Polizei verschweigt Anschlag auf Asylunterkunft in München - kein Einzelfall!

Unbekannte fluten eine Flüchtlingsunterkunft im Tollkirschenweg in der Fasanerie-Nord. Ein Millionenschaden entsteht. Öffentlich wird der Anschlag von vermutlich Rechtsradikalen erst ein Jahr später – im Sicherheitsreport.
von  AZ
Immer noch eine Baustelle: Die Flüchtlingsunterkunft zehn Monate nach dem Vandalismus.
Immer noch eine Baustelle: Die Flüchtlingsunterkunft zehn Monate nach dem Vandalismus. © Sophia Dittmann

München - Die Tat, die einen Schaden von drei Millionen Euro verursachte, wurde knapp ein Jahr lang kleingeredet: Im Sommer 2017 wird eine im Bau befindliche Unterkunft für Flüchtlinge in der Fasanerie-Nord mit Wasser geflutet. Von der Polizei wird der Vorfall als Einbruch kommuniziert, in einem Polizeibericht taucht er nicht auf, Zeugenaufruf Fehlanzeige. Die Täter wurden bis heute nicht gefasst.

Dabei war es mutwillige Zerstörung: Nachts legten Unbekannte zwei Wasserschläuche in den Rohbau und drehten die Wasserhähne voll auf. Rund 13 Stunden lang strömte das Wasser in das Gebäude und richtete enormen Schaden an. Eine Überschwemmung herbeizuführen ist ein eigener Straftatbestand. Wer damit Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft.

Taten bleiben unerwähnt - laut Staatsregierung kein Einzelfall

Die Polizei vermutete Rechtsradikale hinter der Tat, das Kommissariat für politisch motivierte Kriminalität ermittelt. Doch erst zehn Monate später, im Sicherheitsreport der Polizei, findet sich die Tat im Detail beschrieben. Ein Millionenschaden als Randnotiz, mögliche fremdenfeindliche Motive nicht erwähnenswert? Dem zuständigen Polizeikommissariat für Staatsschutz war der Vorfall jedenfalls keine Erwähnung wert – und das ist kein Einzelfall!

Acht Attacken gegen Unterkünfte, Asylbewerber oder Flüchtlingshelfer wurden in München samt Landkreis verübt und fanden sich nie in einem Bericht der Polizei. Das geht aus einer am 27. März veröffentlichten Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der Münchner Landtagsabgeordneten Katharina Schulze (Grüne) hervor.

Dabei ist die Situation in München besonders brisant: Die Zahl fremdenfeindlicher Straftaten stieg vergangenes Jahr in Stadt und Landkreis um fünf Prozent auf 459 Delikte an. Bayernweit ging die Zahl rechter Straftaten allerdings zurück. Mehr als die Hälfte der 31 rechtsextremistisch motivierten Drohungen entfallen auf München, 17 an der Zahl. Auch Flüchtlingshelfer sind von den vorwiegend verbalen Attacken betroffen und werden von Rechtsradikalen beleidigt.

Geflutete Unterkunft eine der schadensträchtigsten Attacken bundesweit

Die Einrichtung in der Fasanerie-Nord ist eine der schadensträchtigsten Attacken bundesweit, wie die Süddeutsche Zeitung mitteilte. Die Unterkunft, in der einmal bis zu 50 Flüchtlinge wohnen sollen, steht bis heute leer. 

Ein ähnlich niederträchtiger Vorfall ereignete sich am 2. Dezember auf dem Pasinger Bahnhofsplatz. Fußballfans prügelten dort auf syrische, iranische und afghanische Asylsuchende ein. Auch dies war im Polizeibericht nicht erwähnt worden. 

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