Premiere bei Olympia '72: Erstes Public Viewing in Deutschland!
München - Kaum zu glauben, dass Public Viewing in Deutschland so lange kein Thema war, wenn man vom gemeinschaftlichen Sitzen vor der Glotze im größeren privaten Rahmen mal absieht. Man denke nur an die WM 1954, als Fernseher noch nicht sehr verbreitet waren - da wurde es schon mal eng vor den raren TV-Geräten.
Vorreiter in Sachen Public Viewing: Biergarten am Chinesischen Turm in München
Irgendwie verschwand das kollektive Schauen dann wieder in der Versenkung, um 1972 in München fröhliche Urständ zu feiern. Und weil dann nicht mehr nur im privaten Kreis, sondern an öffentlichen Orten zusammen geschaut und mitgefiebert worden ist, ist das die eigentliche Geburtsstunde des Public Viewings in Deutschland. Vorreiter und damit ganz früher Trendsetter war damals der Biergarten am Chinesischen Turm.
Ein Biertisch wurde platziert, darauf kamen zwei Brezn-Kisten und darauf wiederum ein bauchiger Röhren-Fernseher. Verlängerungskabel und Zimmerantenne komplettierten das frühe Public-Viewing-Ensemble - Fotograf Heinz Gebhardt hat damals festgehalten, wie dieses Public Viewing zur Eröffnungsfeier am 26. August 1972 erstmals vonstattenging.
1974: Was bei Olympia ging, klappte auch bei der Fußball-WM
Wobei - von Public Viewing sprach damals noch keiner. Eher war's ein Glotzen unter freiem Himmel bei Bier und Brotzeit. Schee war's! Was 1972 erstmals ganz gut geklappt hat, funktionierte nur zwei Jahre später, beim nächsten großen Weltereignis in München, freilich auch: Bei der Fußball-WM im eigenen Land - mit dem legendären Finale in München - war das Interesse riesig. Und so wurde Public Viewing erneut zum Thema. Auf unserem Foto etwa mitten auf dem Marienplatz...

Olympia 1972 in München: Ein echt tierischer Fackellauf
Den Olympischen Fackellauf hat Fotograf Heinz Gebhardt noch sehr gut in Erinnerung: "Die letzte Etappe des Olympischen Feuers ging am 25. August 1972 in einem Boot über den Tegernsee und von dort in Richtung Holzkirchen nach München auf den Königsplatz. Vor Warngau wurde die Begleit-Karawane über die Bundesstraße geführt, während die Läuferin eine Abkürzung durch einen Feldweg nehmen durfte. Den hatte ich mir am Tag zuvor angeschaut und ihn wegen der vielen Kühe recht interessant gefunden. Kurz vor Ankunft der Läuferin sah ein Bauer, dass ich zwischen seinen Kühen herumkletterte. Ich erklärte ihm, dass ich ein paar Kühe mit dem Olympiafeuer fotografieren möchte, was aber nicht geht, weil immer der Zaun dazwischen ist. ,Ja mei, dann lass' mas hoit raus!', sagte er, machte das Gatter auf, klopfte den Kühen auf den Hintern - den Rest sieht man auf meinen Fotos…"
Olympia-Souvenirs? Heute noch sehr beliebt bei Ebay
Olympia-Souvenirs? Gab's unfassbar viele. Neben den obligatorischen Briefmarken und Münzen (trugen maßgeblich zur Finanzierung bei!) wurde so ziemlich alles, was man sich denken kann, mit dem Olympia-Logo versehen - und massenhaft verkauft.
Wer wissen will, was alles, muss bloß mal auf Ebay schauen. Sie werden überrascht sein, wie findig man damals Geschäfte machte aus der Olympia-Begeisterung. Die Grenze vom Souvenir zum Kitsch wurde dabei oft locker überwunden. Hier zu sehen, ist ein besonders eindrucksvolles Exemplar von Souvenir: ein versiegelter "Olympia-Stein" aus dem Baugelände "in München-Oberwiesenfeld". Zweck des Brockens? Ein Briefbeschwerer!
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