Preisanstieg im Münchner Umland: Wo das Wohnen besonders teuer ist

Die Mieten um München steigen moderat, Eigentum wird aber innerhalb von sechs Monaten deutlich teurer. Die Preise passen sich an den Wahnsinn der Stadt an. Wirklich günstig ist es nirgends mehr.  
von  Eva von Steinburg
Wohnen in der Millionenstadt München kann einem teuer zu stehen kommen.
Wohnen in der Millionenstadt München kann einem teuer zu stehen kommen. © imago/imageBroker

Die Mieten um München steigen moderat, Eigentum wird aber innerhalb von sechs Monaten deutlich teurer. Die Preise passen sich an den Wahnsinn der Stadt an. Wirklich günstig ist es nirgends mehr.

München - Von Preis-Rückgang und Entspannung keine Spur: Wer dieses Jahr bis zum Frühjahr umgezogen ist, musste für seine vier Wände tiefer in die Tasche greifen: Die Miet- und Kaufpreise für Wohnungen und Häuser in München - und im Münchner Umland - sind erneut gestiegen, wenn auch nicht so deutlich wie in der Vergangenheit.

Egal ob Baugrund, Doppelhaus, Reihenhäuschen oder Altbauwohnung: Das Wohnen kostet mehr: "Für Münchner Verhältnisse sind die Anstiege aber einen Tick moderater als zuletzt", resümiert Stephan Kippes, Leiter des IVD-Instituts, das Immobilien-Marktforschung betreibt, bei der Vorstellung ihres aktuellen Berichts.

Erhöhte Wohnpreise in München

Von Herbst 2018 bis Frühjahr 2019, also in nur sechs Monaten, sind Häuser und Wohnungen in und um München noch mal teuerer geworden. Mieter in München müssen für Bestandswohnungen laut Immobilienbericht im Durchschnitt 17 Euro pro Quadratmeter ausgeben.

In nur sechs Monaten ist der Preis bei Neuvermietungen um 1,2 Prozent angestiegen. Für eine Eigentumswohnung in München, in guter Wohnlage, mussten Käufer im Durchschnitt 4,3 Prozent mehr ausgeben als nur sechs Monate zuvor. Der Kaufpreis bei Häusern legte in München um 2,5 Prozent zu, nicht so stark wie in der vorherigen Erhebung (plus 5,1 Prozent).

Wohnen in der Millionenstadt München kann einem teuer zu stehen kommen.
Wohnen in der Millionenstadt München kann einem teuer zu stehen kommen. © imago/imageBroker

Teures Wohnen im Münchner Umland

In bis vor wenigen Jahren noch relativ günstigen Städten im Umland ging der Preis fürs Wohnen von Herbst 2018 bis Frühjahr 2019 steil nach oben: Der Wert für Eigentum stieg um beinahe acht Prozent, wie in Erding (plus 7,6 Prozent) und in Dachau (plus 7,1 Prozent). "Bezahlbar darf man gar nicht sagen", meint Kippes zu dieser Entwicklung: "Weniger unbezahlbar vielleicht."

In der superteuren Stadt Starnberg dagegen wuchsen die Preise lediglich um 2,3 Prozent. Der Grund: Dort, wo es schon exorbitant teuer ist, ist der jüngste Preisanstieg nicht so dramatisch. Die Teuerung in Fürstenfeldbruck und Freising ist moderat: plus 1,6 Prozent und plus 1,2 Prozent.

Stephan Kippes Fazit: "Die Kreisstädte in der Region München weisen im Frühjahr 2019 erneut geringe bis mäßige Preisanstiege in fast allen Segmenten des Kauf- und Mietmarktes auf." Auf die letzten fünf Jahre gesehen, haben sich am meisten verteuert: freistehende Einfamilienhäuser in gut angebundenen Städten im Umland. So gab es in Erding den stärksten Anstieg: Der Wert eines Einfamilienhauses stieg in dieser Stadt um 161 Prozent. Im Bericht des vergangenen Jahres war das bei Familien beliebte Dachau noch der Spitzenreiter.

Kritische Meinungen zur Mietpreisbremse

Seit August gilt für Vermieter in München und in den Kreisstädten die Mietpreisbremse. Das bedeutet: Bei Neuvermietung darf die Miete maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Miete aus dem qualifizierten Mietspiegel sein (mehr zur Mietpreisbremse). Das Ziel der Neuregelung ist klar: den Anstieg der Mietpreise mittelfristig zu drosseln. Immobilienexperte Stephan Kippes sieht die Mietpreisbremse jedoch äußerst kritisch: "Derartige Maßnahmen wirken sich negativ auf die Investitionsbereitschaft in Wohnungen – und damit auf die im ersten Halbjahr 2019 ohnehin schwächelnde Baugenehmigungen – aus."

Stanko Cvijanovic, Makler in Dachau erklärt, er fände es "wünschenswert", wenn die neue Mietpreisbremse etwas bringt. Doch er fürchtet, dass das Instrument von Vermietern unterlaufen wird: "Die Nachfrage auf dem Markt ist viel zu groß. Der Druck ist groß. Ich erwarte keine Lösung." Der Grund: Vermieter könnten weiterhin höhere Preise verlangen. Denn was für eine Miete letztendlich fließt, ist unklar. "Es müsste überprüft werden", so der Immobilienprofi.


Kommunen um München verdichten nach

Besonders bei Familien mit Kindern ist das Umland mit geringeren Miet- und Kaufkosten beliebt. Doch in Dachau kann die Nachfrage nach Wohnraum nicht ansatzweise gedeckt werden. Attraktiv durch die Nähe zum Flughafen und die sehr gute Verkehrsanbindung mit S-Bahn und Regionalzug steigen die Immobilienpreise in Dachau stetig: "Viel gebaut wird nicht, aber es wird nachverdichtet", sagt Makler Stanko Cvijanovic. In der alten Schlossbergbrauerei entstehen 19 Wohnungen. Auf dem Areal der früheren MD Papierfabrik hat der Abriss begonnen. Hier soll ein urbanes Quartier für rund 2000 Menschen entstehen. In Fürstenfeldbruck wird als Nachverdichtung ein großer Parkplatz mit Wohnungen überbaut.

Im Landkreis Starnberg (hier: Tutzing) vermieten viele Privatleute überteuert ihren Wohnraum.
Im Landkreis Starnberg (hier: Tutzing) vermieten viele Privatleute überteuert ihren Wohnraum. © imago/blickwinkel

Landkreis Starnberg: Private vermieten teuer Wohnraum

Der Starnberger Markt ist sehr begehrt, aber auch sehr eng: Die Stadt am See ist Spitzenreiter beim Preis für Einfamilienhäuser mit einem durchschnittlichen Kaufpreis von mehr als 1,7 Millionen Euro. Tutzing jedoch ist dabei, bis zu 25 Wohnungen im Einheimischen-Modell zu bauen, mit einer Miete von rund 10 Euro pro Quadratmeter. Interessenten müssen fünf Jahre in Tutzing gelebt haben. Maklerin Ursula Bluhm: "Im Landkreis Starnberg wird jeder Hobbyraum am Hang ausgebaut. Privatleute vermieten hier für teures Geld." Das Problem: Die Angebote sind oft überteuert, weil Vermieter aus Unkenntnis Nutzfläche zur Wohnfläche schlagen. 

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