflüchtete Schwule und Lesben aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten. Das habe erst vergangene Woche der Fall einer jungen Frau gezeigt, die trotz Verfolgung in den Kosovo abgeschoben worden sei.
Der Schutz von Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in ihrer Heimat bedroht oder diskriminiert würden, werde hierzulande "mehr und mehr aufgeweicht, steht nur noch auf dem Papier und ist für die Betroffenen nicht mehr gewährleistet", kritisiert Braaz.
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Hinzukomme, dass auch deutsche Schwule und Lesben vor dem Gesetz in einigen Punkten weiterhin benachteiligt seien: "Auch wir haben noch immer nicht die absolute rechtliche Gleichstellung." Zudem gebe es in der deutschen Gesellschaft eine besorgniserregende Entwicklung, "die immer mehr Täter dazu bringt, Hassmails, Beleidigungen und auch Morddrohungen im Internet zu hinterlassen", sagt Braaz.
Angst muss beim Münchner CSD keiner haben
Rosa-Liste-Stadtrat Thomas Niederbühl sei ebenfalls schon bedroht worden. Auf all das will die Münchner Regenbogen-Community in den nächsten Tagen verstärkt aufmerksam machen. "Wir wollen, dass Deutschland tatsächlich ein sicheres Land für LSBTI-Geflüchtete aber auch andere Geflüchtete ist. Wir wollen dazu beitragen, dass keine Form von Diskriminierung eine Chance hat – und zu einer liebevolleren, bewussteren Gesellschaft", sagt Braaz.
Und für all jene, die – wie AfD oder Pegida – die "klassische" als die einzig wahre Form der Familie propagieren und damit die Lebensmodelle vieler Schwulen und Lesben herabsetzen, hat sie eine deutliche Botschaft: "Wir werden uns gegen diesen Rückschlag zu wehren wissen – und wir werden uns wehren!" Angst um seine Sicherheit muss beim CSD in München bislang übrigens niemand haben. Man verfüge über einen guten Security-Dienst und stehe eng mit der Polizei in Kontakt, so Rita Braaz. "Man hat uns versichert, dass es momentan keinerlei Anzeichen für eine Gefährdung gibt."